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Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Titel: Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Ich beugte mich etwas vor. »Was weißt du über Griffin Scopes Leute?«, fragte ich.
    Er wirkte verwirrt. »Seine Leute?«
    »Arbeitet so ein muskulöser Asiate für ihn?«
    Der letzte Rest Farbe verschwand wie durch eine offene Wunde aus Hoyts Gesicht. Er sah mich ehrfürchtig an, fast als wollte er sich bekreuzigen.
    »Eric Wu«, sagte er mit gedämpfter Stimme.
    »Ich bin Mr Wu gestern über den Weg gelaufen.«
    »Unmöglich«, stieß er hervor.
    »Wieso?«
    »Dann wärst du tot.«
    »Ich hatte Glück.« Ich erzählte ihm die Geschichte. Er war den Tränen nahe.
    »Wenn Wu sie gefunden hat, wenn er sie schon vor dir erwischt hat …« Er schloss die Augen und versuchte das Bild zu vertreiben.
    »Hat er nicht«, beschwichtigte ich.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Wu hat mich gefragt, was ich im Park gemacht habe. Wenn er sie schon in seiner Gewalt hatte, hätte er sich das sparen können.«
    Er nickte langsam, trank sein Glas aus und schenkte sich den nächsten Drink ein. »Aber sie wissen jetzt, dass sie noch lebt«, sagte er. »Das bedeutet, dass sie hinter uns her sind.«
    »Dann werden wir uns wehren«, sagte ich, und das klang sehr viel mutiger, als ich mich fühlte.
    »Hast du mir nicht zugehört? Dem mythischen Ungeheuer wachsen immer noch mehr Köpfe nach.«
    »Doch am Ende siegt immer der Held.«
    Diese letzte Bemerkung tat er mit einer spöttischen Geste ab. Nicht ganz zu Unrecht, könnte man sagen. Ich sah ihn an. Die Standuhr schlug. Ich dachte über das bisher Gesagte nach.
    »Du musst mir auch noch den Rest erzählen«, sagte ich.
    »Unwichtig.«
    »Es hat mit dem Mord an Brandon Scope zu tun, stimmt’s?«
    Er schüttelte unwillig den Kopf.
    »Ich weiß, dass Elizabeth Helio Gonzales ein Alibi verschafft hat«, sagte ich.
    »Das ist alles unwichtig, Beck. Vertrau mir.«
    »Hab ich schon mal probiert. War ein Reinfall«, gab ich zurück.
    Er trank noch einen Schluck.
    »Elizabeth hatte unter dem Namen Sarah Goodhart ein Schließfach angemietet«, sagte ich. »Da drin haben sie diese Fotos gefunden.«
    »Ich weiß«, sagte Hoyt. »Wir hatten es in dieser Nacht ziemlich eilig. Ich wusste nicht, dass sie ihnen den Schlüssel schon gegeben hatte. Wir hatten ihre Taschen ausgeleert, aber nicht in ihren Schuhen nachgesehen. Eigentlich wäre das auch egal gewesen. Es war nicht geplant, dass sie je gefunden werden.«
    »In dem Schließfach waren nicht nur die Fotos«, fuhr ich fort.
    Behutsam stellte Hoyt sein Glas ab.
    »Die alte Pistole von meinem Vater war auch drin. Eine 38er. Erinnerst du dich noch an sie?«
    Hoyt sah zu Boden und sagte dann leise: »Smith and Wesson. Ich hab ihn damals beim Kauf beraten.«
    Ich merkte, dass ich wieder anfing zu zittern. »Hast du gewusst, dass Brandon Scope mit dieser Waffe erschossen worden ist?«
    Er kniff die Augen fest zusammen, als hoffe er, das Ganze würde sich als Alptraum entpuppen.
    »Erzähl mir, was passiert ist, Hoyt.«
    »Du weißt, was passiert ist.«
    Ich hörte nicht auf zu zittern. »Erzähl’s mir trotzdem.«
    Jedes Wort traf mich wie ein Schlag in den Magen. »Elizabeth hat Brandon Scope erschossen.«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich wusste, dass das nicht stimmte.
    »Sie hat Seite an Seite mit ihm in diesem sozialen Projekt gearbeitet. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie über die Wahrheit stolperte. Dass Brandon jede Menge schmutziger kleiner Geschäfte laufen hatte und gern der knallharte Gangster gewesen wäre.«
    »Davon hat sie mir nie was erzählt.«
    »Davon hat sie keinem was erzählt, Beck. Aber Brandon hat’s rausgekriegt. Um sie zu warnen, hat er sie halb totgeprügelt. Ich wusste damals natürlich auch nichts davon. Mir hatte sie auch die Geschichte von dem Unfall erzählt.«
    »Sie hat ihn nicht umgebracht«, wiederholte ich.
    »Es war Notwehr. Als sie nicht aufgehört hat, Nachforschungen anzustellen, ist Brandon bei euch ins Haus eingebrochen. Diesmal hatte er ein Messer dabei. Er ist auf sie losgegangen und sie hat ihn erschossen. Reine Notwehr.«
    Ich konnte nicht aufhören, den Kopf zu schütteln.
    »Sie hat mich weinend angerufen. Ich bin zu euch gefahren. Als ich ankam …«, er machte eine kurze Pause, holte Luft, »… war er schon tot. Elizabeth hatte die Pistole. Sie wollte, dass ich die Polizei rufe. Ich habe es ihr ausgeredet. Ob Notwehr oder nicht, Griffin Scope hätte sie umgebracht und ihr vorher noch sonst was angetan. Ich habe ihr gesagt, dass sie mir ein paar Stunden Zeit lassen soll. Anfangs wollte sie

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