(K)ein Rockstar für eine Nacht: Wenn Fanliebe weiter geht... (German Edition)
Handywecker klingelte. Heftig atmend schob ich die Decke von mir. Ich hätte erleichtert sein sollen, dass es nur ein Traum war, doch noch immer konnte ich das Blut auf meiner Zungenspitze schmecken, kupfrig und klebrig. Realität von Traum zu trennen, war in diesem Moment genau so wenig möglich, wie den Papst davon zu überzeugen sein Amt nieder zu legen. Erschöpft schleppten mich meine beiden Füße schlürfend in das kleine Bad. Der kleine rechteckige Spiegel zeigte mir ein fremdes, altes, eingefallenes Gesicht, welches der Leichenblässe gefährlich nahe stand. Vielleicht war es doch kein Traum und ich verlor tatsächlich so viel Blut? Mir war jede Option realistisch genug, wenn ich schon einen Geist gesehen hatte, welcher mein Ebenbild meiner Kindheit war. Noch immer kam es mir so surreal vor, dass mir ein ironisches Lächeln über die Lippen fuhr, doch schon im nächsten Moment erinnerte ich mich wieder an den Vorabend. Mein armes Herz, es war in tausende Teile zerbrochen, lag in Scherben vor meinen Füßen, doch fühlte ich mich noch zu schwach es aufzulesen und zum Neuen zusammenzufügen. Nach und nach kam mir das Bewusstsein, dass es so nicht weiter gehen konnte, dass ich mich entscheiden musste, ob ich Peter eine zweite Chance geben, oder mich von ihm scheiden lassen würde. In diesem Augenblick stand es noch in der Waage, doch wie sollte es sein wenn erst einige Tage, oder Wochen vergingen. Ich wusste es nicht, doch übermannte mich das Gefühl, dass ich es bald wissen würde. Nachdem ich mich etwas menschlicher fühlte, spritzte ich mir eine Handvoll eiskaltes Wasser ins Gesicht, um wach zu werden, tupfte es mit einem Frotteehandtuch trocken, betrachtete mich erneut im Spiegel und ein Geistesblitz durchfuhr mich wie eine bittere Erkenntnis. „So Susanna Angelika Behringer, jetzt erfüllst du dir deinen sehnlichsten Wunsch, wenn du auch dadurch die nächsten Monate schauen musst, wie du über die Runden kommst!“, sprach ich mir selbst Mut zu, legte das Handtuch über den Beckenrand des Waschbeckens und lief hinüber ins Wohnzimmer, um meinem finnischen Freund zu schreiben „Ich fliege heute nach Helsinki! Bitte versteh das nicht falsch, nur kann ich im Moment nicht hier bleiben, aber ich kann es dir erklären, wenn ich da bin, dann melde ich mich wieder bei dir!“ Kaum dass ich auf „Senden“ gedrückt hatte, packte ich den Laptop in die dazu passende Tasche samt Kabel, sah mich noch einmal um, ob ich etwas vergessen hatte, und lief rüber ins Schlafzimmer. Mir blieb keine Zeit mir zu überlegen, was ich nun mitnehmen wollte, sondern griff blind in den Schrank, schmiss alles Mögliche in einen Koffer, schnappte mir dann mein Kosmetikköfferchen und schmiss dieses ebenfalls in den Koffer, ehe dass ich diesen zu machte. Hastig brachte ich den Koffer mit der Laptoptasche hinunter in die Tiefgarage, wo mein schwarzer Kleinwagen stand, verstaute alles im Kofferraum und fuhr los Ich wusste, hätte ich nur einen einzigen Augenblick länger nachgedacht, hätte ich mich wieder um entschieden, nicht zu fliegen, doch jetzt da ich in dem Auto saß und auf dem Weg zur Autobahn war, um zum Nürnberger Flughafen zu kommen, festigte sich mein Entschluss Ville sehen zu wollen nur umso mehr. Am Flughafen angekommen, stand ich nun mitten in dieser riesigen, überfüllten Halle und sah mich verloren um, bis mir nur wenige Meter entfernt ein Infoschalter einer der zahlreichen Fluggesellschaften auffiel, auf welchen ich schon zusteuerte, ehe dass ich mir dieser Entscheidung bewusst war. „Hallo, wie kann ich Ihnen helfen?“, strahlte mich eine der beiden Damen in ihren dunkelblauen maßgeschneiderten Anzügen der Fluggesellschaft freundlich an. „Ich brauche einen Flug nach Helsinki!“, sagte ich knapp und hoffte, dass sie mir meine Aufregung nicht anmerkte, da ich mir verfolgt vorgekommen war und das nur, weil es hier einfach nur überfüllt war. „Einfach, oder mit Rückflug?“, tippte sie flink und routiniert in die Tastatur ein, worauf ich wirklich am überlegen war, ob ich für immer in Helsinki bleiben wollte, doch ohne Job, war dieser Gedanke undenklich. „Mit Rückflug!“, entschied ich, dann sah sie auf ihren Bildschirm, tippte es ein. „Wann wollen Sie zurückkommen?“, fragte sie nun, ohne ihren Blick vom Bildschirm zu lösen. „Em.“ fiel mir erst nicht ein, wann ich überhaupt zurückkommen wollte, doch dann entschied ich mich, dass erst einmal drei Tage reichen müssten. „Vielleicht drei
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