Kein Sex ist auch keine Loesung

Frühstücks
     ja auch kein Wunder ist.
    Was jetzt folgt, kann ich mit Worten nicht beschreiben. Sie können sich aber beispielhaft das Feuerwerk in
Über
den Dächern von Nizza
ansehen. Das trifft es nämlich ganz gut. Falls Sie aber die DVD gerade nicht zur Hand haben – hier die Kurzfassung: explosive
     Mischung aus bodennahen Effekten und atemberaubenden Phantasiebildern bei enormer Steighöhe.
     
    |91| Wie der Name schon sagt, mündet der One-Night-Stand meist in einen verkaterten Morgen, an dem man sich nichts sehnlicher wünscht,
     als fluchtartig den Tatort zu verlassen. Nun hatte ich wahrlich schon genügend Quickies an den unmöglichsten Orten, aber den
     ersten Sex auf einen Sonntagvormittag zu legen ist taktisch mehr als unklug. Man kann – um dem 48, 2-Probleme -Gequatsche der Frauen zu entgehen – nicht einfach erschöpftes Einschlafen vortäuschen, ohne als Schlaffi aus der Geschichte
     hervorzugehen. Nach Hause abhauen, weil man das Pflegekaninchen über Nacht nicht allein lassen will, wirkt mittags um halb
     eins eher unglaubwürdig. Und das Fußballtraining – von der Ausreden-Seriosität zwar auf den oberen Plätzen anzusiedeln – scheint
     mir jetzt irgendwie auch unpassend.
    Zusätzlich werfen sich nach derartigen, aus hormonellen Überreaktionen entstandenen, Kurzschlusshandlungen meist eine Vielzahl
     gravierender Fragen auf.
     
    Fragen, die sich Frauen nach dem ersten gemeinsamen Sex stellen (hier nur die ersten fünf):
Was habe ich da bloß gemacht!?
Sitzt mein Make-up noch?
Was wohl Gabi, Biggi und Susi (wahlweise austauschbare Namen der drei besten Freundinnen) dazu sagen?
Ob er meine Zellulitis bemerkt hat?
    Aber die wichtigste Frage lautet:
Haben wir jetzt eine Beziehung???
     
    Fragen, die sich Männer danach stellen:
Wie heißt sie noch gleich?
Finde ich sie jetzt noch attraktiv? Wenn ja, wann werden wir |92| den nächsten Sex haben? Wenn nein, wann werden wir den nächsten Sex haben?
Ob ich wohl noch lange bleiben muss oder es heute endlich mal zum Training schaffe?
Ob sie meinen großen Schwanz bemerkt hat?
    Und die wichtigste Frage lautet:
Denkt sie etwa, wir haben jetzt eine Beziehung?!?
    Einen ungünstigeren Zeitpunkt hätte ich mir im Hinblick auf meinen Rückzug also wirklich nicht aussuchen können. Ansonsten
     fühle ich mich großartig. Wie jemand, der nach tagelanger Tortur und qualvollen Anstrengungen endlich, vor den Augen Millionen
     begeisterter Zuschauer, mit der olympischen Fackel im Ziel einläuft.
    Ich blicke neben mir auf die beiden Zöpfe, die gerade im Begriff sind, sich in zwei Vogelnester zu verwandeln. Wie hübsch
     sie aussieht, mit ihren glühenden Wangen und den vollen Lippen, die sich nun allerdings zu einem bedauernden Lächeln formen.
    «Du, ich muss mich jetzt leider beeilen. Heute möchte ich unbedingt mal wieder zum Sport», sagt sie schonungslos und untermalt
     den Ernst der Lage noch durch einen gehetzten Blick auf die Uhr.
    «Außerdem soll ich ja später noch die Korrekturen machen und die Umverpackungen bauen.»
    Und während sie aus verschiedenen Ecken des Zimmers ihre Sportsachen zusammensucht, macht sie mir mit den Worten «Du kannst
     gern noch etwas bleiben und die Tür dann einfach hinter dir zuziehen» nebenbei unmissverständlich klar, dass sie bei ihrer
     Rückkehr niemanden mehr vorzufinden wünscht.
    |93| Ich fühle mich wie jemand, der nach tagelanger Tortur und qualvollen Anstrengungen einsam und mit der erloschenen olympischen
     Fackel am falschen Ort einläuft. Kein Publikum, kein Beifall. Nur das dringende Bedürfnis, die Lage durch ein paar klärende,
     besonders schlaue Bemerkungen zu entschärfen.
    «Mist», ächze ich also mit gespielter Bestürztheit, «beinahe hätte ich ja meine Verabredung mit Nadja vergessen.»
    Ja, lachen Sie nur.
    Aber etwas Besseres ist mir auf die Schnelle nun mal leider nicht eingefallen. Betont munter blicke ich mich also im Zimmer
     um, so, als ob ich mir nichts Lustigeres vorstellen könnte, als nach fertig geturntem Liebesakt gehetzt und ungeduscht das
     Haus zu verlassen. Fröhlich pfeifend beginne ich, meine Klamotten zu suchen.
    Elisa grinst vielsagend.
    «Na, das trifft sich ja gut. Dann wünsche ich dir noch einen schönen Sonntag.» Und ohne eine Spur des Bedauerns oder nagender
     Eifersucht verschwindet sie im Bad.
    Unmöglich, dass sie mich durchschaut hat, auch wenn ich das lieber glauben möchte als alles andere, was mir gerade so in den
     Sinn kommt. Zum Beispiel, dass Elisa eine