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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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das wirklich gut«, murmelte er.
    Bevor er die Augen schloss, sah er noch, wie sie in den Spiegel lächelte und unter ihren langen braunen Locken errötete. Seit dem letzten Mal hatte sie noch ein, zwei Kilo abgenommen, vielleicht war sie jetzt ein bisschen zu mager, aber in Stöckelschuhen und mit einem Rock, der die Rundung ihres Gesäßes hervorhob, musste sie phantastisch aussehen.
    Ihre Finger schienen ihm eine Botschaft durch die Kopfhaut zu senden, dass sie hier nicht nur einen Job erledigte, sondern es auch gerne draußen, an einem anderen Ort, unter anderen Umständen getan hätte.
     
    Beim vierten Tempolauf – der Puls lag bei über hundertsiebzig, und sein Blick begann sich zu trüben – raste er an einer Bar vorbei, die gerade aufmachte; der Wirt wandte sich ihm zu, einen Arm ausgestreckt, dann kam ihm zur Linken ein anderer Jogger entgegen, der eine Geste andeutete und ihm etwas zuzurufen schien, aber die Musik dröhnte so laut, dass er nichts hörte. Reflexartig drehte er den Kopf, um dem anderen nachzusehen, und so nahm er den Mann nicht wahr, der gerade vor ihm aus der Stirnseite des Gebäudes trat; erst im letzten Moment sah er aus dem Augenwinkel, wie dieser voll auf Kollisionskurs ging. Beine, Schuhe und Kopfhörerkabel verhedderten sich, und sie schlugen hin. Er spürte einen stechenden Schmerz im rechten Knie, sein Kopf drehte sich, und ein paar Sekunden lang sah er die Sterne funkeln. Dann stützte er sich mit einer Hand ab, um |13| wieder auf die Beine zu kommen, und sah am linken Unterarm eine mit Blut und Dreck besudelte Schürfwunde.
    Instinktiv fühlte er sich schuldig, da er glaubte, einen harmlosen Passanten über den Haufen gerannt zu haben. Er holte Luft, um sich zu entschuldigen, aber als er den Blick hob, sah er, dass der andere schon direkt vor ihm stand, die Beine leicht gespreizt, eine Beretta 84F im Anschlag, mit beiden Händen direkt auf Luciani gerichtet.
     
    Der Schmerz im Nacken hatte sich gelegt, die Spannung löste sich. Er spürte irgendwo tief in seinem Bauch, dass dies genau der richtige Moment war, um sie zu sich einzuladen. Er räusperte sich, damit seine Stimme fester klingen würde, unbeschwert, aber entschieden: »Du, Freitagabend ist ein Konzert der …« In diesem Augenblick vibrierte das Handy in seiner rechten Tasche, und gleich darauf hatten die Noten von »Kotetsu Jeeg« den Zauber gebrochen. Das war der Klingelton, den er für die Anrufe aus dem Büro eingestellt hatte – er musste rangehen. Er entschuldigte sich, sie zog die Hände zurück und gab seinen Rücken frei.
    »Hallo.«
    »Herr Ingenieur, hier ist Calabrò. Störe ich?«
    »Nein, keine Angst. Ich bin hier bei … in der Bar, trinke gerade Kaffee.«
    »Ein Notfall. Ein Mord.«
    »Bin gleich da.«
     
    »Halt! Keine Bewegung, oder ich mach dich kalt!«
    »Was soll der Scheiß …«
    Er zog das Kopfhörerkabel vom Hals. Der Discman war ein paar Meter weit geflogen, die Batterien lagen in der Gegend verstreut.
    Da hörte er eine Stimme hinter sich: »Nein! Halt! Um Himmels willen! Halt!«
    |14| Oberinspektor Antonio Iannece kam unbeholfen in seiner Uniform angerannt, die rechte Hand am Pistolenholster. Er kniete sich keuchend neben Luciani und half ihm auf.
    »Heilige Jungfrau, Commissario, alles in Ordnung? Haben Sie sich weh getan?«
    Marco Luciani faltete seine hundertsiebenundneunzig Zentimeter auseinander wie einen Zollstock, stellte sich auf die Füße und rieb sich das schmerzende Knie. Regungslos stand der andere Mann vor ihm, immer noch die Waffe im Anschlag. Er sah aus wie eine Werbetafel vor einer Agentur für Body Guards.
    »Iannece, sag diesem Idioten, er soll die Knarre runternehmen, sonst schiebe ich sie ihm sonst wo rein!«
    Der Beamte ging vorsichtig zwei Schritte vorwärts, drückte die Pistole hinunter und legte dem Mann eine Hand auf die Schulter. »Ganz ruhig, was machen Sie denn? Geben Sie mir die Waffe. Das ist … war … ist Kommissar Luciani.«
     
    »Wo ist es passiert, Calabrò?«
    »In Rapallo. Eine junge Frau.«
    »Gut. Ich komme sofort, setz Iannece ins Bild und sag ihm, er soll mir mit dem Wagen entgegenkommen, wir treffen uns vor dem Rinascente-Kaufhaus.«
    Vizekommissar Nicola Giampieri klappte das Handy zu und steckte es in die Tasche. Dann warf er einen Blick in den Spiegel und betrachtete von unten her Amalias aufmerksames Gesicht. Die Einladung war noch nicht ausgesprochen, aber nun hatte sich sein Magen zusammengezogen, er spürte, dass der passende Augenblick

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