Kein Sex ist auch keine Loesung
um alles, was nach einem Weihnachtsmarkt aussieht, danach riecht oder sich so anhört.
Was ich an Weihnachten mag, sind Dominosteine und Ausschlafen an den Feiertagen.
[ Navigation ]
|216| 15.
Tom, du Idiot. Fahre zu Cindy und Ben. Melde mich bei
dir, wenn ich zurück bin. Vielleicht.
Vince
Mit Vince befinde ich mich mittlerweile in einer Art freundschaftlichem Vakuum. Anscheinend hat er sich eine Auszeit von Susanne
und dem Kind genommen und ist zu seiner Schwester nach Südengland gefahren. Freundlicherweise hat er mir aber noch eine E-Mail geschickt, bevor er verschwand.
Luke hingegen hat sich, seit seiner feigen Absage beim Umzug, gar nicht mehr gerührt, und das ist jetzt immerhin schon drei
Wochen her. Aber manchmal sind Männer eben so. Sie ziehen sich in ihre Höhle zurück und gehen voll und ganz darin auf, gar
nichts zu tun. Horst Schroth nennt das: wohnen.
Aber da mir die traute Zweisamkeit mit Elisa langsam auf den Wecker geht, beschließe ich kurzerhand, Luke beim Wohnen zu stören
und nach der Arbeit spontan bei ihm vorbeizuschauen. Schließlich bin ich nicht nachtragend.
Auf dem Weg zu seinem Loft besorge ich uns noch schnell ein Sixpack und ’ne Dose Knackwürstchen – ich brauche dringend mal
was Fleischiges, sonst mache ich eines Tages noch Photosynthese.
Erst beim zweiten Läuten reißt Luke plötzlich mit |217| dümmlichem Grinsen die Tür auf. So dümmlich, als würde er gerade versuchen, in einer fremden Sprache einen Witz zu verstehen.
Genauso blöd sieht auch sein Outfit aus: Die Hüften umspielt ein schräg geknotetes Versace-Tuch, das, den Farben nach zu urteilen,
einer Dame gehört. Sonst trägt er nichts.
Unschwer zu erraten, dass die Dame noch anwesend sein muss, da ich außer Lukes schwuchteligem Outfit noch eine betörende Duftwolke
bemerke. An irgendetwas – oder sagen wir lieber, an irgendjemanden – erinnert mich der Geruch, aber es will mir nicht einfallen.
Hm … Doch nicht etwa Nadja? Das würde ich ihr persönlich übelnehmen. Und Luke erst recht. Ich tippe daher eher auf das Zuckerpüppchen
aus der Douglas-Filiale. Dort bleibt Luke nämlich irgendwie immer hängen, wenn er mich mal von der Arbeit abholt.
«Hey, Kumpel, ich störe doch nicht etwa», versuche ich mich locker und unauffällig an ihm vorbeizuschummeln.
«Äh, ja … Doch, äh, könnte man so sagen.»
Luke wird rot, stottert, blickt zu Boden und stellt sich mir in den Weg.
Geht das jetzt schon wieder los? Der Typ hat entweder ein fettes Problem oder einen Hackenschuss.
Er wird doch nicht etwa einen Kerl im Bett haben? Mit dem er sich dann in Form von Rollenspielen gegenseitig mit Parfüm und
– ich mag gar nicht weiter dran denken, mit was sonst noch – bestäubt?
Manchmal glaubt man ja nur, sich zu kennen, und dann … Einmal zur falschen Zeit am falschen Ort, und ein sorgsam gehütetes Geheimnis kommt ans Licht.
Aber Luke wird eigentlich nie rot. Nicht mal, als ich |218| ihn in flagranti mit meiner Freundin Rose auf der Damentoilette erwischt habe – noch dazu an meinem Geburtstag –, ist er rot geworden. Gut, mein Besuch auf der Damentoilette war moralisch auch etwas verwerflich, aber immerhin war es
mein
Geburtstag und
meine
Freundin Rose.
«Was’n los, Mann. Bist doch sonst nicht so zimperlich.» Jetzt aber mal raus mit der Sprache. «Kenne ich sie?», versuche ich
ihm eine Stellungnahme zu entlocken und gleichzeitig über seine Schulter in die Wohnung zu spähen, was mir aber nicht gelingt.
Ein Vorhang trennt den Eingangsbereich vom restlichen Loft.
Luke macht sich extra breit.
«Ja. Nein. Also, nicht direkt. Ich würde sagen: so nicht. Aber das erkläre ich dir ein andermal.»
Er versucht, mich wieder hinauszudrängeln und die Tür zu schließen.
Zugegeben, ich bin ein bisschen beleidigt. Meine Neugierde ist unbefriedigt, und vertröstet zu werden, kann ich überhaupt
nicht leiden. Doch das Schicksal meint es gut mit mir, denn gerade als ich unverrichteter Dinge den Rückzug antreten will,
spricht der Vorhang mit einer mir bekannten Stimme und öffnet sich auch gleich darauf.
«Brauchst du noch Geld, oder warum dauert das so lange?»
Vergessen Sie alle Folgen von
Bärbel Schäfer
, deren Inhalt Sie zu Kommentaren wie «Zu weit hergeholt» oder «Das gibt’s doch gar nicht im wirklichen Leben» veranlasst
hat. Ja, vergessen Sie auch die Themen «Hilfe, mein Mann schminkt sich» und «Der Urlaub mit dir war eine Katastrophe». Sogar
Weitere Kostenlose Bücher