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Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Titel: Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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wurde offiziell gesucht.
    Gar nicht so einfach, das ins Hirn zu kriegen. Ich hatte Riesenprobleme, trotzdem schien das alles weit weg zu sein, als ginge es um einen entfernten Bekannten. Ich, der Mensch, der gerade hier stand, interessierte mich nicht weiter dafür. Ich konzentrierte mich auf ein einziges Ziel: Ich musste Elizabeth finden. Alles andere war nur unbedeutendes Beiwerk.
    Tyrese war bei mir. Im Wartezimmer saß ein halbes Dutzend Leute. Zwei trugen aufwändige Halsmanschetten. Einer hatte einen Vogel in einem Käfig dabei. Ich wusste wirklich nicht, wozu. Keiner machte sich die Mühe, uns anzusehen, sie sahen vielmehr aus, als hätten sie sorgfältig alle Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen und wären zu dem Schluss gekommen, dass es nicht lohnte, den Blick in unsere Richtung zu wenden. Die Anwaltsgehilfin trug eine scheußliche Perücke und musterte uns, als wären wir gerade aus einem Hundearsch gefallen.
    Ich teilte ihr mit, dass ich Peter Flannery sprechen wollte.
    »Er bespricht sich gerade mit einem Klienten.« Sie ließ keine Kaugummiblase platzen, aber viel fehlte nicht.
    Dann übernahm Tyrese. Mit der Fingerfertigkeit eines Zauberers zückte er eine Rolle Geldscheine, die dicker war als mein Handgelenk. »Sagen Sie ihm, wir zahlen einen Vorschuss.« Und grinsend fuhr er fort: »Sie bekommen auch einen, wenn wir sofort zu ihm können.«
    Zwei Minuten später wurden wir in Mr Flannerys Allerheiligstes geführt. Das Büro roch nach Zigarrenrauch und Möbelpolitur. Die Möbel zum Selbstzusammenschrauben, wie man sie im K-mart oder bei Bradlees fand, waren dunkel gebeizt worden, um wie teure Eiche und Mahagoni auszusehen. Das Ergebnis war etwa so überzeugend wie ein Jahrmarktstoupet. An den Wänden hingen keine Urkunden, sondern nur das alberne Zeug, mit dem man bei Leuten Eindruck schinden konnte, die leicht zu beeindrucken waren. Ein Dokument belegte Flannerys Mitgliedschaft in der International Wine-tasting Association. Ein anderes proklamierte prunkvoll, dass er im Jahr 1996 an einer Long Island Legal Conference teilgenommen hatte. Nicht schlecht! Dann gab es noch verblichene Fotos des jüngeren Flannery mit Leuten, bei denen es sich vermutlich um Prominente oder Lokalpolitiker handelte. Ich erkannte allerdings niemanden. Den Ehrenplatz hinter dem Schreibtisch zierte das eindrucksvoll auf eine Holzplatte montierte Standard-Bürofoto eines Golf-Vierers.
    »Bitte«, sagte Flannery mit einer ausladenden Geste. »Nehmen Sie Platz, meine Herren.«
    Ich setzte mich. Tyrese blieb stehen, verschränkte die Arme und lehnte sich an die Wand.
    »Also«, sagte Flannery, wobei er das Wort wie ein Stück Kautabak in die Länge zog, »was kann ich für Sie tun?«
    Peter Flannery sah aus wie ein abgetakelter Sportler. Von seinen ehemals goldenen Locken war nicht mehr viel übrig. Sein Gesicht war in die Breite gegangen. Er trug einen dreiteiligen Viskose-Anzug - das hatte ich schon länger nicht mehr gesehen - und zur Krönung in der Westentasche eine Taschenuhr an einer falschen Goldkette.
    »Ich habe ein paar Fragen zu einem alten Fall«, sagte ich.
    Seine Augen strahlten noch in jugendlichem Eisblau. Er sah mich an. Auf dem Schreibtisch stand ein Foto von Flannery, einer pummeligen Frau und einem vielleicht vierzehnjährigen Mädchen, das unverkennbar mit Pubertätsproblemen kämpfte. Sie lächelten, wirkten aber angespannt, als bereiteten sie sich auf einen schweren Schicksalsschlag vor.
    »Ein alter Fall?«, wiederholte er.
    »Meine Frau war vor acht Jahren bei Ihnen. Ich muss wissen, worum es ging.«
    Flannery sah kurz zu Tyrese hinüber. Der stand immer noch mit verschränkten Armen und Sonnenbrille an der Wand. »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen. Handelte es sich um eine Scheidungssache?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Dann …?« Er hob die Hände und gab mir mit einem Achselzucken zu verstehen, dass er mir ja gern geholfen hätte. »Anwaltliche Schweigepflicht. Ich wüsste nicht, was ich da für Sie tun kann.«
    »Ich glaube nicht, dass Sie sie vertreten haben.«
    »Sie verwirren mich, Mister …« Er wartete darauf, dass ich die Leerstelle füllte.
    »Beck«, sagte ich. »Und Doktor, nicht Mister.«
    Als er den Namen hörte, fiel ihm das Doppelkinn auf die Brust. Ich fragte mich, ob er die Nachrichten gehört hatte, nahm jedoch nicht an, dass das der Grund dafür war.
    »Meine Frau heißt Elizabeth.«
    Flannery sagte nichts.
    »Sie erinnern sich doch an sie?«
    Wieder warf er Tyrese einen kurzen

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