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Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Titel: Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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rund, fast gleich groß und standen einander zu beiden Seiten des Weges gegenüber. Es gab jede Menge Legenden darüber, wie sie dahin gekommen waren.
    »Ken und ich haben uns dahinter versteckt. Als sie näher kamen, habe ich einen Reifen zerschossen. Sie haben angehalten, um nachzusehen, was passiert ist. Als sie ausgestiegen sind, habe ich beiden in den Kopf geschossen.«
    Nachdem er noch einmal aus dem Fenster gesehen hatte, setzte Hoyt sich wieder in den Sessel. Er legte die Pistole auf den Tisch und starrte weiter in seinen Drink. Ich wartete schweigend.
    »Die beiden haben in Griffin Scopes Auftrag gehandelt«, sagte er. »Sie sollten Elizabeth erst ausfragen und sie dann umbringen. Ken und ich haben Wind von dem Plan bekommen und sind zum See gefahren, um sie aufzuhalten.« Er hob die Hand, als wollte er eine Frage abwehren, obwohl ich nicht gewagt hatte, den Mund aufzumachen. »Das Wie und das Warum spielen jetzt keine Rolle. Griffin Scope wollte, dass Elizabeth stirbt. Mehr brauchst du nicht zu wissen. Und dass ein paar seiner Jungs dabei auf der Strecke bleiben, hätte ihn nicht aufgehalten. Wo die herkamen, gab’s noch mehr davon. Er ist wie so ein mythisches Ungeheuer, dem zwei Köpfe nachwachsen, wenn man einen abschlägt.« Er sah mich an. »Gegen so eine Macht kommt man nicht an, Beck.«
    Er trank einen kräftigen Schluck. Ich sagte nichts.
    »Ich möchte, dass du an diese Nacht zurückdenkst und dich in meine Lage versetzt«, fuhr er fort, rückte etwas näher an mich heran und versuchte, mich auf seine Seite zu ziehen. »Zwei tote Männer liegen auf dem Feldweg. Einer der mächtigsten Männer der Welt hat sie geschickt, um dich zu töten. Er hat keinerlei Bedenken, wenn nötig auch Unbeteiligte umzubringen, solange er dich nur erwischt. Was machst du jetzt? Nehmen wir an, wir wären zur Polizei gegangen. Was hätten wir denen sagen sollen? Ein Mann wie Scope hinterlässt keine Spuren - und selbst wenn, hat er mehr Cops und Richter in der Tasche als ich Haare auf dem Kopf. Wir wären tot gewesen. Jetzt frage ich dich, Beck. Du stehst da. Vor dir liegen zwei Leichen. Was würdest du tun?«
    Ich ging davon aus, dass es sich um eine rhetorische Frage handelte.
    »Ich habe Elizabeth damals diese Fakten unterbreitet, so wie ich es mit dir jetzt auch mache. Ich habe ihr gesagt, dass Scope uns aus dem Weg räumen würde, um an sie heranzukommen. Wenn sie geflohen wäre - untergetaucht zum Beispiel -, hätte er uns gefoltert, bis wir ihm verraten hätten, wo sie ist. Oder er hätte sich an meine Frau gehalten. Oder an deine Schwester. Er hätte alles getan, um an Elizabeth heranzukommen und sie umzubringen.« Er beugte sich näher zu mir. »Verstehst du es jetzt? Siehst du, dass wir nur eine Möglichkeit hatten?«
    Ich nickte, weil es plötzlich offensichtlich war. »Sie mussten glauben, dass Elizabeth tot ist.«
    Er lächelte, und ich bekam am ganzen Körper Gänsehaut. »Ich hatte ein bisschen was gespart. Mein Bruder Ken noch ein bisschen mehr. Außerdem hatten wir die entsprechenden Kontakte. Elizabeth ist untergetaucht. Wir haben sie außer Landes gebracht. Sie hat sich die Haare abgeschnitten und gelernt, sich zu verkleiden. Das war vermutlich etwas übertrieben. Keiner hat richtig nach ihr gesucht. Die letzten acht Jahre war sie fürs Rote Kreuz, UNICEF und ähnliche Organisationen in der Dritten Welt unterwegs.«
    Ich wartete. Ich hatte noch viele offene Fragen, ließ ihn jedoch gewähren. Allmählich wurde mir bewusst, was das für mich bedeutete, und es erschütterte mich zutiefst. Elizabeth. Sie war am Leben. Sie war die letzten acht Jahre am Leben gewesen. Sie hatte geatmet, gelebt und gearbeitet … Ich konnte das nicht alles aufnehmen; es war wie eines dieser unlösbaren mathematischen Probleme, bei denen Computer regelmäßig abstürzen.
    »Wahrscheinlich fragst du dich, woher wir die Leiche hatten, die im Leichenschauhaus lag.«
    Ich nickte.
    »Das war eigentlich ganz einfach. Wir kriegen immer wieder unbekannte Frauenleichen rein. Die werden dann im Leichenschauhaus abgelegt, bis irgendjemand sie nicht mehr sehen kann. Dann werden sie auf Potter’s Field draußen auf Roosevelt Island beerdigt. Ich habe einfach auf die nächste weiße Unbekannte gewartet, die halbwegs auf die Beschreibung passte. Das hat länger gedauert, als ich erwartet hatte. Das Mädel war vermutlich eine Prostituierte, die von ihrem Zuhälter erstochen worden ist, aber genau werden wir’s natürlich nie erfahren. Wir

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