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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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ins Tal führen. Vielleicht haben wir es hier mit einem Wildwechsel zu tun, und Altmüller hatte das Pech, da reinzugeraten. Aber, ehe ihr nachfragt, wir haben bislang keine Borsten, Haare oder Blutspuren am Wrack gefunden. Wenn die These zutrifft, dann hätte das Tier Altmüllers Wagen nur leicht touchiert. Vielleicht lohnt es sich dennoch, beim Jagdpächter nachzuhören. Anja ist weiter an dem Autowrack dran.«
    »Gut, treffen wir uns heute Abend wieder«, beendete Buhle zügig die Besprechung und stand auf.
    * * *
    Buhle und Ducard fuhren in jeweils eigenen Autos nach Luxemburg. Der Ermittlungsschwerpunkt verschob sich immer weiter ins Großherzogtum, und so hatte Ducard vor, im Anschluss an die Befragung von Reno die Ermittlungen seiner Mitarbeiter voranzutreiben. Die dreiviertelstündige Autofahrt zum Institut für Virologie war für Buhle die Gelegenheit, seine Gedanken zu ordnen und in sich hineinzuhorchen, um die nächsten Schritte in die richtige Richtung zu lenken.
    Mit dem Eingeständnis von Nanette Bonitzer hatten sie eine Menge der örtlichen Spuren erklären können. Er sah keinerlei Ansatzpunkte dafür, dass sie ihnen eine Lügengeschichte aufgetischt hatte. Nein, es regte sich kein Widerstand gegen die Schilderungen der jungen Frau in ihm. Bonitzers Aufrichtigkeit einmal vorausgesetzt, hatten sie nun eine genaue Beschreibung der Ereignisse vor dem Mord. Was die Tat selbst betraf, hatten sie allerdings nichts in der Hand – außer den Erkenntnissen der Kriminaltechniker, dass ein Auto in einiger Entfernung an zwei Standorten geparkt und von dort aus ein Mann zum Tatort gegangen war. Und dass danach jemand, wahrscheinlich dieselbe Person, in das Haus der Altmüllers eingebrochen war, zweimal eingebrochen war, um Unterlagen mitzunehmen. Unterlagen, die ihn so weit belasten mussten, dass er dafür getötet hatte.
    War Reno dieser Mann gewesen? Sie wussten bislang nicht viel über den Laboranten. Er war auf Fotos von Altmüller zu sehen, wie er einem Eric Dardenne eine  CD übergab. Er war mit den Viren beschäftigt gewesen, die, und da war Buhle sich mittlerweile ziemlich sicher, für den Tod der kleinen Anne verantwortlich waren. Dazu sein nervöses Verhalten, als Buhle gestern mit Ducard im Institut aufgetaucht war. Vielleicht hatten Henris Kollegen bereits weitergehende Informationen sammeln können.
    Welche Motive für den Mord an Suzanne Altmüller konnten aus den Recherchen ihres Mannes am Institut resultieren? Suzanne konnte in den Unterlagen etwas gefunden haben, das Reno belastet hätte. Vielleicht den Grund, warum die Fotos gemacht wurden. Sie wäre dann als Mitwisserin gefährlich für den Täter gewesen. Wieso hatte der überhaupt von dem Treffen zwischen Bonitzer und dem Opfer gewusst? Buhle griff zum Telefon und kramte in seinem Notizbuch auf dem Beifahrersitz nach der Nummer der Doktorandin.
    »Hallo, Frau Bonitzer. Eine wichtige Frage habe ich gestern vergessen: Wer wusste von Ihrem Treffen mit Frau Altmüller?«
    Die Stimme von Nanette Bonitzer war immer noch leise und unsicher, dennoch spürte Buhle, dass keine Angst mehr aus ihr sprach. »Niemand, niemand wusste davon. Wieso fragen Sie?«
    »Nun, nach Ihren Schilderungen muss eine Person Sie beobachtet und gewusst haben, dass Sie oder Suzanne Altmüller an der Sauer sein würden. Ich frage mich nur, wie dieser Jemand das wissen konnte.«
    Am anderen Ende der Leitung war kein Ton zu hören. »Frau Bonitzer, sind sie noch da?«
    »Ja. Meinen Sie, der Täter hat mich beobachtet und ist mir zum Treffpunkt mit Alex’ Frau gefolgt?«
    »Er könnte auch Frau Altmüller beobachtet haben oder von ihr – oder vielleicht über Umwegen doch von Ihnen – von dem Treffen erfahren haben.«
    »Ich habe niemandem etwas gesagt. Auch über die Beziehung zu Alex nicht; nicht mal meinen Eltern.«
    »Sie haben auch keiner Freundin etwas anvertraut?«
    »Nein, ich habe keine Freundin, der ich so etwas anvertrauen würde.« Sie klang bedrückt, als sie den Satz aussprach. Und noch etwas war in die Stimme zurückgekehrt: die Angst.
    Buhle war seinem luxemburgischen Kollegen zunächst zu dessen Dienststelle gefolgt. Dort konnten sie bereits eine Kurzbeschreibung von Reno entgegennehmen. Der Zweiundvierzigjährige hatte nach einer Ausbildung als medizinisch-technischer Assistent ein Chemiestudium begonnen, dann nach drei Semestern wieder abgebrochen. Er hatte zunächst in einem privaten Labor gearbeitet und war bereits vor achtzehn Jahren an das

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