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Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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… Heureux Noël   … C’est un bon cadeau».
    Die Mischung ist nervtötend, aber auch irgendwie sexy. Zwei Wochen mit Elisa haben mir bereits völlig neue Perspektiven über
     das Zusammenleben mit Frauen im Allgemeinen und mit Elisa im Speziellen eröffnet. Nehmen wir nochmal das Beispiel Weihnachtsdekoration.
    Zuerst war es nur eine Lichterkette am Küchenfenster, die meiner Aufmerksamkeit keineswegs entgangen ist, weil man seither
     das Fenster nicht mehr öffnen kann. Dann eine zweite im Bad, weswegen ich mich nun in der Küche rasiere, da es im Bad zu dunkel
     ist. Eine dritte wurde im Flur aufgehängt und dann noch eine im Schlafzimmer. Und eine ist für den Plastiktannenbaum vorgesehen,
     der irgendwann seinen Platz auf dem Balkon finden soll. Vorerst |208| wird er im Wohnzimmer zwischengelagert, da Elisa sich noch nicht traut, ihn rauszustellen.
    Aus diesem Grund sitzt sie nun aber jeden Abend ungeduldig vor dem Fenster und beobachtet durch ein Fernglas das Voranschreiten
     der Weihnachtsvorbereitungen in den gegenüberliegenden Wohnungen. Da sich dort aber, meiner Meinung nach, diesbezüglich noch
     nicht viel abspielen wird, jagt Elisa wahrscheinlich ersatzweise nach intimen Details.
    Die Dekorationswelle schwappt jedenfalls weiter unaufhaltsam auf mich zu. Mittlerweile in Gestalt von Kerzen. Kerzen in allen
     Formen und Farben. So viele, dass ich inzwischen ernsthaft die Anschaffung eines Sauerstoffgerätes in Erwägung ziehe. Und
     die einer Sprinkleranlage.
    Hinzu kommt, dass Elisa zwar gefühlte tausend Kartons, eine Kommode, ein Schminktisch und zwei Cocktailsessel mitgebracht
     hat, dafür aber kein Bett. Aber bevor Sie jetzt denken, ich jammere auf hohem Niveau und ich solle doch froh sein, dass diese
     scharfe Schnecke sich Nacht für Nacht an mich presst, möchte ich betonen, dass diese Zwangsintimität auch gewisse Nachteile
     mit sich bringt.
    Nicht selten kommt es nämlich vor, dass ich nachts durch energisches Piksen in meine Hüfte geweckt werde und Elisa mich mit
     großen Augen und mit einem gekonnt ängstlichen Unterton in ihrer Stimme in den Wahnsinn treibt. Dann fragt sie Sachen wie:
     «Du» (mit langgezogenem «u», sodass es sich eher wie «Duhuu» anhört), «duhuuu, ich weiß gar nicht, ob ich die Kerzen auf dem
     Schuhschrank ausgemacht habe, aber ich mag jetzt nicht mehr nachgucken.»
    Natürlich weiß ich, dass Frauen die Beschützerinstinkte |209| des Mannes schamlos zu ihrem eigenen Vorteil einzusetzen verstehen, denn während ich scheinbar todesmutig durch den Flur schleiche,
     ist sie bereits, friedlich eingekuschelt, wieder eingeschlafen.
    Trotzdem ist es mir lieber, selbst zu gehen, als Elisa aufstehen zu lassen. Sonst kann es schnell mal passieren, dass sie
     von einer zweiminütigen Exkursion zur Toilette – nachts geht so etwas bei Frauen erstaunlicherweise erheblich schneller als
     tagsüber – mit so kalten Füßen zurückkehrt, dass man meinen könnte, sie habe barfuß den gefrorenen Bodensee überquert. Im
     Bett wälzt sie dann bemüht unauffällig ihren zitternden Körper auf meine ohnehin schon dezimierte Hälfte der Matratze, um
     mir, als finalen Höhepunkt, ihre Eisfüße zwischen die Beine zu klemmen. So lange, bis ich – wie von einem Vampir ausgesaugt
     – meine gesamte Körperwärme an sie abgegeben habe. Und während bei Elisa die erste Tiefschlafphase einsetzt, besiegele ich
     frierend den Kauf einer Heizdecke.
    An besonderen Tagen versucht Elisa auch schon mal, mich mit selbstgekochtem Essen zu überraschen. In achtzig Prozent der Fälle
     gelingt ihr die Überraschung auch, was aber hauptsächlich daran liegt, dass sie die falsche Herdplatte bedient und wir deshalb
     Dinge roh essen, von denen ich bislang dachte, sie seien giftig. Gerichte mit mehr als zwei Beilagen erscheinen ihr suspekt,
     und da Nudeln sowieso ihre Leibspeise sind, werde ich zwangsweise zum Vegetarier.
    Innerhalb von zwei Wochen schafft sie es, mir ein schlechtes Gewissen einzureden, wenn ich auch nur in die Nähe eines Steak-Restaurants
     komme oder den Namen dieser Hamburger-Kette erwähne, den ich inzwischen auch |210| schon vergessen habe. Elisas ständige Angst um ihre gute Figur lässt mich meine Brötchen ohne Butter essen, nach 18   Uhr nur noch Flüssiges einnehmen und überhaupt keine Schokolade mehr essen. Ich benutze nur noch jodiertes Meersalz, nehme
     in die Firma einen Apfel mit und beschäftige mich in langweiligen Meetings damit, den Body-Mass-Index meiner

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