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Kein Sex ist auch keine Loesung

Kein Sex ist auch keine Loesung

Titel: Kein Sex ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Gejagte auch zu sammeln. Wohingegen die moderne Sammlerin nun auch einen Jagdinstinkt an den Tag
     legt, den sie vornehmlich dazu benutzt, intime Details aus dem Privatleben anderer Leute aufzuspüren. (Welche Unterhosen bevorzugt
     Justin Timberlake? Was für Cremes benutzt Angelina Jolie? Wo turnt Amy Winehouse?)
    Wie bin ich da jetzt drauf gekommen?
    Ach ja. Elisa ist ein Paradebeispiel für ausgelebte Sammlerleidenschaft. Drei ausgepackte Kartons später sind nämlich bereits
     mein Bad, meine Küche und mein Flur verstopft. Kurz: Meine Wohnung sieht aus wie ein soziales Auffanglager für Konsumjunkies.
     Und während ich todmüde zwischen den Kartons zusammenklappe, sortiert Elisa summend ihren kleinen Parfümerie-Discount auf
     meinem Badewannenrand. Einen Moment denke ich noch, wie unpraktisch sich dieser Firlefanz beim Sex in der Wanne machen wird,
     dann bricht mir das Auge.
     
    Am nächsten Morgen – keine Ahnung, wie ich ins Bett gekommen bin – wache ich von dem Geräusch der Espressomaschine |205| und lautstarkem Geklapper aus der Küche auf. Ein Blick auf die Uhr – es ist kurz nach acht – veranlasst mich zu folgenden
     Überlegungen, die Ursache des Lärmes betreffend:
     
    Möglichkeit eins: Ein Einbrecher will sich Spiegeleier braten und kann die Pfanne nicht finden.
    Möglichkeit zwei: Ein Erdbeben, dessen Epizentrum sich zwischen Küche und Schlafzimmer befindet.
    Möglichkeit drei (halte ich für die wahrscheinlichste): Die Waschmaschine hat sich beim Schleudergang endgültig aus ihrer
     Verankerung gelöst und ist nun auf ihrem Vormarsch Richtung Flur.
    Möglichkeit vier (wäre mir die liebste): Ich habe vergessen, dass heute der erste Arbeitstag meiner neuen, attraktiven, etwa
     2 5-jährigen Putzfee ist, der perfektionierten Mischung aus Penelope Cruz und Lara Croft.
     
    Es ist wahrscheinlich besser, ich sehe mal nach dem Rechten – vielleicht braucht Lara ja auch mal Hilfe. Schlaftrunken torkele
     ich also dem Geräusch entgegen und werde im Flur – dank der herumstehenden Kisten – schlagartig an den gestrigen Einzug der
     weltgrößten Kleidersammlerin seit Paris Hilton erinnert. Vorsichtig spähe ich in die Küche.
    Auf dem Fußboden sitzt Elisa im Schneidersitz, umringt vom Inhalt meines Besteckkastens, und blickt schuldbewusst zu mir hoch.
    «Habe ich dich geweckt?» Und ohne meine Antwort abzuwarten, plappert sie munter drauflos: «Weißt du, ich bin nämlich Frühaufsteher.
     Eigentlich wollte ich ja nicht |206| so viel Lärm machen und habe deswegen auch noch nicht angefangen, meine Kartons auszupacken.»
    Sie strahlt mich an. «Aber auf der Suche nach einem Löffel ist mir aufgefallen, dass dein Besteckkasten falsch sortiert ist.»
    Triumphierend hebt sie einen Satz Essbesteck hoch und doziert schulmeisternd: «Gabeln gehören nach links, Messer nach rechts
     und die Löffel in die Mitte, so wie man auch den Tisch deckt.»
    Dabei schichtet sie immer noch falsch platzierte Suppenlöffel in das von ihr dafür vorgesehene Fach um.
    «Alles klar. Lass dich nicht stören.»
    Es gibt Dinge, für die ist es einfach grundsätzlich zu früh.
    Ich habe mir bislang noch nie Gedanken über die Fächerverteilung in meinem Besteckkasten gemacht. Ehrlich gesagt, frage ich
     mich sogar, wer das Ding überhaupt angeschafft hat. Was mir gleichwohl mehr Sorgen bereitet, ist etwas ganz anderes.
    «Du bist also Frühaufsteher?» Das nämlich könnte zu einem echten Problem werden.
    «Japp.» Elisa pendelt mit einer Schere vor der eigenen Nase herum. Kommt die nun zu den Messern?
    «Äh, also wann stehst du denn gewöhnlich so auf?» Vielleicht will ich es auch gar nicht wissen.
    «Och, meistens so gegen acht, manchmal auch etwas eher.» Nach einem kurzen Blick in mein Gesicht beeilt sie sich hinzuzufügen:
     «Manchmal auch später.»
    «Wie spät?»
    «Halb neun.»

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    |207| 14.
    Für das Protokoll: Wir schreiben den 12.   September mitteleuropäischer Zeit. Elisa wohnt seit zwei Wochen bei mir. Und seitdem sieht meine Wohnung aus wie das Endlager
     einer Drechselwerkstatt aus dem Erzgebirge. Überall stehen und hängen Indizien herum, dass Weihnachten dieses Jahr sehr ernst
     genommen wird.
    Von irgendwoher höre ich Elisa die zweite Lektion des Audiosprachkurses «Parlez-vous français?» in die Pausen sprechen. Wenn
     man bedenkt, dass sie erst übernächstes Jahr im Sommer nach Paris will, ist sie mit ihrem Weihnachtstiming ja beinahe im Verzug.
    «La maison est très jolie  

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