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Kein Schatten ohne Licht

Kein Schatten ohne Licht

Titel: Kein Schatten ohne Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Guenter
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schnapp dir die anderen. Macht euch sofort auf den Weg.“
    „ Was? Warum? Und was ist mit dir?“ Obwohl er sie nicht verstanden hatte, schien er zumindest stehen geblieben zu sein.
    „ Ich regele das schon. Fliegt bitte los, Isak. Und passt auf euch auf. Ich habe nicht vor, noch jemanden zu verlieren, den ich liebe.“
    Niemand antwortete auf ihre Worte und als sich Melica beim Laufen umdrehte, sah sie, dass ihr Onkel verschwunden war. Sie lächelte. Wenigstens auf ihn konnte sie immer zählen.
    Als Melica Minuten später ihr Ziel erreichte, dachte sie nicht einmal daran, anzuklopfen. Stattdessen riss sie die Tür zum Gemeinschaftsraum so heftig auf, dass sie halb aus den Angeln gerissen wurde.
    Melica würdigte die Tür, die nun so einsam und schief im Türrahmen hing, keines Blickes. Sie trat ohne zu zögern ein, musterte den gemütlich eingerichteten Raum kühl.
    Als sie schließlich den Menschen fand, den sie gesucht hatte, zuckte sie mit keiner Wimper, rannte auf ihn zu, packte ihn an den Oberarmen und riss ihn in die Höhe. „Ich hätte nicht gedacht, dass sich eine Dämonenjägerin ausgerechnet mit einem Dämonen einlassen würde“, blaffte sie und starrte finster zu ihrer Schwester empor.
    Diese starrte nicht minder glücklich zurück. „Johnny hat es dir verraten?“
    „ Johnny?“, echote Melica mit einem ungläubigen Lachen. „Ernsthaft? Wie nennt er dich denn? Liv-Liv? Livieschatz? Schon ein bisschen seltsam, dass ihr euch schon Kosenamen gebt, wo ihr euch doch eigentlich erst ein paar Minuten lang kennt, findest du nicht?“
    Liv biss die Zähne zusammen, schluckte. Melica konnte hören, wie sich ihr Herzschlag unwillkürlich beschleunigte. „Ich kenne Johnny schon länger. Eigentlich haben wir uns schon vor-“
    „ Halt!“, unterbrach Melica sie rasch und schüttelte Liv leicht. „Ich will kein Wort davon hören! Wir werden deinem Johnny jetzt einen Besuch abstatten! Und dann kannst du reden!“ Dann warf sie sich Liv rabiat über die Schulter und machte sich auf in Richtung Tür.
    Erst im letzten Moment wurde ihr bewusst, dass sie eine Person in diesem Raum vollkommen ignoriert hatte, so gefangen war sie in ihrer Aufregung und ihrer Wut. Während sie Liv locker auf ihren Schultern balancierte, drehte sie sich langsam um. Dann zwang sie sich, zu lächeln. „Mach dir bitte keine Sorgen, ja?“
    Paula reagierte nicht, stierte sie weiterhin mit weit aufgerissenen Augen an.
    „ So, ähm“, machte Melica und bewunderte sich selbst für diese Aussagekräftigkeit.
    Zu allem Überfluss begann nun auch noch Liv, unzufrieden herumzurutschen. Als sie damit keinen Erfolg hatte, vergrub sie entschlossen ihre Hand in Melicas Haar und zog fest daran.
    Melica zuckte mit keiner Wimper. Stattdessen fragte sie Paula seufzend: „Kommst du bitte mit?“
    Man mochte von Melicas Familie halten, was man wollte, doch eines konnte man nicht bestreiten: in schwierigen Situationen vertrauten sie einander blind. So zögerte Paula auch nicht, bevor sie sich von der Sofalandschaft erhob, ihr Buch in das Regal stellte und unsicher auf Melica zuging. Mit einem schwachen Lächeln reichte Melica ihr die Hand. Familie. Vertrauen. Liebe.

~*~
    Tip. Tap. Tip. Tap. Tip. Tap. Bis auf das Schlagen ihrer Fingerknöchel gegen den kleinen Klapptisch vor ihrem Sitz war kein Geräusch in der Passagierkabine zu hören. Grabesstille. Nichts rührte sich, alles war ruhig. Was eventuell daran liegen könnte, dass Melica das einzige Lebewesen in diesem Raum war, abgesehen vielleicht von ein, zwei abenteuerlustigen Fliegen.
    Vielleicht war sie ja masochistisch veranlagt. Oder aber die grausame Stille hatte sich langsam in ihrem letzten bisschen Gehirn eingenistet und es wie eine hungrige Raupe von innen heraus zerfressen. Wie sonst sollte man sich erklären, dass sie es tatsächlich wagte, Jonathan alle zwei Minuten unnötige Dinge entgegenzubrüllen?
    „ Du hättest mir halt nicht verraten sollen, dass du ein Flugzeug steuern kannst!“
    „ Mit dir rede ich nicht mehr!“ Jonathans Antwort kam ungewöhnlich spät – offenbar hatte sich der blonde Dämon wirklich anstrengen müssen, um einen Satz von sich zu geben, der keine der unzähligen Schimpfworte beinhaltete, die er ihr in den letzten zwei Stunden schon entgegengeschleudert hatte. „Selbstmordattentäterin!“ Okay. Vielleicht hatte er es ja doch nicht geschafft.
    „ Eine Selbstmordattentäterin bringt Unschuldige vorsätzlich um. Das habe ich eigentlich nicht vor. Aber

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