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Kein Schatten ohne Licht

Kein Schatten ohne Licht

Titel: Kein Schatten ohne Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Guenter
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getan, die nicht ihrem Wesen entsprachen und die sie schon in der Sekunde bereut hatte, in der sie geschehen waren.
    „ Was? Nein! Natürlich nicht!“ Unverhohlenes Entsetzen schwang in Jonathans Stimme mit, so glasklar und deutlich, dass es vieles sein konnte, aber nicht gespielt.
    Melicas Hoffnung fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus bei eisernem Wind. Sie seufzte leise. Alle Schuld stumpf bei Jonathan abzuladen wäre um so viel einfacher gewesen.
    „ Ehrlich, Melica! Du musst mir glauben!“ Offenbar hatte Jonathan noch nicht verstanden, dass sie dies bereits tat. Leider. „Ich habe meine Macht noch nie eingesetzt, noch kein einziges Mal! Bis heute! Das schwöre ich.“
    „ Ist schon gut. Ich glaube dir“, gab Melica schweren Herzens zu, bevor sie leicht den Kopf schräg legte. „Allerdings erklärt das noch immer nicht, warum du mich nicht gehen lassen willst. Liegt es an Gregor? Machst du wirklich so verzweifelt alles, was er möchte? Auch, wenn deshalb unendlich viele Menschen sterben könnten? Für so dumm hätte ich nicht einmal dich gehalten.“
    „ Als ob es Gregor interessieren würde, ob ich ihm helfe oder dir!“, widersprach Jonathan heftig. „Nein, Melica, mit dem Thema habe ich abgeschlossen.“
    Oh. Das war neu. „Was ist es dann?“
    „ Ich habe es versprochen. Und egal, was du auch von mir denken magst: meine Versprechen halte ich. Immer.“
    Wow. So wie es aussah, hatte Melica nach sechs Monaten und zwei Wochen endlich Jonathans erste positive Eigenschaft entdeckt. Der Mensch steckte eben voller Überraschungen. Selbst dann, wenn er klinisch gesehen tot war.
    „ Wem?“
    Ein unsicheres Grinsen flackerte über Jonathans Gesicht. Dann schüttelte er heftig den Kopf. „Sie würde mich hassen, wenn ich es dir verraten würde.“
    Es war seltsam. In dem Moment, in dem Jonathans Worte ihren Verstand erreichten, tauchte dort noch etwas anderes auf, eine Art Suchraster, ähnlich denen, die in jeder Fernsehserie und in jedem Film verwendet wurden, um einen Täter nach bestimmten Kriterien aufzustöbern. In Sekundenschnelle glich Melica sämtliche Informationen über jede weibliche Person ab, die für so ein Verhalten infrage kam und bei der es mehr als ein Achselzucken hervorrufen würde, wenn Melica vom Erdboden verschwand. Das Ergebnis war so verwirrend wie eindeutig.
    „ Ich hätte wirklich nie gedacht, dass ausgerechnet du auf sie hereinfällst.“
    Jonathan hob schockiert den Kopf. Ein überraschtes Keuchen verließ seine Lippen, als er ihr wissendes Lächeln sah. „Sie bringt mich um“, murmelte Jonathan leise und fuhr sich verzweifelt durchs Haar. „Wie konnte ich nur so unvorsichtig sein?“
    „ Unvorsichtig? Das warst du nicht. Ich kenne nur sonst niemanden, der sich hinter meinem Rücken an dich gewandt hätte, ohne mir vorher zu sagen, was er von meinem Vorhaben hält. Aber du musst dir keine Sorgen machen. Sie tut keiner Fliege etwas. Nicht einmal einer genmanipulierten Fliege mit perfekter Frisur.“
    Als Jonathan nicht die Spur von Amüsement zeigte, erkannte Melica, dass ihm die Situation wirklich zusetzen musste. Oder aber ihr Satz war einfach nicht witzig gewesen, was Melica aber eigentlich für ausgeschlossen hielt. Sie war schließlich Melica Parker. Alles, was sie sagte, war witzig.
    „ Jetzt noch einmal für beschränkte Dämonen wie mich: du lässt mich nur nicht gehen, weil du es ihr versprochen hast?“
    „ Ja. Natürlich.“
    Melica ließ sich Zeit mit ihrer Antwort. Als sie schließlich sprach, lag ein kleines, kaum merkliches Lächeln auf ihren Zügen. „Du kannst nicht zufällig ein Flugzeug steuern, oder?“
    Heillose Verwirrung. „Alle Schattenkrieger können fliegen.“
    Bei dem Grinsen, das sich daraufhin auf Melicas Lippen ausbreitete, war es ein Wunder, dass Jonathan sie nicht für vollkommen geistesgestört hielt. Obwohl... wer wusste das schon? Vielleicht tat er das sogar. Melica war es egal. Sie hatte alles erfahren, was sie hatte wissen wollen.

~*~
    „ Melica! Halt! Wo willst du hin?“ Isak bemühte sich verzweifelt, mit ihr Schritt zu halten. „Hallo? Sprichst du nicht mehr mit mir? Bist du wütend auf mich? Was hat Jonathan über mich gesagt?“
    „ Dass du dumm, fies und ungerecht bist.“ Melica dachte nicht einmal daran, langsamer zu werden und stürmte weiter mit ausladenden Schritten durch die Gänge. „Aber das ist nicht so wichtig. Wir verschwenden hier nur unsere Zeit. Geh bitte auf der Stelle zurück in den Speisesaal und

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