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Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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können.»
    Ich finde, sie hätte ihre Gier gern etwas fairer zwischen |88| mir und der Schokocreme aufteilen können, schließlich habe ich gerade zwei schwere Tüten und eine immer noch lädierte Wirbelsäule
     fünf Stockwerke zu ihrer Wohnung hochgehievt.
    Für mich hatte sie zur Begrüßung nämlich nur ein verschlafenes Lächeln übrig, was suggeriert, dass ich mich in ihrer Gunst
     unterhalb der Nussnugatcreme bewege. Na ja, immerhin kann man dann auch kaum noch tiefer sinken.
    Während ich, immer noch leicht pikiert – was ich mir aber natürlich nicht anmerken lasse   –, auch noch zwei Flaschen Sekt, diverse Käsesorten und eine ganze Ananas aus den Tüten zaubere, deckt Elisa den Tisch. Verstohlen
     beobachte ich sie bei ihren lässigen Bewegungen. Cool, denke ich. Die Frau ist so cool.
    Aber das weiß ich ja im Grunde schon, da sie mich nicht angerufen hat. Vielleicht ist es auch nur eine höhere Form von Ignoranz.
     Oder gar Schüchternheit? Egal. Jedenfalls hat sich hiermit auch gleich das Problem «Wie begrüßt man eine Frau, mit der man
     zwar schon heftig geknutscht hat, aber nicht weiß, ob diese sich noch daran erinnern kann?» erledigt. Diese Frage hatte mich
     von Stockwerk zwei bis viereinhalb derart umgetrieben, dass ich in Etage fünf übersprungartig damit begann, nach dem Nutella-Glas
     zu fahnden.
    Als der Sektkorken aus der Flasche knallt, stößt Elisa einen unterdrückten Schrei aus und muss lachen. Finden Sie es komisch,
     wenn ich als Mann bemerke, was sie für schöne, strahlende Zähne hat? Zu meiner Verteidigung kann ich aber anführen, dass sie
     auch einen hervorragenden Hintern hat.
    Besser?
    |89| Und wenn wir schon mal dabei sind: Ihr wirres Haar hat sie zu zwei geflochtenen Zöpfen gebändigt, die ihren Kopf bei jeder
     Bewegung wie ein Kettenkarussell umkreisen. Mir wird schon wieder schwindelig.
    Ähnlich wie im Wohnzimmer hat auch hier, in der Küche, alles eine spezielle Note. An den Wänden hängen Schwarzweißfotografien
     – die meisten in aufwendig verschnörkelten Rahmen   –, um den Türrahmen schlängelt sich eine Federboa, und auf dem Kühlschrank steht eines dieser Aquarien mit magnetisch angetriebenen
     Fischen. Wohl der Fernseher für die Katze.
    Wir setzen uns an den Küchentisch, und ich spüre immer noch, wie nervös ich bin. Deshalb leere ich der Einfachheit halber
     die erste Flasche Sekt beinahe allein, was wiederum zur Folge hat, dass ich einen ausschweifenden Monolog über alte Spielfilme
     mit Cary Grant halte.
    Elisa kaut unbeirrt ihr Nutella-Brötchen, während ich – zwar kein bisschen lallend, aber dummerweise etwas schulmeisternd
     – bei
Über den Dächern von Nizza
ankomme und zur Höchstform auflaufe.
    «…   Und als sich dann Cary Grant und Grace Kelly, auf dem Sofa sitzend, küssen, beginnt im Hintergrund ein Feuerwerk zu explodieren
     und   –»
    Unvermittelt steht Elisa auf und bewegt sich langsam auf mich zu.
    Mir bricht der Schweiß aus.
    «Also, es heißt, dass dieses Feuerwerk   …», quassele ich überdreht weiter, «äh, dass dieses Feuerwerk stellvertretend dafür steht, dass   –»
    Sie bleibt jetzt direkt vor mir stehen, und ich blicke todesmutig zu ihr hoch. Dabei denke ich, dass sie nun bestimmt |90| die CD mit den Daten haben will, damit sie meinem – ich will mal sagen: spezifischen – Monolog durch spannendes Pappschachtelbauen
     entgehen kann.
    Doch plötzlich winkelt sie ein Bein an, steigt damit über meine Knie und setzt sich auf meinen Schoß. Für einen Augenblick
     drohe ich den Faden zu verlieren, setze dann aber unbeirrt wieder an.
    «Also, äh, das soll bedeuten, dass die beiden jetzt Sex haben, was man dem konservativen Fernsehpublikum aber natürlich nicht
     zumuten darf, weswegen   –»
    Elisa legt mir den Zeigefinger auf die Lippen, zieht ihn dann wieder weg und küsst mich leidenschaftlich auf den Mund.
    Ich kann nun nicht mehr weiterreden. Dabei hätte ich noch viel Wissenswertes mitzuteilen. Aber ich will auch gar nicht mehr
     reden, sondern gebe mich stattdessen für einen Moment der Situation hin. Dann beschließe ich jedoch, dass dies eine Sachlage
     ist, die zu bestimmen in männliche Hand gehört. Deshalb stehe ich schwerfällig auf – immerhin habe ich Elisa auf dem Schoß
     und einen Restrückenschmerz im Kreuz – und trage sie dorthin, wo ich das Bett vermute.
    Zum Liegen gekommen, fallen wir übereinander her wie zwei Ausgehungerte, was in Anbetracht des zu kurz geratenen

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