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Kein Schlaf für Commissario Luciani

Kein Schlaf für Commissario Luciani

Titel: Kein Schlaf für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Seiten in irrsinniger Geschwindigkeit vorbeirauschte und sich die anderen Autos an den Bildschirmrand klammerten. Nur hatte man hier keine zwei oder drei Zusatzleben.
    »Wer ist das Opfer, Iannece?«
    »Eine junge Frau, eine gewisse Barbara Ameri, fünfundzwanzig Jahre, Sekretärin. Sie wurde in ihrem Büro überfallen.«
    »Gut, ich wollte nur sagen, wenn schon alles vorbei ist, keine Schießerei im Gange, dann können wir vielleicht auch fünf Minuten später kommen, das ändert nichts.«
    »Sie machen Witze! In fünf Minuten kann der Täter seine Spuren verwischen und die Straßensperren überwinden.«
    »Ich verstehe, aber wenn … Achtung!«
    Iannece riss das Steuer nach links. Wie durch ein Wunder konnte er einer Greisin ausweichen, die über die Straße ging.
    »Sakra, willst du dich umbringen?!«, schrie Iannece ihr nach, einen Blick in den Rückspiegel werfend. »Hörst du denn die Sirene nicht?«
    |21| »Iannece, sieh zu, dass du den Fuß vom Gas nimmst, bevor wir noch einen Mordfall haben.«
    »Gut, das wäre aber Totschlag gewesen. Außerdem sind Sie schuld, Sie lenken mich ab. Ich fahre um unser Leben, und Sie plaudern, ich muss mir mal eins von diesen Schildern besorgen: ›Nicht mit dem Fahrer sprechen‹.«
    Giampieri verzichtete auf eine Replik, er beschränkte sich auf ein stummes Gebet und schwieg bis zur Mautstelle von Nervi.
    »Wer ist am Tatort?«
    »Die Jungs aus Rapallo. Kommissar Venuti.«
    Giampieri schnitt eine Grimasse. Auch wenn er der Chef der Genueser Mordkommission war, so war dieser Venuti doch der Ranghöhere.
    »Und haben Sie irgendetwas von Kommissar Luciani gehört?«
    Iannece hüstelte. »Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit er seinen Rücktritt eingereicht hat«, log er. »Ich glaube jedenfalls nicht, dass er zurückkommt.«
    Einige Minuten später rasten sie in die Ausfahrt. Wahrscheinlich mit neuem Streckenrekord.
    »Wohin wollen Sie zuerst, Ingegnere? Ins Krankenhaus oder an den Tatort?«
    »Wie, ins Krankenhaus?«
    »Na ja, als man das Mädchen fand, war es noch am Leben. Vor einer Stunde hat man sie ins Krankenhaus gebracht, aber sie wird es wohl nicht mehr lange machen.«
    Giampieri schaltete die Sirene ab. »Was?! Vor einer Stunde?! Wann zum Teufel …«
    »Sie wurde heute Vormittag gegen neun Uhr überfallen. Dann hat man Erste Hilfe geleistet und sie ins Krankenhaus geschafft, sie lag im Koma. Als man feststellte, dass es sich nicht um einen Unfall, sondern um versuchten Mord, das heißt inzwischen wohl um Mord handelte, riefen sie |22| die Kollegen von Rapallo. Und die haben, in aller Gemütsruhe, uns informiert.«
    Giampieri drehte die Augen gen Himmel und sagte nur: »Tatort.«
    Der Hauseingang in der Via Bixio wurde von den Beamten der örtlichen Dienststelle belagert. Mit Absperrband war ein großräumiger Bereich abgeteilt worden, der die Schaulustigen fernhielt. Der Ingenieur bahnte sich einen Weg: »Giampieri, Mordkommission.«
    Ein Beamter schob das Band beiseite und ließ ihn passieren. »Kommissar Venuti ist fort, er ist im Krankenhaus und spricht mit den Eltern des Mädchens.«
    »Aha. Kann ich mich schon mal umsehen?«
    »Bitte, Herr Kommissar, ich bringe Sie hin.«
    Sie kamen in die Eingangshalle, wo mindestens zehn Personen standen, wahrscheinlich die Mieter des Hauses. Sie redeten untereinander und mit einem Inspektor, der in ein Notizbuch schrieb. Ein Beamter der örtlichen Kriminaltechnik erwartete ihn auf der Türschwelle und ließ ihn Überschuhe, einen Kittel und eine weiße Haube anziehen.
    Er kam durch eine Tür, die eine Goldplakette mit dem Schriftzug »GIULIO MANTERO – BROKER« zierte, und fand sich in einem geräumigen Empfangszimmer wieder. Die Einrichtung war unauffällig: Garderobenhaken und Schirmständer, vier Sessel für die Kunden, der Schreibtisch der Sekretärin, gerahmte Drucke von Impressionisten an den Wänden. Ein Beamter sammelte Beweisstücke in Plastiktütchen.
    »Wurde sie da drinnen umgebracht?«, fragte Giampieri und zeigte auf die dunkle Holztür, die vermutlich in das Arbeitszimmer des Anwalts führte.
    »Nein, sie wurde hier gefunden, neben dem Schreibtisch.«
    »Hier?!« Der Ingenieur schaute sich verwundert um. Alles wirkte aufgeräumt, auf dem Terrazzoboden lag kein |23| Fitzelchen Papier, kein umgestürzter Stuhl, überhaupt nichts. Er merkte, dass ein starker Geruch nach Reinigungsmittel im Raum hing.
    »Das soll der Tatort sein?«
    »Jawohl«, antwortete der Beamte, und da er sich denken konnte, warum der

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