Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
Vom Netzwerk:
egomanische, sexbesessene Bestie ist, die mir aus lauter Gehässigkeit auch noch
     demonstrieren muss, dass sie nach unserem Manöver körperlich noch längst nicht ausgepowert ist und deswegen flugs zum Sport
     eilt.
    Konrad Adenauer hat einmal gesagt: «Ehrungen, das ist, wenn die Gerechtigkeit ihren guten Tag hat.»
    Und heute? Hat die Ungerechtigkeit heute einen guten oder einen schlechten Tag?
    |94| Ich suche krampfhaft meine Socken und finde sie schließlich unter dem Kopfkissen, keine Ahnung, wie die da hingekommen sind.
     Hastig ziehe ich meine Schuhe an. Wenn hier einer als Erster geht, dann bin das ja wohl ich, und zwar endgültig. Schließlich
     habe ich bekommen, was ich wollte – um es mal mit Nadjas Worten zu sagen   –, und werde jetzt lieber das Feld räumen, bevor die Ungerechtigkeit noch einen schlechten Monat hat.
    Im Flur stoße ich fast mit Elisa zusammen, die aus dem Bad kommt und ihre Haare zu einem Zopf gebändigt hat. Sie sieht taufrisch
     und erschreckend unternehmungslustig aus.
    Ich würde mich gern übergeben. Stattdessen überlege ich, ob meine Entscheidung, ohne ein Wort zu sagen, das Feld zu räumen,
     nicht vielleicht doch etwas übereilt war.
    Im Gänsemarsch verlassen wir also gemeinsam die Wohnung. Elisa, mit wippendem Zopf voran, ich, mit hängendem Kopf hinterher.
    Draußen, vor dem Haus, bleibt sie abrupt stehen, dreht sich zu mir um und gibt mir einen schnellen Kuss auf die Wange. Dann
     steigt sie auf ihr Mountainbike und radelt davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.
     
    Ich finde, es gibt Dinge, die zwei Menschen typischerweise tun, wenn sie sich nach einem leidenschaftlichen Akt der Liebe
     verabschieden:
Man küsst sich, als wäre es der letzte Kuss – wegen der vielen Fälle, in denen Leute nach dem Zigarettenholengehen tatsächlich
     nie wiederaufgetaucht sind.
Die Frau versichert dem Mann, wie gut er im Bett war.
|95| Der Mann versichert der Frau – auf deren Verlangen   –, dass er sie anrufen wird.
    Lieber Gott, lass mich jetzt bitte einfach aufwachen und feststellen, dass alles ein böser Traum war und es sich stattdessen
     nicht folgendermaßen zugetragen hat:
    Elisa hat mich von Anfang an durchschaut. Mich daraufhin kaltblütig den halben Vormittag Schwachsinn labern lassen – dabei
     mit innerer Genugtuung den Anstieg meiner Schweißperlen belächelt   –, um mich anschließend sexuell auszubeuten. Und dann, nach vollzogenem Akt sozusagen, schiebt sie mich eiskalt ab.
    Das ist doch mein Part! Ich bin schließlich der Mann, ich sollte derjenige sein, der keine Zeit hat, keine Nachrichten schickt,
     nicht anruft und erst recht keinen Wert auf ein Wiedersehen legt.
     
    Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, wie oft mir an diesem Sonntag noch das Wort «Luder» durch den Kopf geht. In der Häufigkeit
     sicher nur übertroffen durch «Miststück» und, ebenfalls in den Top Five, «Schlampe». Weniger häufig, aber sicher nicht unter
     einer Million Mal, denke ich außerdem «Biest» und «Rache».
    Den Rest des Tages verbringe ich mit reichlich Pizza und Bier vor dem Fernseher, kein allzu übler Zeitvertreib, verglichen
     mit nervösem ‹Aufs-Handy-Starren› und ‹Keine-Nachrichten-von-Elisa-Empfangen›. Ein einfaches ‹Es-war-so-schön-mit-dir› würde
     mir ja schon reichen, um sie abzuservieren.
    Ich bin dermaßen aus dem Konzept, dass ich ganz vergesse, mich darüber zu freuen, dass ich somit auch nicht in |96| Erklärungsnot gerate und mir keine Trennungslügen einfallen lassen muss. Jetzt werde ich den Hasen ganz schnell vergessen,
     und dann ist die Geschichte abgehakt!
    Eigentlich.
    Uneigentlich hat die Sache einen klitzekleinen Haken.

[ Navigation ]
    8.
    Wie kann man jemanden vergessen, mit dem man zusammenarbeitet? Okay, vielleicht nicht «zusammen» im herkömmlichen Sinne, aber
     immerhin in derselben Firma. Wir gehen durch denselben Eingang, berühren dieselben Türen, trinken Kaffee aus derselben Maschine
     und atmen dieselbe Büroluft.
    Nur beachten will sie mich einfach nicht. Lediglich ein kurzes Nicken, wenn wir uns zufällig begegnen, sonst nichts. Seit
     drei verdammten Tagen ist es, als hätte ich eine Tarnkappe auf!
    Ich meine, so etwas gehört sich doch wohl nicht. Schließlich hat man sich ja mal ein paar Stunden attraktiv gefunden. Und
     um ehrlich zu sein, finde ich Elisa auch nach wie vor noch äußerst attraktiv, keine Frage. Aber vielleicht ist sie ja auch
     wegen irgendetwas beleidigt? War ich nicht ausdauernd genug?

Weitere Kostenlose Bücher