(Kein) Sex mit dem Ex
Stolz hatte einen schweren Schlag davongetragen. âIch weiÃ, dass du glaubst, ich würde deine Welt als mangelhaft empfinden, Jacob. Ich komme einfach so daher und fange an, Dinge zu verändern, und es wirkt so, als würde ich deine Lebensart kritisieren. Das war nicht meine Absicht. Ich konnte nicht schlafen, das ist alles. Die Lichter von drauÃen sind â¦â
âIch weiÃ.â
âUnd ich dachte, wenn ich verhindern könnte, dass sie direkt auf das Bett fallen â¦â
âIch weiÃ.â
âUnd ich bin entsetzt, dass du einfach Fensterläden bestellt hast, die du gar nicht haben willst, nur damit ich mich wohler fühle â¦â
âIch will sieâ, widersprach er.
âUnd jetzt habe ich es noch schlimmer gemacht, indem ich angeboten habe, dafür zu zahlen. Du glaubst, dass ich dir mein Geld einfach so ins Gesicht schleudere, dabei wollte ich mir nur das Leben leichter machen, ohne dass du die Kosten dafür tragen musst. Es ist genauso wie damals bei der Haushälterin.â
âJianne, hör auf, bitte.â
Sie verstummte.
âDer Raum braucht Fensterläden. Ich habe sie bestellt. Ich schwöre dir, wenn es eine weitere Unterhaltung wie diese verhindert, darfst du sie bezahlen.â
âWirklich?â
âWirklichâ, erwiderte er grimmig. âDu musst schlafen können. Und nur damit eins klar ist: Ich hätte der Haushälterin zustimmen und dich dafür bezahlen lassen sollen.â
âIch hätte dir, bevor wir geheiratet haben, sagen sollen, wie wohlhabend meine Familie istâ, gestand sie kleinlaut. âNur damit das klar ist.â
âWir waren jungâ, entgegnete er.
âUnsicherâ, fügte sie hinzu.
âÃberfordert.â
âVöllig.â
âEs war das reine Chaos.â
âJa, das stimmt, und weiÃt du, was merkwürdig ist?â, fragte sie mit leisem Lächeln. âEs hat mich zu einem besseren Menschen gemacht. Nicht zu der Zeit. Danach. Als mir endlich klar war, was schiefgelaufen war. Was ich falsch gemacht hatte.â
âIch kenne das Gefühlâ, stimmte er zu.
âUnd nun sind wir beide bessere Menschenâ, erklärte sie. âWir sind in der Lage, ein völlig vernünftiges Gespräch darüber zu führen, wer die Fensterläden bezahlt.â
âJianne?â
âHm?â
âSo vernünftig war es nicht.â
An diesem Abend bestellten sie indisches Essen: Tandoori-Hühnchen, frisches Roti-Brot und Raita-Joghurt. Sie aÃen in der winzigen Küche, die Tür weit geöffnet, sodass eine kühle Brise hereinströmte und die Hitze des schwülen Tages abmilderte. Das Essen war köstlich, und der StraÃenlärm, der von drauÃen hereindrang, bildete ein fröhliches Hintergrundgeräusch zu Jacobs und Lees Unterhaltung. Da Jianne nicht viel zu sagen hatte, hörte sie einfach zu, wie der Junge Jake über den Karatekampf des Vorabends ausfragte. Er wollte wissen, warum der Kämpfer mit der besseren Technik nicht gewonnen hatte.
âJa, er hat eine sehr gute Technik, ist einer der Bestenâ, stimmte Jacob nach kurzem Nachdenken zu. âAber er hat nie Hunger gekannt oder Obdachlosigkeit. Er musste nie auf den StraÃen um sein Leben kämpfen. Gestern ist er einem Mann begegnet, der all das kennt. Hunger und Angst und Bösartigkeit und Blut. Deshalb hat der gute Techniker verloren.â
âKennst du diese Dinge auch?â, fragte Lee. âGewinnst du deshalb?â
âIch kenne keins dieser Dingeâ, entgegnete Jake. âNicht eines. Aber ich habe lange mit der Angst gelebt, die Menschen, die sich unter meiner Obhut befanden, nicht beschützen zu können. Ich kenne Zorn, der so tief geht, dass er mich zu verschlingen droht. All diese Dinge sind immer noch in mir begraben. Wenn ich kämpfe, bricht auch tatsächlich ein Teil dessen aus. Deshalb gewinne ich.â
âIch kenne das allesâ, erklärte Lee mit einer Trostlosigkeit, die Jianne ans Herz ging. Der Junge war kein Aufschneider, und er machte seine Aussage sicherlich nicht aus Stolz.
âDann schätze ich, dass du die Anlagen für einen groÃen Kämpfer in dir hastâ, sagte Jacob, und in seinen Worten lag die unerschütterliche Garantie, dass er den Jungen zu hundert Prozent akzeptierte, komme was da wolle. âOder für einen groÃartigen Anwalt für
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