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Kein Spaß ohne Hanni und Nanni

Kein Spaß ohne Hanni und Nanni

Titel: Kein Spaß ohne Hanni und Nanni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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eingelebt. Und sie fühlt sich wohl hier. Ich verstehe nicht, warum sie fortwill!“
    „Weißt du“, erklärte Carla mit ernstem Gesicht, „sie hat immer gesagt, sie wolle nach einem Monat wieder fortgehen – und jetzt kann sie diesen Entschluss nicht rückgängig machen. Sie hat eben einen sehr starken Charakter!“
    „Ich glaube, dass gerade ein starker Charakter fähig sein muss, gelegentlich seine Meinung zu ändern“, meinte Hilda. „Ich halte es für ein Zeichen von Schwäche, wenn man sich an etwas klammert, was dumm und albern ist. Und es ist albern von Marianne, jetzt wegzugehen. Wir brauchen sie für den bunten Abend. Das weiß sie genau! Sie hat keinen starken Charakter, sondern einen schwachen! Sie ist stolz und ziemlich stur. Deshalb kann sie nicht nachgeben.“
    Carla war erstaunt über Hildas Worte. Plötzlich sah sie alles in anderem Licht. Die kleine Carla hatte immer gedacht, dass starke Menschen zu ihren Entschlüssen stehen müssten, aber jetzt merkte sie, dass die vermeintliche Stärke oft nur falscher Stolz ist. Das hatte sie sich noch nie überlegt. Carla schaute Hilda bittend an.
    „Wenn du das doch Marianne sagen könntest!“, meinte sie.
    „Sag es ihr selber!“, erwiderte Hilda. „Du bist ihre Freundin, auf dich wird sie am ehesten hören.“
    „Das glaube ich nun wirklich nicht“, versuchte Carla sich zu drücken.
    „Du hast nur Angst, es mit ihr aufzunehmen“, sagte Hilda lachend. „Nur Mut, pack den Stier bei den Hörnern! Wenn dir wirklich etwas an Marianne liegt, dann sei jetzt nicht feige und kneife nicht. Sag ihr, was du von der ganzen Sache hältst. Komm, reiß dich zusammen!“
    Arme Carla! Ihr stand eine schwierige Aufgabe bevor. Tun muss ich etwas!, dachte sie. Ich verliere meine Freundin, wenn ich schweige – aber ich kann sie behalten, wenn ich rede. Das ist meine einzige Chance!
    Carla schaute sich nach Marianne um. Als sie sie entdeckte, hakte sie sich bei ihr ein.
    „Marianne“, fing sie an, „ich habe mir alles noch einmal genau überlegt. Ich glaube, du solltest hierbleiben.“
    „Das ist meine Angelegenheit“, sagte Marianne ziemlich barsch.
    „Nein, es ist auch meine“, erwiderte Carla und hoffte, dass ihre Stimme nicht zitterte. „Du bist meine Freundin und ich möchte nicht, dass du gehst!“
    „Ich habe dir gesagt, dass ich meinen Entschluss nicht rückgängig machen kann. Ich ändere meine Meinung nie“, beharrte Marianne. „Lass mich in Ruhe damit!“
    „Wenn du wirklich einen so starken Charakter hättest, wie du behauptest, könntest du deine Meinung ruhig ändern!“, sagte Carla geradeheraus. „In deinem Stolz kannst du nicht zugeben, dass du dich geirrt hast!“
    „Was fällt dir ein, so mit mir zu reden!“, rief Marianne verärgert. „Du tust, als wärest du Frau Theobald in Person. Sie hat ja auch gesagt, ich tauge zu nichts.“
    „Das habe ich nicht gesagt“, erklärte Carla verzweifelt. „Ich meine nur, dass dir dein Glück wichtiger sein sollte als dein falscher Stolz. Mehr nicht!“
    Marianne riss sich von Carla los und lief weg. Wie konnte Carla sich das erlauben! Sie nahm ihren Mantel und rannte wütend ins Freie.
    Carla starrte ihr unglücklich nach. Ich habe gewusst, dass ich nichts erreichen würde, dachte sie. Natürlich hätte ich das nicht zu Marianne sagen dürfen! Jetzt war Marianne die letzten paar Tage sicher noch böse mit ihr.
    Aufgebracht lief Marianne kreuz und quer durch den Garten. Aber als sich der erste Zorn gelegt hatte, kamen ihr Carlas Worte wieder in den Sinn. In gewisser Hinsicht hatte ihre Freundin schon recht. Nur hätte sie sich nie vorstellen können, dass die ängstliche Carla es wagen würde, so mit ihr zu sprechen. Sie scheint doch tapferer zu sein, als ich immer angenommen habe, dachte Marianne. Und sie muss mich auch sehr mögen, sonst würde sie sich nicht so darum bemühen, dass ich meine Meinung ändere und hierbleibe.
    Marianne saß auf der breiten Gartenmauer und schaute hinunter ins Tal. Man hatte einen herrlichen Blick von hier. Im Sommer war es sicher besonders schön in Lindenhof. Eigentlich hatte sie gar keine Lust mehr, das Internat zu verlassen.
    Ich muss noch einmal ruhig über alles nachdenken, überlegte sie. Es hat mich gekränkt, dass mich meine Eltern weggeschickt haben – und ich wollte so schnell wie möglich zurück, um ihnen dann erst recht die Hölle heiß zu machen. Nie hätte ich gedacht, dass es mir hier gefallen könnte. Und jetzt bin ich zu stolz zuzugeben,

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