Kein Tod wie der andere
wir Ihnen nicht sagen.«
»Ja, ich kann mich erinnern. Ein ehrgeiziger Typ. Hatte viel gefragt, viele weitschweifige Ideen. Ich meine, er hat hier auch die Laborarbeiten für seine Diplomarbeit gemacht.«
»Und dabei auch mit Reno zusammengearbeitet?«
»Wahrscheinlich. Mal überlegen: Vor fünf, sechs Jahren war Reno schon hier. Da hatten wir noch einen anderen Laborleiter. Aber es kann gut sein, dass Dardenne und Reno zusammengearbeitet haben.«
»Fällt Ihnen sonst noch etwas ein?«
»Nun, Dardenne war wohl ganz gut und immer sehr darauf bedacht, voranzukommen. Das hat ihn bei den Wissenschaftlern nicht so beliebt gemacht. Wahrscheinlich, weil sie ihn schon als Konkurrenten angesehen haben. Aber bei den anderen ist er recht beliebt gewesen, meine ich. Was ist aus ihm geworden?« Barthel hatte sich offenbar etwas beruhigt, als sich das Gespräch auf den ehemaligen Praktikanten konzentrierte.
»Es hat in Bonn promoviert und arbeitet jetzt wieder in Luxemburg bei einem amerikanischen Konzern.«
»Miller&Fox?«
»Ja, ist das etwas Besonderes?«
»Wir haben schon einige gute Leute dorthin verloren. Da hat es Dardenne wirklich zu etwas gebracht. Ich glaube mich erinnern zu können, dass er schon bei uns in Richtung Impfstoffe gearbeitet hatte. Bei Miller&Fox ist er goldrichtig, wenn er in dem Bereich weitergemacht hat. Die sind gut, anspruchsvoll und gut.« Barthel klang fast ein wenig wehmütig. Das änderte sich schlagartig, als die Polizisten nun nach Reno und einem leeren Büro verlangten, wo sie ihn befragen konnten.
Mario Reno war nicht besonders groß, mit kurzem, drahtigem Haar und dunkler Haut eher dem südländischen Typ zuzuordnen. Seine dunklen Augen ruhten fragend auf Ducard und Buhle und flackerten auch nicht, als Ducard mit der Befragung sehr direkt begann.
»Herr Reno, kennen Sie den Journalisten Alexander Altmüller?«
»Nein, warum sollte ich den kennen?«
»Weil er hier Anfang des Jahres für eine Reportage recherchiert hat.«
»Ach, den meinen Sie. Ja, ich habe ihn gesehen, aber nie mit ihm gesprochen. Ich wusste nicht, dass er Altmüller heißt.«
»Hieß! Er ist vor knapp drei Wochen tödlich verunglückt.«
»Oh, das tut mir leid. Das habe ich nicht gewusst.«
»Sie haben mit Altmüller nie geredet, hatten keinen weiteren Kontakt?«
»Nein, wieso sollte ich? Dr. Barthel hatte damals darauf bestanden, dass er allein den Reporter betreut.«
Abrupt wechselte Ducard das Thema. »Sie sind Laborleiter hier?«
»Ja, seit dreieinhalb Jahren.« Reno schien dabei etwas größer zu werden.
»Das heißt, sie haben auch den Überblick über alles, was in den Laboren passiert, vor allem in diesen Sicherheitslaboren.«
»Ich bin vor allem Laborleiter für die beiden Sicherheitslabore, die wir hier haben. Ja, ich will wohl meinen, dass ich da den Überblick habe.«
»Gab es da in letzter Zeit irgendwelche Unregelmäßigkeiten, die Ihnen aufgefallen sind.«
»Nein, wieso fragen Sie?«
»Sie hatten auch mit den Untersuchungen zu diesen Enzephela… mit diesen Viren zu tun, die Gehirnentzündungen hervorrufen können.«
Reno musste grinsen. »Enzephalomyelitis, sagen Sie einfach EEV . Das machen wir auch so. Ja, damit habe ich gearbeitet.«
»Wer noch außer Ihnen?«
»Wir bemühen uns, die Anzahl der Mitarbeiter, die in den BSL -2- und -3-Laboren arbeiten, so gering wie möglich zu halten. Trotz der hohen Sicherheitsstandards, die wir natürlich haben, bleibt es weiterhin gefährlich. Außer Marcel Schwarzheim und mir hat keiner mit diesen Viren gearbeitet.«
»Und sonst konnte keiner an die Viren gelangen.«
»Mir ist nicht klar, warum Sie mich das fragen.« Als Reno keine Antwort bekam, fuhr er fort: »Wir haben nur zu zweit mit den Viren experimentiert. Während der Versuchsreihen sind ein Teil der Proben direkt im Labor gelagert. Die restlichen Proben sind außerhalb in speziellen Kühltruhen eingefroren. Theoretisch können also auch andere Mitarbeiter an die Proben herankommen.«
»Weiß jeder Mitarbeiter im Institut, welche Proben wo gelagert sind? Sind die so beschriftet, dass jeder sie sofort identifizieren kann?«
»Es gibt eine stets aktuelle Dokumentation der Lagerbestände, ja. Und natürlich sind alle Proben einwandfrei beschriftet.«
Ducard schaute zu Buhle, und der verstand, dass er übernehmen sollte. Buhle war sich nicht sicher, was er von Reno halten sollte. Seine Antworten waren in keiner Weise verdächtig. Er hatte eigentlich ganz natürlich reagiert. Dennoch
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