Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One
gehüllt, stand Shauna und blickte zu Bogie auf.
»Ich kann nicht mit dir gehen, Rick«, verkündete die Computer-Shauna theatralisch, »weil ich rasend in Ava Gardner verliebt bin.«
Ich sah Shauna an. Die Frage stand mir ins Gesicht geschrieben. Sie nickte zustimmend. Ich stellte sie trotzdem.
»Du glaubst …«, stammelte ich. »Du glaubst, man hat mich mit Fotomontagen reingelegt?«
Farrell übernahm es, mir zu antworten. »Montagen von Digitalbildern«, korrigierte er mich. »Sind viel einfacher zu manipulieren.« Er drehte sich zu mir um. »Computerbilder haben nämlich nichts mit Film zu tun. Es sind nur Pixel in Dateien. So ähnlich wie ein Dokument in der Textverarbeitung. Sie wissen bestimmt, wie einfach es ist, darin etwas zu ändern. Den Inhalt oder die Schrift oder die Abstände?«
Ich nickte.
»Ja, und für jemand mit Grundkenntnissen in digitaler Bildverarbeitung ist es genauso einfach, Computervideos zu verändern. Das sind keine Fotos und auch keine Filme oder Bänder. Videostreams im Computer sind einfach ein Haufen Pixel. Die kann jeder manipulieren. Man schneidet sie weg, hängt was anderes rein und schon läuft eine Mischung aus beiden Programmen.«
Ich sah Shauna an. »Aber sie sah älter aus auf dem Video«, widersprach ich. »Anders.«
Shauna sagte: »Farrell?«
Er drückte eine andere Taste. Bogie war wieder da. Als die Kamera diesmal auf Ingrid Bergman schwenkte, sah Shauna aus wie siebzig.
»Alterungs-Simulations-Software«, erklärte Farrell. »Wird vor allem für die Suche nach vermissten Kindern verwendet, um sie älter zu machen, damit man sie leichter erkennen kann, wenn sie eine Zeit lang verschwunden sind. Inzwischen kann man aber in jedem Software-Laden eine abgespeckte Version kaufen. Ich kann auch jede Einzelheit von Shaunas Aussehen verändern - die Frisur, die Augenfarbe, die Größe ihrer Nase. Ich kann ihre Lippen dicker oder dünner machen, ihr eine Tätowierung verpassen und so weiter.«
»Herzlichen Dank, Farrell«, sagte Shauna.
Sie entließ ihn mit einem Blick, den selbst ein Blinder verstanden hätte. »Entschuldigen Sie mich«, sagte er, bevor er sich rar machte.
Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen.
Als Farrell außer Hörweite war, sagte Shauna: »Mir war ein Fototermin im letzten Monat eingefallen. Eins von den Bildern war eigentlich perfekt - der Sponsor war ganz begeistert -, aber mir war der Ohrring verrutscht. Wir haben das Bild hergebracht. Farrell hat kurz hier was rausgeschnitten und da wieder eingefügt und voilà saß der Ohrring wieder am richtigen Fleck.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Überleg doch mal, Beck. Das FBI glaubt, du hättest Elizabeth umgebracht, kann es dir aber nicht beweisen. Hester hat mir erklärt, wie verzweifelt die inzwischen sind. Da ist mir der Gedanke gekommen: Vielleicht versuchen sie, dich aus der Reserve zu locken. Und wie könnten sie dich besser aus der Reserve locken, als dir diese E-Mails zu schicken?«
»Aber die Kusszeit …«
»Was ist damit?«
»Woher sollten die von der Kusszeit wissen?«
»Ich weiß darüber Bescheid. Linda weiß es. Ich würde wetten, dass Rebecca es weiß, und vielleicht wissen es auch Elizabeths Eltern. Es ist nicht das bestgehütete Geheimnis der Welt.«
Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen schossen. Ich versuchte, etwas zu sagen, und krächzte dann: »Das ist alles nur ein Riesenschwindel?«
»Möglich, Beck. Ich weiß es wirklich nicht. Aber lass uns das Ganze mal rational angehen. Wenn Elizabeth noch lebt, wo ist sie dann die letzten acht Jahre gewesen? Warum sollte sie gerade jetzt von den Toten auferstehen - zur gleichen Zeit, wo das FBI anfängt, dich des Mordes an ihr zu verdächtigen. Und, mal ganz ehrlich, glaubst du wirklich, dass sie noch lebt? Ich weiß, dass du dir das wünschst. Scheiße, ich wünsche es mir auch. Aber versuchen wir, rational zu bleiben. Wenn du es dir einmal richtig überlegst, was kommt dir dann logischer vor?«
Ich taumelte zurück und sackte auf einen Stuhl. Jede Spur von Hoffnung schwand. Es brach mir das Herz.
Ein Schwindel. War all das nur ein Schwindel gewesen?
17
Als sie Rebecca Schayes’ Atelier in Beschlag genommen hatten, rief Larry Gandle seine Frau an. »Es wird heute später«, sagte er.
»Denk an deine Tablette«, ermahnte ihn Patty.
Gandle hatte eine leichte Zuckerkrankheit, die durch eine Diät und eine Tablette am Tag behandelt wurde. Kein Insulin.
»Mach ich.«
Eric Wu, der immer noch seinen Walkman
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