Kein Schatten ohne Licht
ganz alleine an ihren Hals hielt. „Wenn du es wagst, auch nur einen Schritt näher zu kommen, bringe ich sie um“, drohte er mit erschreckend kalter Stimme. Er war wirklich ein fantastischer Schauspieler.
Die Art und Weise, wie Luzius sie in diesem Augenblick anstarrte, ließ es Melica eiskalt den Rücken hinunterrieseln. Sie hätte schon viel früher bemerken müssen, dass ihr Wille nicht ihr eigener war. Gleichzeitig wütete in ihr jedoch dieses Mitleid, das in ihr die Fragen aufwarf, ob sie richtig handelte oder ob sie nicht alles einfach fürchterlich falsch verstanden hatte.
„ Lasst sie auf der Stelle gehen!“, knurrte Luzius zornentbrannt.
Lockenkopf und auch Zane reagierten mit einem Lachen, das dafür sorgte, dass Melica ihre Angst nicht länger spielen musste. Himmel, die beiden wirkten vollkommen geisteskrank!
„ Warum sollten wir sie gehen lassen, Luzius? Wir wissen doch, wie wichtig sie dir ist!“, spottete Zane mit irre funkelnden Augen. „Du hast verloren. Du kannst gar nicht gewinnen.“
„ Ihr sollt sie sofort freilassen!“ Irgendwie hatte Luzius es geschafft, seine Lautstärke noch einmal dramatisch in die Höhe zu schrauben. Hätte Melica die Möglichkeit gehabt, hätte sie sich die Hände vor die Ohren geschlagen.
„ Verstehst du uns nicht?“, fragte Zane kühl. „Wir werden Melica nicht freilassen. Wir werden sie töten. Langsam. Qualvoll. Direkt vor deinen jämmerlichen Augen.“
Melicas Angst war keine Angst mehr, sondern schiere Panik. Sie hatte sich doch für die falsche Seite entschieden! Diesen Wahnsinn konnte man einfach nicht spielen!
Luzius stieß eine Art Schluchzen aus, so erbärmlich und verzweifelt, dass man es ganz und gar nicht mit dem Fürsten der Unterwelt in Verbindung bringen konnte. Es gar nicht mit ihm in Verbindung bringen wollte. „Ich bitte euch... bitte! Bringt sie nicht um!“
Jeder Zweifel in Melica erstarb. Um so reden zu können, musste Luzius sie tatsächlich lieben. Verdammte Scheiße nochmal. Sie hatte einen Fehler gemacht! Zum ersten Mal begann sie zu versuchen, sich aus Lockenkopfs Armen zu winden.
Erfolglos. Er war viel stärker als sie. „Bitte!“, flüsterte sie, doch ihre Stimme brach.
Woraufhin sich Luzius Schluchzen in das eines kleinen Kindes verwandelte. Melica fühlte sich schuldig, ihm solche Qualen zu bereiten. „Ich liebe dich“, flüsterte sie, doch sie wagte es dabei nicht, ihm in die Augen zu sehen.
„ Was muss ich tun, damit ihr sie verschont?“, fragte Luzius mit kraftloser Stimme. „Sagt irgendetwas! Ich tue alles dafür!“
Melica schloss die Augen. Sie hatte gewusst, dass dieser Satz kommen würde. Natürlich hatte sie das, schließlich hatte sie genau darauf gebaut, als sie auf Lockenkopf zugestürmt war und ihm ihr Messer gegeben hatte. Dass sie es jetzt aus tiefstem Herzen bereute, machte alles nur noch schlimmer.
„ Du kannst sie tatsächlich retten“, sagte Zane und es klang so, als wäre ihm diese Idee erst in diesem Moment gekommen. „Dein Leben im Tausch für ihres. Ist Melica nicht ein großartiger Grund zum Sterben?“
„ Ihr wollt, dass ich mich umbringe?“, fragte Luzius entsetzt.
„ Um Melicas Leben zu retten“, antwortete Lockenkopf. „Ja.“
Luzius Antwort ließ keine Sekunde auf sich warten. „Das kann ich nicht tun. Das werde ich nicht tun. Niemals.“
Jedes seiner Worte schmerzte wie ein brutaler Schlag ins Gesicht. Melica rutschten die Beine weg. Erst im letzten Augenblick konnte Lockenkopf sie wieder auffangen.
Luzius warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. „Nicht, weil ich dich nicht liebe. Sondern weil es absolut nichts bringen würde. Du und ich, wir sind miteinander verbunden. Wenn du stirbst, sterbe auch ich, wenn ich sterbe, stirbst auch du. Wir sind die zwei Seiten einer Münze.“
Melica wusste nicht, ob sie sich entsetzt oder erleichtert fühlen sollte, weshalb sie sich für eine bizarre Mischung aus beidem entschied. Es war auch nebensächlich.
Neben den Ausrufen puren Unglaubens von Lockenkopf und Zane ging ihre Reaktion ohnehin ungesehen unter.
„ Du lügst, nicht wahr? Natürlich lügst du!“, brüllte Lockenkopf wütend und drückte die Messerklinge in seinem Zorn etwas fester an Melicas Hals.
Ein kurzer, scharfer Schmerz schoss durch ihren Körper und ließ sie kurz aufstöhnen. Woraufhin sich der Druck auf ihren Hals wieder etwas lockerte. „Wegen dir hätte ich sie eben fast getötet!“, fauchte er dann in Luzius Richtung.
Dieser zuckte
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