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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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vollständig klar, und ein rötlicher Farbrand an der Innenseite des Glases zeigte, dass seit dem letzten Gebrauch bereits Wasser verdunstet war.
    Das Bild, das die überlebende Tochter gemalt hatte, fand er ausgesprochen schön, auch wenn es düster und traurig war. Es zeigte im Vordergrund sie selbst mit ihrer Mutter auf einem Hügel. Die Mutter war sehr groß dargestellt. Beide schauten von dort in einen weiten, leeren Himmel. Das Kind hatte es geschafft, mit den Farbtönen eine Perspektive zu erzeugen, als ob der Himmel eine unendlich Weite hätte. Zoé war nach seinen Informationen erst acht Jahre alt. Er war erstaunt über ihr künstlerisches Talent und hoffte, dass sie es in ihrem zukünftigen Leben ausleben dürfte.
    Er wusste, dass Alexander Altmüller seine Kinder geliebt hatte, aber Kinderzimmer waren kein Ort der Beständigkeit, an dem man Zeichen setzte. Wie stand es mit seiner Frau? Hatte da noch das notwendige Vertrauensverhältnis bestanden? Er hatte sie betrogen, das hatten er und seine Leute schnell herausgefunden. Aber vielleicht hatte er sie dennoch geliebt. Sie war zudem die Mutter seiner Kinder. Zumindest in dieser Funktion konnte er ihr für die Zeit nach seinem Ableben Informationen hinterlassen haben. Wen hatte es sonst noch im Leben von Alexander Altmüller gegeben, zu dem er eine enge Beziehung gepflegt hatte? Er ging in Gedanken die Biografie des Journalisten durch und identifizierte dessen Mutter als die einzige in Frage kommende Person. Er durchsuchte die Zimmer im Wohnhaus und anschließend Altmüllers Büro. Alles ohne Erfolg. Er hatte wertvolle Zeit verloren.
    Es wurde jetzt schnell hell. Er glaubte nicht, dass die Polizisten heute noch einmal hierher zurückkommen würden. Sie hatten ihre Untersuchungen abgeschlossen, und hier lebte keiner mehr, den sie nicht schon befragt hätten. Dennoch wollte er verschwinden, bevor einer der Anwohner ihn sehen konnte. Er schritt durch das fast leere Büro und schaute sich ein letztes Mal um. Dabei dachte er über seine Strategie in diesem Fall nach. Er musste sich so weit wie möglich raushalten, durfte in der Öffentlichkeit nur andere für sich handeln lassen. Dafür hatte er seine Leute hier positioniert. Er selbst musste außer für Thill unsichtbar bleiben. Die Zeit war ein großes Problem. Je länger die Polizei an dem Fall arbeitete, desto eher würden sie auch das Umfeld des Flughafenprojektes unter die Lupe nehmen, würden ihm so vielleicht auf die Spur kommen können. Thill blieb für ihn ein Unsicherheitsfaktor.
    Shiwen schaute durch die kleinen Fenster in den zugewachsenen Hang, der hinter dem Haus lag. Hier war der Beobachter seinen Leuten zum ersten Mal aufgefallen. Nun war dort alles ruhig. Nur die Vögel begleiteten weiterhin mit ihren Melodien den frühen Morgen.
    Dennoch blieb ihm keine Zeit mehr. Er musste jetzt verschwinden. Vorsichtig öffnete er die Tür des renovierten Nebengebäudes, und eine Amsel, die im Beet vor dem Haus nach Nahrung gesucht hatte, flog vor ihm auf. Er folgte mit den Augen dem unscheinbaren Vogel, der zu den schönsten Sängern gehörte, die er in diesem Teil der Erde gehört hatte. Dann erstarrte er. Nur fünfundzwanzig Meter von ihm entfernt saß der Mann aus dem Nachbarhaus völlig bewegungslos auf einer Bank. Sein Blick schien auf dem unterhalb liegenden Tal zu ruhen. Sun Shiwen überlegte, ob der Alte ihn schon bemerkt haben konnte. Doch das schien nicht der Fall gewesen zu sein. Er schloss geräuschlos die Tür und schlicht entlang der Hausfassade in Richtung Straße. Nach ein paar Metern war er im Sichtschatten des Hauses aus dem Blickfeld des Mannes verschwunden. Shiwen wartete und schaute noch einmal achtsam zurück. Der Mann hatte seine Position nicht verändert.

35
    Trier/Luxemburg; Donnerstag, 16.   Juni
    Der Morgen in der Zentralen Kriminalinspektion Trier begann mit einer Besprechung über die Ermittlungsergebnisse vom Vortag. Buhle und Ducard hatten das Wesentliche aus ihrer Befragung von Nanette Bonitzer an die Kollegen weitergegeben. Danach hatte Buhle von seinem Treffen mit Hannah Sobothy berichtet.
    »Wir haben hier also eine  CD mit den Sicherungsdateien von Altmüllers Recherchen zum Themenkomplex Viren. Lutz«, er übergab die  CD , die er von der Radioreporterin erhalten hatte, an den Kriminaltechniker weiter, »sieh dir das mal an. Das ist eine Kopie von Hannah Sobothy, wird für die Kriminaltechnik wohl nicht viel herauszuholen sein.«
    Er wandte sich wieder an seine

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