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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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vorbei war.
    Ein Mord. Der erste richtige Mord, für ihn allein.
    »Entschuldige, ich muss los. Sind wir fertig?« Er bereute sofort, dass die Frage so brüsk geklungen hatte, sie zuckte mit den Schultern. »Dein Pech, ich wollte ein neues Gel an dir ausprobieren.« Die Massage war im schönsten Moment |15| unterbrochen worden, beide waren unbefriedigt. Der Ingenieur lächelte: »Okay. Aber wir müssen schnell machen.«
     
    Der Mann erwachte aus der Erstarrung, ließ sich die Waffe abnehmen. »Entschuldigt … Ich wusste nicht … Ich bin ein Kollege. Wachschutz. Ich sah, wie Sie ihn verfolgten, Sie schrien, er solle stehenbleiben, und da dachte ich …«
    Marco Luciani baute sich bedrohlich vor ihm auf. »Was dachtest du? Sag’s mir, du Dämlack, was dachtest du? Dass du mich besser abknallen solltest?«
    Iannece schob sich zwischen die beiden, der Wachschutzmann hatte seine ganze Selbstsicherheit verloren.
    »Was weiß denn ich? Ich habe ja gar nicht geschossen, ich habe Sie nur aufgehalten. Sie hätten ein Handtaschendieb oder Räuber sein können. Oder ein Mörder.«
    »Klar, als Jogger verkleidet. Genial. Aber leider hast du Pech, ich bin Polizeikommissar.«
    Der andere schlug einen Moment die Augen nieder, dann versuchte er zu reagieren.
    »Was wollen Sie eigentlich? Ich habe nur meine Pflicht getan.«
    »Ach ja? Und gehört es auch zu deinen Pflichten, außerhalb der Dienstzeit mit der Knarre herumzufuchteln? Iannece, nimm mal die Personalien von diesem Überflieger auf.«
    Da läutete das Handy des Beamten. Iannece ging ran und wurde bleich: »Heilige Jungfrau, sag ihm, ich komme sofort. Ein Notfall, Commissario«, sagte er zu Luciani.
    Der Wachschutzmann sah sofort seine Chance. »Tut mir leid, wenn ich Ihnen weh getan habe, Herr Kommissar, aber auch ich … schauen Sie mal, ich habe mir die Hose zerrissen. Können wir es nicht dabei bewenden lassen?«
    In Marco Lucianis Unterarm pochte ein stechender Schmerz. Sein schweißnasser Körper fing an auszukühlen. |16| Er überlegte einen Moment, dann gab er ihm zu verstehen, er solle verschwinden.
     
    Er war versucht, ihr zu sagen, dass es bei dem Anruf um einen Mordfall ging, vielleicht hätte sie das erregt. Oder es hätte sie im Gegenteil nur verschreckt. Er hatte sich als Informatiker ausgegeben, nicht als Polizist, und sie jetzt aufzuklären, wäre zu kompliziert gewesen.
    Amalia tupfte das Gel in sein Haar, dann nahm sie ihm den Schutzumhang ab und fragte, ob alles okay sei. Er setzte seine Nickelbrille auf die Nase und lächelte zufrieden, aber ja doch, im Grunde war er immer noch ein hübscher Junge. Klar, er war dabei, die schreckeinflößende Grenze der dreißig zu überschreiten, aber andererseits hatte er noch nicht ein graues Haar. Mit dem gegelten Kurzhaarschnitt, dem schmalen, stets gepflegten Kinnbart sah er zweifellos einige Jahre jünger aus, als er war.
    Er küsste sie auf beide Wangen, sie betrachtete ihn und sagte, beinahe errötend:
    »Entschuldige, ich will dir die ganze Zeit schon etwas sagen.«
    Der Vizekommissar spürte, wie seine Knie weich wurden. »Das mag vielleicht ein bisschen vorlaut wirken …«
    »Nein, nein, sprich ruhig.«
    »Nun, ich wollte dir raten … Ich finde, du solltest deinen Kinnbart abnehmen, das würde besser aussehen.«
    Sie sah die Enttäuschung in seinen Augen und versuchte sofort, die Scharte auszuwetzen: »Ich wollte nicht sagen, dass du so nicht auch gut aussiehst. Es ist nur so, dass …«
    »Dass?«
    »Er dich ein bisschen alt macht. Ja, meiner Meinung nach wirkst du dadurch älter.«
    Giampieri rang sich ein Lächeln ab, aber was er hinkriegte, war nicht mehr als ein schmerzverzerrtes Grinsen. |17| Für wie alt hielt sie ihn denn? Dreiunddreißig? Fünfunddreißig etwa?
    »Bitte, ich wusste es: Ich hätte es dir nicht sagen sollen«, sagte Amalia, gespielt zerknirscht.
    »Nein, ach wo. Im Gegenteil.« Er klammerte sich an ihr aufgesetztes Schuldbewusstsein wie an eine Regenrinne, während sie ihn aus dem zwanzigsten Stockwerk segeln ließ. Er massierte seinen Kinnbart, der ihm jetzt wie das Fell einer räudigen Ratte erschien.
    »Weißt du was? Wenn ich heute Abend nach Hause komme, schneide ich ihn ab.«
     
    Marco Luciani stillte die Blutung provisorisch mit seinem T-Shirt, und nun spürte er auch, dass ihm ein schmerzhaftes Horn am Schädel wuchs. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er auch mit dem Kopf auf den Asphalt geknallt war.
    »Hast du diesen Bilderbuch-Idioten gesehen? Es sind genau diese

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