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Kein Schatten ohne Licht

Kein Schatten ohne Licht

Titel: Kein Schatten ohne Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Guenter
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raschen Schrittes in Richtung Tür stürmte.
    Zurück blieb Melica mit Gedanken, die sich noch immer nicht vollständig beruhigt hatten. Sie versuchte, sie zu ordnen, doch es gelang ihr nicht wirklich. Stattdessen wuchs ihre Verwirrung mit jedem Wimpernschlag. Es gab so viele Dinge, die sie nicht verstand, so viele Fragen, die noch immer offen waren. Melica sah jedoch recht schnell ein, dass Nachdenken sie in diesem Fall nicht weiterbringen würde und nutzte die Gelegenheit, um sich das erste Mal aufmerksam umzusehen.
    Alles um sie herum war weiß. Wie in einer endlosen Schneelandschaft, nur ohne Schnee. Dafür weißer Boden, weiße Wände, weiße Schränke. Einfach überall. Deshalb war die Luft also von diesem starken Desinfektionsgeruch geprägt. Sie befand sich in einem Krankenhaus. Dabei hatte sie nicht gedacht, dass es noch schlimmer kommen konnte.
    Aber man lernte wohl nie aus. Egal, wie schlecht man sich auch fühlte, es konnte immer noch weiter bergab gehen.
    Was der nächste Moment auch nur allzu gut bewies. Die Tür krachte förmlich gegen die Wand, so heftig wurde sie aufgerissen. Sekunden später betrat ihre Mutter das Zimmer. Schon allein an ihrem Gesichtsausdruck konnte Melica erkennen, dass Jane ganz und gar nicht gut gelaunt war. „Tizian meinte, du würdest dich noch immer nicht erinnern? Warum nicht?“, fragte Jane kühl und stemmte wütend ihre Hände in die Hüften.
    Woraufhin Melica förmlich zu strahlen begann. Unangebrachte Vorwürfe und schlechte Laune. Großartig. So kannte sie Jane. Ihr Leben war also doch keine vollständige Lüge, in ihren Erinnerungen war nicht alles falsch. Denn zumindest Jane war hier genauso unsympathisch wie in ihrer scheinbaren Erinnerung.
    Dass sie nicht antwortete, schien ihrer Mutter genauso wenig zu gefallen wie ihr Strahlen. „Warum musst du mir auch immer wieder Schande bereiten?“
    Melicas Grinsen nahm geradezu bizarre Ausmaße an. „Du hast mir auch gefehlt, Mama.“
    „ Erinnerst du dich wirklich nicht oder war das alles nur ein Vorwand, um mir mitzuteilen, wie viel ich dir doch bedeute?“, fragte Jane mit einem Schnauben.
    „ Ich erinnere mich wirklich nicht“, antwortete Melica, bevor sie einladend neben sich auf das Krankenbett klopfte. „Setz dich doch. Ich bin mir sicher, dass es eine Weile dauern wird, aufzuzählen, was du alles aus meinem Gedächtnis gestrichen hast.“
    „ Das klingt so, als dächtest du, ich hätte das freiwillig getan“, erwiderte Jane beleidigt. Sie blieb stehen, bewegte sich nicht von der Stelle. Natürlich würde sie niemals das tun, worum Melica sie gebeten hatte.
    „ Hast du das etwa nicht?“
    „ Natürlich nicht! Ich bin von Anfang an gegen den Plan gewesen! Doch wenn der Innere Zirkel etwas beschlossen hat, dann habe ich wohl kaum die Möglichkeit, mich großartig dagegen zu wehren.“
    „ Irgendwie scheint der Plan ja trotzdem funktioniert zu haben!“, warf Melica ein.
    Was bei Jane zu einem unerwarteten Heiterkeitsanfall führte. „Ganz im Gegenteil, mein Schatz! Nichts, was geschehen ist, ist geplant gewesen! Eigentlich hast du wie immer alles zerstört! Weshalb es umso unglaublicher ist, dass Luzius wirklich besiegt ist!“
    „ Wie sah der Plan denn überhaupt aus?“, fragte Melica.
    Woraufhin sich Jane tatsächlich auf sie zu bewegte und sich auf ihr Bett sinken ließ. Dabei sah sie so unglücklich aus, dass Melica diese Geste wohl kaum als wirklichen Erfolg verbuchen konnte.
    „ Der Plan“, sagte sie seufzend. „Er war eigentlich ganz einfach. Natürlich nicht meine Idee, sonst hätte er ja funktioniert, aber trotzdem ziemlich genial. Es war ein paar Tage her, seit wir herausgefunden hatten, dass wir verraten worden sind. Von Yvonne, einem Mitglied des Inneren Zirkels und deiner besten Freundin. Was mich nicht wundert – du hattest es schon immer drauf, dir die falschen Freunde auszusuchen. Natürlich bist du am Boden zerstört gewesen. Was Zane eiskalt dazu genutzt hat, dich auf seine Seite zu ziehen und dich von dem Plan zu überzeugen. Seiner Meinung nach war dieser unsere letzte Chance, den Krieg doch noch zu gewinnen. Eigentlich hatten wir alles verloren. Unsere einzige Möglichkeit war es also, einen Spitzel in Luzius Reihen zu schaffen. Doch Luzius hätte jeden getötet. Jeden, mit Ausnahme von dir.“
    „ Ich sollte ein Spion sein?“, fragte Melica ungläubig. „Ausgerechnet ich?“
    „ Warum denn nicht? Luzius hätte dich niemals getötet. Du hast ihn am Leben gehalten. Hätte er

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