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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Kommissar so verwundert dreinblickte, fügte er hinzu: »Das sah schon so aus, als wir hier eintrafen. Die ersten, die kamen, waren die Rettungssanitäter. Als man sie rief, ging man noch von einem Unfall aus. Dann sah man im Krankenhaus die Verletzungen und verständigte uns. Aber bis wir hier waren, hatte die Mutter des Brokers schon alles saubergemacht.«
    »Wie, alles saubergemacht?«
    »Na ja, sie kam hier an, mit Putzlappen und Eimer und voilà: weg waren alle Blutspuren.«
    Giampieri schaute den Beamten ungläubig an: »Wo ist sie jetzt?«
    »Sie müssen unten im Hauseingang sein. Sie und ihr Sohn wohnen im obersten Stock.«
    Der Ingenieur schaute sich noch aufmerksamer um und versuchte, seine Wut zu zügeln. Ein Tatort, der gründlich verändert worden war, stellte einen schlechten Anfang dar. Nun ging es nicht mehr, wie sonst, darum, alles zu begutachten, was nicht am rechten Platz war, sondern all das zu finden, was wieder zurechtgerückt worden war. Von der Mutter des Brokers oder, vorher noch, vom Mörder.
    »Mir wurde gesagt, man habe ihr den Schädel eingeschlagen, ist das richtig?«, fragte er und konzentrierte sich dabei auf einen klobigen Briefbeschwerer aus Quarz, der auf dem Schreibtisch stand.
    »Ja. Aber mir scheint, daran sind keine Blutspuren.«
    »Gibt es hier auch eine Toilette?«
    »Hinter der Tür da. Aber es sind keine erkennbaren Spuren mehr da – die Frau hat auch dort gewerkelt.«
    |24| Man wird die Siphons und alles andere checken müssen, dachte Giampieri. »Gleich trifft auch die Spurensicherung ein. Vielleicht unternehmt ihr erst mal nichts weiter.« Er übersah die Grimasse des Beamten und versuchte, sich auf den Raum zu konzentrieren. Der Schreibtisch des Mädchens war aufgeräumt, Papiere und Mappen waren zu zwei, drei Stapeln aufgeschichtet, ein Telefon, ein Terminkalender, Kugelschreiber, Bleistifte, Tesafilm, Heftklammern, Tischkalender und alles, was normalerweise in einem Büro gebraucht wurde. Zur Linken der Sekretärin befand sich eine Verlängerung des Tisches, die bis an die Wand reichte. Darauf standen Computerbildschirm, Tastatur und Maus.
    Der Ingenieur wickelte seinen Finger in ein Taschentuch und schlug beiläufig ein paar Tasten an. Auf dem Monitor erschien der Schriftzug: »Letztes Booting: 8.27 Uhr.«
    Vor der Tür wartete der ranghöchste Beamte. »Bring mich zum Broker«, sagte Giampieri zu ihm.
     
    Giulio Mantero war ein blasses Männchen mit verschrecktem Gesichtsausdruck. Seine Haare waren zu einem Seitenscheitel gekämmt, rasiert hatte er sich noch nicht. Was dagegen an der Mutter auffiel, war weniger das aschblond gefärbte Haar, als vielmehr ihre aufgereckte Haltung und die Augen, die sie ihrem Gegenüber direkt ins Gesicht bohrte.
    »Guten Tag. Ich bin Vizekommissar Giampieri.«
    »Rechtsanwalt Mantero. Giulio Mantero«, sagte dieser und reichte ihm eine schlaffe Hand.
    »Wir haben Doktor Venuti bereits alles gesagt«, schaltete die Mutter sich mit fester Stimme ein.
    »Guten Tag. Frau Mantero, nehme ich an?«
    »Nein, Valenti. Rita Valenti. Mantero war der Nachname meines verschiedenen Mannes.«
    |25| »Natürlich. Können Sie mir erklären, Frau Valenti, wie Sie auf die glorreiche Idee gekommen sind, die Spuren eines Mordes zu beseitigen?«
    »Mord?! Sie ist …«
    »Noch nicht. Aber es besteht wenig Hoffnung, dass sie gerettet werden kann.«
    Die Frau schien nicht besonders betroffen: »Dass es Mord war, also dass man sie überfallen hatte, das merkte ich erst, als die Beamten hier eintrafen. Ich dachte, die Ärmste wäre gefallen und hätte sich den Kopf angeschlagen.«
    »Ein Hallelujah auf alle Gefallenen. Da hätte nicht einmal ein Kopfsprung vom Schreibtisch gereicht.«
    Die Frau sagte nichts.
    »Haben Sie sie gefunden?«
    »Nein, mein Sohn.«
    Giampieri schaute sich den Mann noch einmal genauer an. Sein Alter war undefinierbar, er konnte ein ältlicher Mittdreißiger sein oder ein junggebliebener Mittvierziger. Die kaum angedeuteten Geheimratsecken und die Agilität der Mutter ließen jedoch auf Ersteres schließen.
    »Rechtsanwalt, sagten Sie? Ich dachte …«
    »Ja, jetzt arbeite ich als Broker, aber ich habe einige Jahre praktiziert. Der Titel ist mir geblieben.« Er lächelte.
    Der Ingenieur merkte sich dieses Lächeln, ebenso wie die feuchten Haare: Er musste soeben aus der Dusche gekommen sein.
    »Wo war das Mädchen?«
    Die Finger des Anwalts zitterten leicht, als er auf den Boden vor sich zeigte. »Sie lag da unten, zwischen

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