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Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Titel: Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Tyrese.
    Ich nickte.
    Der Fahrer bewegte sich wieder. Brutus ballte die Faust, doch Tyrese schüttelte den Kopf. »Die beiden wissen garantiert nix«, sagte er zu mir.
    »Ich weiß.«
    »Wir können sie alle machen oder laufen lassen.« Als spielte das keine Rolle, als könne man es mit einem Münzwurf entscheiden.
    »Lassen Sie sie laufen«, sagte ich.
    In einer leeren Straße, vermutlich irgendwo in der Bronx, hielt Brutus an. Der noch atmende Weiße stieg aus eigener Kraft aus. Den Fahrer und den Toten warf Brutus raus wie zwei Müllsäcke. Wir fuhren weiter. Ein paar Minuten lang sagte niemand ein Wort.
    Tyrese verschränkte die Hände im Nacken und lehnte sich zurück. »Gut, dass wir noch ein bisschen geblieben sind, was, Doc?«
    Ich quittierte diese Bemerkung, die ich für die Untertreibung des Jahrtausends hielt, mit einem Nicken.

32
    Die Obduktionsberichte wurden in einem U-Store-’Em -Lagerhaus in Layton, New Jersey, aufbewahrt, nahe an der Grenze zu Pennsylvania. Special Agent Nick Carlson kam allein. Er mochte diese Selbstbedienungs-Lagerhäuser nicht. Sie jagten ihm das kalte Grausen ein. Rund um die Uhr geöffnet, kein Wachmann, gerade mal eine Alibi-Kamera am Eingang … Gott allein kannte die Geheimnisse, die sich hinter den verschlossenen Türen dieser Betonklötze verbargen. Carlson wusste, dass viele Lagerräume voll mit Drogen, Schwarzgeld und Schmuggelware jeder Art waren. Das störte ihn nicht weiter. Aber er erinnerte sich noch daran, wie vor ein paar Jahren der Manager einer Ölgesellschaft entführt und in einer Kiste in einem solchen Gebäude eingelagert worden war. Er war erstickt. Carlson war dabei gewesen, als sie ihn gefunden hatten. Seitdem wurde er die Vorstellung nicht los, dass sich auch lebendige Menschen in diesen Schuppen befanden, dass vielleicht gerade jetzt eine vermisste Person nur ein paar Schritte von ihm entfernt in der Dunkelheit angekettet gegen ihren Knebel kämpfte.
    Die Leute sagen oft, die Welt sei krank. Sie wissen gar nicht, wie Recht sie haben.
    Timothy Harper, der zuständige Gerichtsmediziner, kam mit einem großen braunen Umschlag aus einem garagenartigen Raum. Er reichte Carlson den Obduktionsbericht mit dem Namen Elizabeth Beck.
    »Sie müssen noch unterschreiben, dass Sie ihn mitgenommen haben«, sagte Harper.
    Carlson unterschrieb das Formular.
    »Beck hat Ihnen nicht gesagt, warum er den Bericht sehen will?«, fragte Carlson.
    »Er hat gesagt, er wäre ein trauernder Ehemann und der Fall wäre schließlich abgeschlossen, aber ansonsten …« Harper zuckte die Achseln.
    »Hat er sonst noch irgendwelche Fragen gestellt?«
    »Nichts, was mir auffällig vorgekommen wäre.«
    »Und wie wäre es mit dem, was Ihnen nicht auffällig vorgekommen ist?«
    Harper überlegte einen Moment lang. »Er hat gefragt, ob ich noch weiß, wer die Leiche identifiziert hat.«
    »Und, wussten Sie es?«
    »Nein, nicht auf Anhieb.«
    »Wer hat sie identifiziert?«
    »Ihr Vater. Dann hat er mich gefragt, wie lange das gedauert hat.«
    »Wie lange was gedauert hat?«
    »Die Identifikation.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Hab ich, ehrlich gesagt, auch nicht verstanden. Er wollte wissen, ob ihr Vater sie sofort erkannt hat oder ob es ein paar Minuten gedauert hat.«
    »Wieso könnte ihn das interessieren?«
    »Keine Ahnung.«
    Carlson überlegte, ob ihm dazu etwas einfiel, kam jedoch nicht weiter. »Was haben Sie geantwortet?«
    »Im Prinzip die Wahrheit. Dass ich mich nicht mehr daran erinnere. Ich nehme aber an, dass es ziemlich zügig ging, sonst wüsste ich es noch.«
    »Sonst noch was?«
    »Nein, eigentlich nicht«, sagte er. »Hören Sie, wenn wir dann hier durch wären, da warten noch zwei Kids auf mich, die sich mit einem Honda Civic um einen Telefonmast gewickelt haben.«
    Carlson umklammerte die Akte in seiner Hand. »Ja«, sagte er. »Wir sind fertig. Was ist, wenn ich noch weitere Fragen habe?«
    »Dann erreichen Sie mich in meinem Büro.«

    PETER FLANNERY, RECHTSANWALT stand in verblichenen Goldbuchstaben an der Strukturglasscheibe der Tür. In der Scheibe klaffte ein faustgroßes Loch. Das graue Isolierband, mit dem es überklebt war, sah ziemlich alt aus.
    Ich hatte den Schirm meiner Baseball-Kappe tief ins Gesicht gezogen. Mein Unterleib schmerzte von dem Zusammenstoß mit dem großen Asiaten. Im Radiosender, der versprach, das Wichtigste aus aller Welt zu berichten, wenn man nur 22 Minuten Zeit zum Zuhören aufbringen konnte, hatten wir meinen Namen gehört. Ich

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