Kein Schwein bringt mich um
Killer mehr durchs Münsterland streifen. Denk nur an die Gangster, die du kaltgestellt hast: die Satansbrut, den Mörder vom alten Eckolt, den Poetenschlächter, den FuÃballmeuchler oder zuletzt den Karnickelkiller.«
»Jawoll, du bist ein Held, Dieter!«, schallte es aus dem Kaninchengehege. Jetzt verstand ich nicht nur Schweinisch, sondern auch noch Langohrisch.
»Den Fall mit der Satansbrut hast du doch überhaupt nicht mitbekommen. Da warst du noch gar nicht auf der Welt.«
»Aber die Kaninchen. Meinst du etwa, wir tauschen uns nicht aus? Du bist vielleicht naiv!«
»Ist ja schon gut. Dann mache ich mich mal auf den Weg. Tschüs, Freunde.«
Auf meinem Marsch zum Haupthaus wurde ich begleitet von einem mehrstimmig, aber schief intonierten »For Heâs a Jolly Good Fellow«. Hach, war das rührend.
In besagtem Haupthaus war Grabowski damit beschäftigt, Ottos Wellensittiche einzufangen.
»So ein Dreck. Ich wollte ihnen was zu spachteln geben, und die sind einfach ausgebüxt.«
Zwei umgekippte Stühle, ein zerbrochenes Weinglas und eine Schramme an Peters Stirn zeugten von der wilden Jagd. Die Vögel hatten es sich auf dem Buchregal bequem gemacht und lachten sich ins Fäustchen oder wie immer das beim Geflügel heiÃen mochte. Nur mit Mühe und Not und einem Quantum Gewalt konnte ich Gurkennase abhalten, die Regalwand hochzuklettern.
»Lass gut sein, alter Schwede, wir haben Wichtigeres zu tun. Die Zwitscherköppe werden schon nicht abhauen.«
Ich steckte den Revolver in die Jacke und Grabowski ein Messer in die Hosentasche, dann enterten wir den Escort.
Während der Fahrt schwiegen wir. Man merkte deutlich, dass wir unseren düsteren Gedanken nachhingen, gepaart mit einer gewissen Nervosität. SchlieÃlich würden wir gleich dem Mörder gegenüberstehen.
Als Treffpunkt hatten wir einen Tümpel zwischen Buldern und Darup gewählt, den ich von früher kannte. Ich hatte einen dieser so typischen wie langweiligen Fremdgehfälle angenommen, und die zu observierende Dame hatte sich in einem heruntergekommenen Bootshaus an ebendiesem Weiher mit ihrem Lover getroffen. Sicherlich gab es gemütlichere Ecken, um der Wollust zu frönen, aber zumindest musste man in dieser Abgeschiedenheit nicht mit unerwartetem Besuch rechnen.
Da ich auf diesem Fleckchen Erde viel Zeit verbracht hatte, kannte ich mich dort gut aus. Der Ort war ideal für unsere Zwecke.
Wir parkten den Schlitten am StraÃenrand und pirschten durchs Unterholz, bis wir die Rückseite der Holzhütte erreichten. Vorsichtig lugte ich um die Ecke.
Der Killer hatte sich auf einem Holzstumpf niedergelassen und lieà seinen Blick über den Tümpel gleiten. Zwischendurch schaute er nach links zum Trampelpfad, dann auf seine Armbanduhr, dann nach rechts auf den schmalen Weg. Ich gab Gurkennase ein Zeichen, und während ich mich eng an die Holzwand gedrückt nach vorne arbeitete, schlug Peter sich auf der anderen Seite in die Büsche.
Als ich die vordere Ecke des Bootshauses erreicht hatte, hörte ich den vor sich hin pfeifenden Grabowski den Waldweg entlangkommen. Wie erwartet sprang der Mörder auf und stellte sich breitbeinig hin. Seine rechte Hand war in der Jacke verborgen.
Mit der durch die Aufklärung zahlreicher Mordfälle erlangten Routine schlich ich mich im Rücken des Killers an und drückte ihm den Revolverlauf an den Hinterkopf.
»Das ist für Otto«, zischte ich und zog ihm den Knauf über den Schädel. Der so Getroffene verabschiedete sich fürs Erste ins Reich der Träume.
Neben der persönlichen Befriedigung war der Schlag auf den Hinterkopf auch dem Umstand geschuldet, dass Grabowski und ich geschworen hatten, keinerlei Risiko einzugehen. SchlieÃlich hatten wir es hier mit einem Doppelmörder zu tun.
Als Peter registriert hatte, dass die Luft rein war, stieà er zu uns und krächzte mit heiserer Stimme: »Ist er tot?«
»Nur bewusstlos. Los, wir durchsuchen ihn.«
In der rechten Jackentasche steckte wie vermutet eine Pistole, ansonsten förderten wir ein Portemonnaie und Eukalyptusbonbons zutage. Ich überprüfte die Knarre und reichte sie Grabowski mit den Worten: »Pass gut auf, die ist geladen und entsichert.«
»Und nun?«, flüsterte Peter, obwohl wir bis auf ein paar Vögel und Fische allein waren.
»Jetzt wecken wir das Schwein. Willst du, oder
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