Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Schatten ohne Licht

Kein Schatten ohne Licht

Titel: Kein Schatten ohne Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Guenter
Vom Netzwerk:
geht?“
    „ Ich“, Melica wollte etwas sagen, wollte es wirklich, aber ihr Verstand war wie leergefegt.
    „ Natürlich kannst du das nicht! Wie solltest du auch?“ Ein kratziges Lachen stahl sich aus Jonathans Mund. „Melica! Ich möchte, dass du mir einen Gefallen tust. Du gehst mir auf die Nerven. Ich will kein Wort mehr von dir hören.“
    „ Wie bitte?“, fragte Melica empört. Sie wollte zumindest. Denn die beste Idee der Weltgeschichte brachte nicht einmal ein schmales Streichholz zum Umknicken, wenn man keine Möglichkeit hatte, sie zu realisieren. Mit weit aufgerissenen Augen klappte Melica ihren Mund zu, nur, um ihn Sekunden später wieder zu öffnen. Ihre Lippen formten Worte, doch diese verhalten still und ungehört in den klagenden Weiten der Welt. So sehr Melica sich auch bemühte, kein Ton verließ ihren Mund, ob sie nun zu schreien versuchte, zu flüstern oder auch nur zu seufzen. Irgendetwas war da, irgendwo in ihrem Hals, irgendetwas, das gegen sie arbeitete.
    Jonathan beobachtete ihre erfolglosen Bemühungen mit einem schmerzlichen Lächeln. „Verstehst du jetzt, was ich dir sagen will, Melica? Du bist absolut machtlos gegen mich.“ Er schüttelte traurig den Kopf. „Sprich, wenn du magst.“
    „ Was zur Hölle war das?“ Angst und Entsetzen.
    „ Das, Melica, war mein Versuch, dir zu zeigen, warum du nicht gehen wirst, wenn ich dagegen bin. Selbst wenn du es willst – du kannst es nicht.“
    „ Aber“, Melica verstand nicht. Die Gedanken rasten durch ihren Kopf, bruchstückhaft und ließen sich nicht zusammenfügen. „Warum hast du diese Macht über mich, ich meine... verdammt nochmal! Wie zum Teufel hast du das gemacht? Das ist doch nicht normal!“
    „ Eigentlich müsstest du die Antwort bereits kennen. Zumindest habe ich mit dir bereits darüber gesprochen. Vor langer Zeit.“
    Unter normalen Umständen war sie durchaus in der Lage, zwei Gedankengänge logisch miteinander zu verknüpfen. Unter normalen Umständen war sie jedoch auch fähig, Töne von sich zu geben, ohne vorher einen blonden, ignoranten, eitlen Idioten um Erlaubnis zu fragen. „Ich weiß wirklich nicht, was du meinst.“
    Jonathan fuhr sich geschafft durchs Haar. „Das macht es nicht einfacher, aber... in Ordnung, Melica. Erinnerst du dich daran, dass wir dir erklärten, dass der Gefährte eines jeden Dämons die Pflicht hat, auf seinen Partner zu achten? Weil du zu der Zeit, in der ich dir zum ersten Mal begegnet bin, aber nicht wusstest, wer dich verwandelt hatte, lag die Vermutung nahe, dass es niemanden gibt, der auf dich aufpasst. Wie du weißt, habe ich damals aus diesem Grund Anspruch auf dich erhoben, deshalb und weil die Gefahr bestand, dass dein Gefährte ein Sarcone sein konnte. Wir haben dir bereits gesagt, dass ich als dein Mentor viele Entscheidungen für dich treffen kann. Ich glaube aber, dass du bisher nicht weißt, wie stark die Macht wirklich ist, die ich über dich habe.“ Jonathan zögerte. Dann suchte er ihren Blick, sah ihr direkt in die Augen. „Melica, in Bezug auf dich ist meine Macht grenzenlos. Wenn ich will, hast du keine Chance, dich gegen mich zu wehren.“
    Von allen Dingen, die Melica in den letzten Monaten erfahren hatte, war dies nicht das Schrecklichste. Was allerdings nichts daran änderte, dass es absolut angsteinflößend war. „Kurz gesagt bin ich also so etwas wie deine Marionette?“ Sie war selbst überrascht, wie ruhig ihre Stimme klang.
    „ So kann man es auch ausdrücken.“
    „ Und ihr habt mir nichts davon erzählt, weil...“
    „ Isak hat uns darum gebeten. Er wollte dir keine Angst machen. Dass er dich nun zu mir gebracht hat, kann eigentlich nur bedeuten, dass du dich nicht an mein Verbot halten wolltest und er sich Sorgen um die Folgen gemacht hat.“
    „ Wieso?“, fragte Melica erschrocken. „Was für Folgen gibt es denn?“
    „ Gar keine. Du würdest einfach nicht ins Flugzeug klettern können. Doch so, wie ich dich kenne, wärst du dann ähnlich panisch geworden wie gerade eben, als du nicht sprechen konntest. Und vielleicht dachte Isak ja, dass es besser wäre, wenn ich dir davon erzähle.“
    „ Besser? Es ist nicht besser.“
    „ Das verstehe ich.“
    „ Also hast du mich die ganze Zeit manipuliert?“, fragte Melica leise. „All diese Dinge, die ich getan habe... war überhaupt irgendetwas davon mein eigener Wille?“ Es erklärte einfach alles. Deshalb hatte sie sich in den letzten Monaten also so seltsam aufgeführt, hatte laufend Dinge

Weitere Kostenlose Bücher