Kein Sex ist auch keine Loesung
Luxuskörper nun in schwere Jacken, lange Hosen und
unförmige Mäntel. Trotzdem sind sie, egal, zu welcher Tageszeit und zu welchem Anlass man ihnen begegnet, grundsätzlich zu
dünn angezogen. Sie haben kalte Füße, kalte Finger, kalte Ohren, kalte Nasen … Wahlweise auch heiße Ohren, kribbelnde Finger, laufende Nasen, rote Augen. Und während sie schon im Oktober mit ihrer Wintergarderobe
den Kleiderschrank blockieren, sich Ponchos überwerfen und sogar für den Gang zum Supermarkt Lappland-Mützen und derart dicke
Handschuhe tragen, dass man ihnen dabei behilflich sein muss, ein Geldstück in den Einkaufswagen zu stecken, haben sie spätestens
im Dezember genug von diesen modischen Gags.
Zu einem Winterspaziergang bei klirrender Kälte mit anschließendem Essen sind sie daher absolut nicht zu gebrauchen. Dann
ist nämlich der Pulli, der sie eben noch wohlig gewärmt hat, beim Essen schlichtweg zu dick. Den Pulli ausziehen scheidet
aber aus, weil Über-den-Kopf-Ziehen ja die Hochsteckfrisur ruinieren würde, wegen der sie immerhin schon keine Mütze tragen
konnten.
Also leihen wir ihnen unsere Jacke – mit dem Ergebnis, dass wir die Grippe bekommen und haufenweise gutgemeinte Ratschläge
dazu, wie man sie am schnellsten wieder loswird. Und zu allem Überfluss dürfen wir uns dann auch noch – ganz nebenbei – anhören,
wie degeneriert das männliche Geschlecht ist, weil es sich von jedem noch so kleinen Windhauch umpusten lässt.
|214| Sie erwarten Geschenke. Gut, werden Sie nun sagen, das tun sie doch immer! Ja, natürlich tun sie das, nur mit dem Unterschied,
dass man zu Weihnachten ihren gesamten Freundeskreis plus Familie unweigerlich mitbeschenken muss. Für Frauen ist das Beschenktwerden
nämlich ein Akt der Würde ihrer Person; sie lesen daran ab, wie viel sie einem bedeuten. Auch ihre beste Freundin liest daran
ab, wie viel die Beschenkte einem bedeutet. Und auch ihre Eltern lesen daran ab, wie viel sie einem bedeutet.
Zum Glück hatte ich nur selten Beziehungen, die so innig waren, dass ich an Heiligabend, vor den gestrengen Augen der Schwiegereltern
in spe, ein Feuerwerk origineller Geschenke abfackeln musste.
Trotzdem oder gerade deshalb bin ich dazu übergegangen, zu Weihnachten Unterwäsche zu verschenken. Das birgt viele Vorteile
(auch wenn das Zeugs für die verschwindend geringe Stoffmenge sündhaft teuer ist): Man zeigt der Beschenkten, dass man sie
attraktiv findet, man kann endlich mal demonstrieren, dass man sich aufmerksam ihre Konfektionsgröße gemerkt hat, und selbst
hat man schließlich auch noch etwas davon. Als Krönung sozusagen wickeln einem attraktive junge Dinger das Ganze auch noch
kunstvoll ein. Denn wenn Frauen eines noch mehr mögen als Geschenke, dann sind es luxuriös verpackte Geschenke.
Sie hadern mit ihrer Figur. Weihnachtsmärkte, Familienfeiern, Backen für Freunde, Backen mit der eigenen Mutter, lange Kaminabende,
bei denen tonnenweise Marzipankartoffeln inhaliert werden, verheulte Fernsehabende mit Zimtsternen und Filmen wie Drei Nüsse
für Aschenbrödel – all das gibt dem Fettstoffwechsel den Todesstoß.
|215| Ein routiniertes «Zu Weihnachten nehme ich immer drei Kilo zu» verliert genau am 25. Dezember seine Gültigkeit. Dann nämlich ist die erste Silvester-Dekoration in den Schaufenstern zu sehen und somit der Startschuss
gefallen für die Disziplin: «Wie viele unterschiedliche Diäten kann man in einer Woche abbrechen?» In der Tat schleppen Frauen
dann tonnenweise Zeitschriften an, die mit Titeln wie: «Endlich! Mein Wunschgewicht!» locken und in deren Innenteil genial
recherchierte und wissenschaftlich fundierte Artikel zu lesen sind. Mein Favorit: Erneuern Sie Ihr Essgeschirr! Essen Sie
bevorzugt von blauen Tellern, die beruhigen das Gemüt und lassen Sie schneller satt werden.
Was für eine geniale Marketingidee!
Und was machen Männer in der Weihnachtszeit?
Weiterleben.
Und: sich aufregen. Ich rege mich zum Beispiel mehr als sonst darüber auf, dass man weder zu Fuß noch mit dem Auto eine Chance
hat, irgendwo zügig hin- oder wegzukommen. Dass es keine Parkplätze gibt und dass man mindestens zwei Stunden einplanen muss,
nur um die Zeitung und einen Liter Milch zu kaufen. Ich ärgere mich über die Energieverschwendung, denn es ist für mich nicht
nachvollziehbar, warum wir plötzlich Tag und Nacht von blinkenden Rentieren bewacht werden müssen. Und ich mache einen weiten
Bogen
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