Kein Sex ist auch keine Loesung
gegenübersitzenden
Kollegen zu schätzen.
An den Wochenenden streichen wir die Wohnung neu, misten den Keller aus, und ich trenne mich von Dingen, die ich eigentlich
noch eine Weile behalten will.
Elisa eröffnet mir außerdem völlig neue Perspektiven, was das Benutzen von Zahnseide, das Sortieren meiner Bücher im Regal
– nach Farbe – und die komplette Umstrukturierung meines Kleiderschrankes einschließlich der Anschaffung eines elektrischen
Krawattendrehers anbelangt (ich habe nur zwei Krawatten).
Sie schafft Grünpflanzen an, die alle der Reihe nach wieder eingehen, weil Elisa sie entweder zu viel oder zu wenig gießt.
Dabei hegte ich eigentlich die leise Hoffnung, sie würden den durch die vielen Kerzen aus dem Gleichgewicht geratenen Sauerstoffhaushalt
auf natürlichem Wege regulieren.
Und – Elisa blockiert mit ihren Schuhen meinen Werkzeugschrank.
Kurzum: Sie muss wieder weg.
Da man aber eine Frau mit 45 Kartons und 48,2 Problemen nicht so einfach wieder loswird und ich die ‹Nicht-öfter-als-dreimal-mit-derselben-Frau-schlafen-Regel› zugunsten
unseres beziehungsähnlichen Dauergebumses eigenmächtig über Bord geworfen habe, kriege ich nun langsam Schiss. Ein paar Gesetze
braucht der gemeinsame |211| Alltag nämlich schon, sonst könnte man «zusammenwohnen»
und
«zusammen schlafen» tatsächlich mit einer Beziehung verwechseln.
Hier sind die neuen Regeln:
Ich werde niemals ihre Eltern kennenlernen und Elisa auch nicht meiner Mutter vorstellen. (Unbedingt daran denken, Mutter
anzurufen. Habe schon ewig nichts von ihr gehört, das kommt mir langsam verdächtig vor. Dabei aber darauf achten, im Gespräch
nichts von Elisa zu erwähnen, da Mutter neugierig ist und schlimmstenfalls unangemeldet auftauchen könnte.)
Wir werden keine gemeinsamen Anschaffungen machen, die darauf schließen lassen, dass wir einen gemeinsamen Haushalt haben.
(Toaster, den wir gestern gekauft haben, zählt nicht. Ist ein reiner Zweckkauf, da Elisa meinen, durch unsachgemäße Zubereitung
von Hawaii-Toast, ruiniert hat.)
Es wird keine Ausflüge mit ihren Freundinnen, keine Spiele-Abende oder gar einen gemeinsamen Urlaub geben.
Ich werde sie niemals an das Steuer meines Autos lassen.
Und ich will diesen Tannenbaum nicht!!! Jedenfalls NOCH nicht.
Auch in der Agentur ist Weihnachten schon in vollem Gange. Aber dafür, dass in einigen Branchen vermutlich bereits Osterhasen
vom Band laufen, sind wir mit unserer Planung nun wirklich nichts Besonderes. Trotzdem habe ich drei Monate vor Weihnachten
noch keine rechte Lust, mich mit dem ‹Was-schenkst-du-eigentlich-Soundso?-Virus› infizieren zu lassen. Jedes Jahr ärgere ich
mich von neuem über die Ausdehnung dieses blöden Festes. Ab Oktober, |212| wenn draußen noch 15 Grad herrschen, werden bereits Dominosteine und Lebkuchenherzen angeboten, und ein paar aberwitzige Geschäfte haben sogar
schon weihnachtlich dekoriert. Na ja. Wem sage ich das. Wahrscheinlich haben diese Läden Marketingchefinnen, die genauso weihnachtsbesessen
sind wie Elisa.
Weihnachten wurde meiner Meinung nach sowieso nur Frauen zuliebe erfunden. Kein Mann käme je auf die Idee, vor dem 23. Dezember ein Weihnachtsgeschenk zu kaufen, geschweige denn, mit Engel-Accessoires seinen Wohnraum zu dezimieren.
Für Männer ist diese Zeit nämlich ein einziger Albtraum. Alle Jahre wieder. Wenn es nach uns ginge, würden wir an Heiligabend
und den anderen freien Tagen in der Wohnung verschwinden und ausschließlich Dinge konsumieren, die man sich liefern lassen
kann: Fastfood, DVDs, Frauen.
Frauen hingegen machen die Weihnachtszeit zu einem emotionalen Triathlon mit den Disziplinen Geduld, Nachsicht, Gehorsam.
Sie sind in dieser Phase besonders anstrengend, und ich frage mich ernsthaft, ob nicht irgendjemand neueste wissenschaftliche
Erkenntnisse darüber zurückhält, dass in der Weihnachtszeit bei den Weibchen eine hormonelle Sonderausschüttung stattfindet.
Ähnlich der Zusatzverlosung des Autos beim Lotto.
Auf jeden Fall lassen sich schon mit bloßem Auge deutlich wahrnehmbare Veränderungen in ihrem Verhalten ausmachen:
Sie befinden sich im Zustand höchster Sensibilität. Auf harmlos anmutende Ereignisse reagieren sie mit feuchten Augen und
steigern sich dann über einen gekonnt inszenierten Nervenzusammenbruch |213| hinein in eine Weihnachtsgrundsatzdiskussion.
Sie frieren. Für Männer sowieso schon traurig genug, hüllen Frauen ihre
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