Kein Schwein bringt mich um
vergnügte mich dort auf dem Spielplatz, baute im Sandkasten eine wunderschöne Burg, reparierte eine Vogelscheuche und kletterte dann auf das Flachdach des Kinderhorts.
Jetzt erst mal ausstrecken, verschnaufen und horchen. Der Hummer war nicht zu überhören, fuhr aber meiner Ansicht nach ziellos in der Gegend herum. Ich checkte mein Handy, um den Ãbeltäter zu identifizieren. Na klar, Grabowski hatte mich zu dieser wahnwitzigen Flucht gezwungen.
Sicherheitshalber wartete ich eine halbe Stunde, bevor ich zurückrief. »Was ist los, Peter? Ich hoffe, es ist was Wichtiges.«
»Kannste einen drauf lassen. Warum hat das so lange gedauert, bis du dich gemeldet hast?«, fragte er mit vorwurfsvollem Unterton.
»Erzähl ich später. Also, was geht ab?«
»Auf Luna ist wieder ein Anschlag verübt worden.«
»Wo?« Mir schoss durch den Kopf, dass ich jetzt sowohl Heiner Menke als auch Georg Deitert von der Liste der Verdächtigen streichen konnte.
»Bei ihr zu Hause.«
»Ich komme so schnell wie möglich. Könnte aber noch ein Stündchen dauern. Bis gleich.«
Ich drückte das Gespräch weg, wartete noch ein bisschen und machte mich auf den Weg zum Wagen. Während des Rückwegs hatte ich schon ein flaues Gefühl in der Magengegend, obwohl ich davon ausging, dass meine Verfolger die Suche aufgegeben hatten.
Bis auf das entfernte Bellen eines Hundes war es ein ruhiger Spaziergang. Die Maske hatte ich mittlerweile abgestreift.
»Na, Schätzchen, hast du dich auch tüchtig amüsiert?«, begrüÃte ich meine Blechkiste und streichelte liebevoll über das Lenkrad. »Dann bring mich mal flott zu Luna Mancini.«
Das rollende Etwas gehorchte aufs Wort, sodass ich pünktlich zum Beginn des »Heute-Journals« auf Lunas Klingel drücken konnte.
»Wer ist da?« Gurkennase.
»Dieter. Mach auf.«
Mir wurde Einlass gewährt. Peter führte mich ins Wohnzimmer, wo eine aufgelöste Schlagerdiva auf uns wartete. Im Raum war es sehr zugig, kein Wunder, lag doch die Fensterscheibe in unzähligen Kleinteilen auf dem Boden. Ein nettes Puzzle, selbst für Autisten eine Herausforderung.
»Herr Nannen, ist das nicht schrecklich? Um ein Haar wäre es um mich geschehen gewesen.« Da Mancini wieder heftig dem Alkoholkonsum gefrönt hatte, lieà ich mich von Grabowski auf den aktuellen Stand bringen. Er hatte zwar definitiv nicht weniger getankt, war aber halt Profi.
»Viel gibt es nicht zu erzählen. Wir beide hatten es uns so richtig gemütlich gemacht, als plötzlich die Scheibe zersprang.«
»Ein ohrenbetäubender Lärm, Herr Nannen, einfach furchtbar«, gab Luna ihren Senf dazu.
»Und dann?«
»Dann hat Peter mich gerettet und dabei sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt!« Schwups, hatte Gurkennase die Schlagertante am Hals hängen.
Nach erfolgreicher Befreiung übernahm Grabowski wieder das Sprechkommando: »Da ich weiÃ, dass Fensterscheiben selten von allein zerspringen, habe ich Luna von der Couch gerissen und in die Ecke gezogen. Keine Sekunde zu spät, denn die nächste Kugel ist direkt ins Sofa eingeschlagen. Dann habe ich dich sofort angerufen, aber du warst ja nicht erreichbar.« Schon wieder dieser vorwurfsvolle Unterton.
»War mitten in einer Beschattung«, versuchte ich mich reflexartig zu rechtfertigen. »Habt ihr die Polizei verständigt?«
»Klar. Reichert persönlich war hier, hat unsere Aussagen aufgenommen, Fotos gemacht und ist dann rüber zum gegenüberliegenden Gebäude.«
Ich blickte aus dem Fenster. Tatsächlich, auf dem Dach des dreistöckigen Hauses wanderte ein Lichtkegel hin und her.
»Ich werde unserem Freund und Helfer mal einen Höflichkeitsbesuch abstatten. Ihr bleibt hier.«
Ludger Reichert und ein Kollege, der mir bisher noch nicht über den Weg gelaufen war, wanderten missmutig auf dem Flachdach herum.
»Dieter Nannen, Harald Faltermüller«, machte Reichert uns bekannt. Ludger war nicht im Entferntesten anzumerken, dass er mich noch vor wenigen Stunden grundlos in den Knast gesteckt hatte. Egal, ich war nicht nachtragend.
Ich hielt mich lieber an Reichert: »Was haben wir?«
»Wir haben überhaupt nichts. Oder gehören Sie mittlerweile zu unserem Verein?«
»Jetzt haben Sie sich nicht so. SchlieÃlich geht es hier um Leben und Tod. AuÃerdem habe ich noch einen gut bei
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