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Kein Schwein bringt mich um

Kein Schwein bringt mich um

Titel: Kein Schwein bringt mich um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Michael; Springenberg Bresser
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leben?«
    Â»Schweine dürfen so leben, Menschen nicht«, grunzte er. »Das ist auch eine Philosophie.« Wir schienen auf einer Wellenlänge zu surfen.
    Ich war traurig, denn bis auf Pedder verstand mich keiner. Warum tat ich mich nur so schwer, den weiß Gott nicht ungefährlichen Schnüfflerjob an den Nagel zu hängen und stattdessen einen gemütlichen Lebensabend mit meiner geliebten Karin zu verbringen? Vielleicht, weil ich mich einfach noch nicht nach Lebensabend fühlte?
    Egal, wie ich mich entscheiden würde, momentan war ich noch in Amt und Würden. Außerdem war Arbeit immer noch die beste Medizin gegen trübe Gedanken. Ich beschloss, Grabowski meine Schnapsvorräte zu überlassen und mich dem Geschäft zu widmen.
    Es war zwar nicht gänzlich auszuschließen, dass der Schrebergarten-Terrorist Heiner Menke hinter dem Anschlag auf Luna steckte, allein mir fehlte der Glaube.
    Also war es wohl das Beste, den nächsten Exmann unter die Lupe zu nehmen: Georg Deitert. Ich zog meine Notizen zurate: sechsundfünfzig Jahre alt, Inhaber mehrerer Gaststätten in Havixbeck, Coesfeld, Gladbeck und Bottrop mit wenig verheißungsvollen Namen wie »Rote Liebe«, »Dat Fass« und »Zwetschgenbaum«.
    Da die Lokale um diese Uhrzeit mit Sicherheit noch nicht auf Betriebstemperatur waren, tackerte ich seine Privatadresse, die Lindenallee 6 in Coesfeld, ins Navi und gab Gummi.
    Musikalisch untermalt von den gutklassigen Stücken der neuen Motörhead- CD – ehrlich erworben und nicht aus dem Internet gesaugt, wohlgemerkt –, sauste ich durch Münsterländer Wiesen, Felder und Wälder, bis irgendwann die Bebauung dichter wurde und ich im mondänen Coesfeld landete.
    Deitert hatte sich auf einem schnieken Fleckchen Erde niedergelassen. Als ich meinen Wagen auf dem Parkstreifen ausrollen ließ und dabei einen Blick durch das riesige Eisentor warf – der Rest des fußballplatzgroßen Grundstücks war von einer mannshohen Hecke eingefasst –, kam mir spontan der Gedanke, ins Gaststättengewerbe einzusteigen. Das riesige Haupthaus – ich würde es mal als weiß getünchten Bunker bezeichnen – war definitiv nicht für einen Hartz- IV -Jahresscheck zu haben.
    Andererseits durfte ich jetzt gar nicht mehr den Job wechseln, ohne Karin um Erlaubnis zu fragen. Am Ende hatte sie noch eine Allergie gegen Kochgerüche oder wollte einen Mann, der pünktlich zur »Tagesschau«-Zeit zu Hause war und nicht seine Abende in Kneipen verbrachte, selbst wenn es aus beruflichen Gründen war.
    Genug gelästert.
    Das Handy klingelte.
    Â»Nannen.«
    Â»Und?«
    Ich schwor, mir beim nächsten Benz eine Freisprecheinrichtung zu gönnen. Leider war der Zeitpunkt nicht abzusehen, wann ich mir ein Auto über fünfhundert Euro leisten konnte. Ich bremste.
    Â»Wer spricht da?«
    Â»Otto. Du hast dich lange nicht mehr gemeldet. Hast du den Stalker überführt? Ich kann in meiner momentanen Verfassung nur eine Kerze in der Kirche für Luna anzünden und beten.«
    Â»Ich bin auf einem guten Weg, mein Bester. Das Schwein schnappen wir. Versprochen. Ich verdächtige Lunas Exgatten. Gerade fahre ich auf Deiterts Hof. Ich melde mich, sobald ich mehr weiß.«
    Â»Soll ich noch mehr Kerzen anzünden? Ich will auch mein Scherflein zur Ermittlung beitragen. Auch wenn ich nicht wie sonst die Fäuste sprechen lassen kann.«
    Ich musste lachen.
    Â»Die Dülmener Verbrecherwelt ist froh, dass Terminator Baumeister gehandicapt ist. Kerzen sind okay.«
    Wir verabschiedeten uns.
    Ich brachte den Motor zum Schweigen, versuchte lässig die Fahrertür aufzustoßen und scheiterte kläglich.
    Â»Wieder mein sauer verdientes Geld zur Kfz-Werkstatt tragen«, dachte ich, bis ich zwei Kinderschädel auf der anderen Seite der Scheibe entdeckte.
    Â»Sonnenbrille, mach den Sittich!«, drang es gedämpft ins Wageninnere. Dazu ein Gesichtsausdruck, der nichts, aber auch gar nichts von einer unschuldigen Kindheit ausstrahlte.
    Furchtlos, wie ich war, drückte ich feste gegen die Tür, und so stand ich wenig später zwei Rotzlöffeln gegenüber, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Zusammen wogen sie sicher neunzig Kilo, wobei der eine doppelt so schwer wie der andere war. Dafür fehlte dem Korpulenteren der beiden ein Drittel an Länge, um gleich groß

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