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Kein Schatten ohne Licht

Kein Schatten ohne Licht

Titel: Kein Schatten ohne Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Guenter
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und ließ ihm das gleiche Lächeln zukommen. „Ich habe mir irgendetwas Spannendes vorgestellt, als du gesagt hast, wir müssten etwas erledigen. Und Jonathan ist alles andere als spannend.“
    Isak machte sich nicht einmal die Mühe, schuldbewusst auszusehen. Stattdessen erwiderte er ihr Lächeln schwach. „Unterhaltet euch einfach. Bitte. Ich bin mir sicher, dass ihr euch einigen werdet.“
    Jonathan sah in etwa genauso überzeugt aus ,wie sie selbst sich fühlte. Er war jedoch derjenige, der sich als Erster einen Ruck gab und die Tür zu seinem Zimmer ein wenig weiter aufzog. „Kommst du jetzt rein?“
    „ Ich tue das hier nur unter Protest“, seufzte Melica leise. „Nur, damit ihr Bescheid wisst.“

~*~
    „ Hübsch hast du's hier.“ Höflichkeit musste schließlich sein. Auch wenn sie in diesem Fall höchst unangebracht war, denn Jonathans Zimmer war alles andere als hübsch. Skeptisch ließ Melica ihren Blick über die unzähligen Bücherstapel wandern, die überall in diesem Raum verteilt waren, im Regal, auf dem Boden und auf etwas, unter dem Melica die Ansätze eines Schreibtisches erkennen konnte. Neben Jonathans Bett bot der Raum keine Sitzgelegenheit, weshalb sie seufzend die Arme übereinanderschlug und sich gegen die Wand lehnte.
    „ Dir ist aber schon bewusst, dass wir hier auch eine Bibliothek besitzen?“, vergewisserte sie sich dann.
    „ Die Bibliothek wurde in den letzten Wochen ja andauernd von jemandem anderen blockiert“, schoss Jonathan wie aus der Pistole geschossen zurück. „Doch ich gehe davon aus, dass du nicht gekommen bist, um mit mir ausgerechnet darüber zu sprechen.“
    „ Oh ja, richtig“, sagte Melica und richtete sich etwas auf, weil sie hoffte, dadurch ein wenig an Eindruck zu gewinnen. 1,55 Meter waren schließlich zum Fürchten. „Bist du allen Ernstes immer noch wütend auf mich, weil ich deinen Platz im Zirkel eingenommen habe? Das ist doch komplett bescheuert!“
    „ Dass du mir meinen Platz gestohlen hast, hat nichts mit meiner Entscheidung zu tun.“
    „ Ich habe dir rein gar nichts gestohlen!“ Die Worte purzelten so schnell aus ihrem Mund wie Sandkörner aus einer zerschlagenen Sanduhr.
    „ Selbst wenn es so wäre. Ich habe es dir doch schon gesagt, Melica. Dass ich dich nicht gehen lasse, steht in keinem Zusammenhang zum Inneren Zirkel.“
    „ Achja?“ Ungläubig hob Melica die Augenbrauen. „Woran liegt deine bescheuerte Entscheidung denn sonst?“
    „ Das kann ich dir nicht sagen.“
    „ Dann ist das so“, befand Melica und wandte sich zum Gehen. „Ich gehe mal davon aus, dass du weißt, dass ich mich davon nicht aufhalten lasse.“
    Ein raues Lachen. „Du hast immer noch keine Ahnung, was du da sagst. Du hast immer noch keine Ahnung, was es heißt, ein Dämon zu sein. Absolut keine Ahnung.“
    „ Muss ich mir Sorgen um dich machen oder warum sprichst du auf einmal so seltsam?“, fragte Melica gespielt verwirrt, bevor sie einen Mundwinkel spöttisch anhob. „Obwohl... Vergiss das. Hatte schon ganz verdrängt, dass du immer solchen Blödsinn von dir gibst.“
    Das Geräusch, das daraufhin ertönte, konnte unmöglich von Jonathan stammen. Davon war Melica überzeugt. Das Problem war nur, dass sie beide die einzigen Personen in diesem Raum waren. Und sie selbst hätte ein solch kaltes Schnauben niemals ausstoßen können, nicht einmal in ihren dunkelsten und hoffnungslosesten Stunden.
    Melica verstand, was dies bedeuten musste, wehrte sich aber krampfhaft gegen diesen Gedanken. Es war schlicht zu abwegig.
    Nun, zumindest bis zu dem Moment, in dem sich seine Miene veränderte, verzerrte und Jonathan bis zur Unkenntlichkeit hin entstellte. Ein Gefühl der Panik rann wie flüssiges Gift durch ihre Venen. Nach Luft japsend wich sie zurück und prallte hart mit ihrem Rücken gegen die Wand. „Was ist mit dir?“
    „ Nichts ist mit mir. Gar nichts.“
    Melica hatte schon oft gehört, dass man bei aufgebrachten Personen eine Ader an der Stirn pulsieren sehen konnte. Eine solche Ader hatte sie jedoch noch nie gesehen. Es gab allerdings für alles ein erstes Mal und so starrte sie das heftig pochende bläuliche Etwas auf Jonathans Stirn teils neugierig,teils ängstlich an. Es ließ ihn gleich viel weniger schön wirken.
    „ Ich hasse es nur, dich andauernd belügen zu müssen, nur weil dein Onkel Angst hat, dich zu verwirren!“, fuhr Jonathan wütend fort. „Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie sehr mir dieses ganze Theater auf den Geist

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