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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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Sauer?«
    »Ja, wir haben sie bei Rosport an einem Wehr der Elektrizitätswerke gefunden. Sie scheint bereits seit gestern tot zu sein.«
    Buhle dachte an den idyllischen Platz am Grenzfluss, bis zu dem die Hunde die Spur von Suzanne John-Altmüller verfolgen konnten. Er hatte bereits dort gespürt, wie trügerisch die Ruhe war. »Gibt es schon Hinweise auf die Todesursache?«
    »Sie ist wohl ertrunken. Hat auch einige Verletzungen. Unser Gerichtsmediziner ist aber erst seit ein paar Minuten bei der Leiche.« Ducard schien sich vom Telefon abgewendet zu haben und gab Anweisungen auf Luxemburgisch. Dann sprach er wieder zu Buhle: »Kannst du gleich kommen? Ich denke, du solltest auch mit dabei sein. Deine Kollegen Frohwein und Grehler sind auch schon da.«
    »Dürfen wir denn?«
    »Ich glaube, unsere Staatsanwältinnen telefonieren gerade miteinander«, erklärte Ducard. »Ihr sollt ja nur gucken, nicht anfassen.« Buhle hatte diesen Spruch schon öfter von Kollegen gehört und wusste, dass er aus einer Fernsehwerbung stammte. Als ob Ducard gespürt hätte, dass Buhle seine Worte pietätlos fand, fügte er an: »Pardon, ich wollte nicht unverschämt sein. Aber momentan laufen bei uns so viele miese Sachen, da stumpft man ein wenig ab.«
    »Mmh«, sagte Buhle nur. Er wollte sich nicht an Nebensächlichkeiten aufhalten. »Ich werde dennoch vorher mit unserer Staatsanwältin sprechen. Finde ich die Stelle leicht?«
    »Ja, fahr am besten direkt bei Rosport über die Sauer und dann die N 10 in Richtung Echternach. Wenn du entlang des Kanals fährst, kannst du die Brücke zum Elektrizitätswerk nehmen und weiter bis zur Sauer fahren. Du wirst uns da schon sehen. Äddi. «
    Buhle hatte Staatsanwältin Klara Haupt trotz mehrmaliger Versuche telefonisch nicht erreicht. Die Verhandlungen mit den Luxemburgern schienen doch etwas langwieriger zu sein. So hatte er beschlossen, ohne vorheriges Einverständnis loszufahren. Er war gerade von der Nordallee in die Lindenstraße abgebogen, als sein Handy klingelte.
    »Klara Haupt hier. Kriminalhauptkommissar Buhle, sind Sie schon in Luxemburg?«
    Buhle musste vor der nächsten Ampel halten. Als Antwort begnügte er sich mit einem einfachen Nein.
    »Das will ich auch hoffen. Ich habe gerade mit meiner Kollegin dort gesprochen.« Die Staatsanwältin machte eine lange Pause, und Buhle fragte sich, inwieweit seine nicht autorisierten Ermittlungen im vergangenen Jahr die beiden Juristinnen noch beschäftigt hatten.
    »Am liebsten würde ich Sie ja noch ein wenig auf die Folter spannen, wegen der Aktion im November, aber lassen wir das mal.« Der leicht sarkastische Ton von Klara Haupt war nicht zu überhören. »Sie können nach Rosport rüber, um den luxemburgischen Ermittlern über die Schulter zu schauen. Aber halten Sie sich gefälligst zurück, damit es nicht wieder Ärger gibt. Und falls die Tote doch nicht die Gesuchte sein sollte, ziehen Sie sich wieder zurück. Klar? Ich erwarte morgen früh Bericht von Ihnen. Schönes Wochenende.«
    Buhle murmelte eine Abschiedsformel und beendete das Gespräch. Sollte er die Aufforderung der Haupt so verstehen, dass die Mordkommission bereits mit den Ermittlungen betraut war? Wohl kaum, da noch nicht einmal geklärt schien, ob der Fall in den Händen der luxemburgischen Service de Police Judiciaire oder der Trierer Polizei landen würde.
    Eine knappe halbe Stunde später hatte Buhle den Fundort der Toten am Grenzfluss erreicht. Er begrüßte Frohwein und Grehler mit einem kurzen Nicken und gab Ducard die Hand.
    »Komm mit. Die Spurensicherung ist schon fertig mit der Leiche. Wir haben nur noch auf dich gewartet.«
    Sie gingen die Uferböschung hinab zum Fluss. Die Ufer waren bis zum Stauwehr gerodet worden und lagen jetzt blank da. Die Regenfälle der letzten Wochen hatten tiefe Erosionsrinnen in den roten Boden der Böschungen hineingewaschen. Buhle musste aufpassen, dass er auf dem lehmigen Untergrund nicht ausrutschte. Direkt oberhalb des Wehres waren Weiden als Ufergehölze stehen geblieben. Die Männer kamen an zwei Tauchern vorbei, die auf ihren weiteren Einsatz warteten.
    In einem Haufen von Ästen, die ans Ufer getrieben waren, sah Buhle die Leiche der Frau. Sie hatte sich wie bei Wasserleichen üblich auf dem Bauch treibend in dem Geflecht des abgestorbenen Holzes verfangen. Da das Wasser im Staubereich des Wehres fast stand, bewegte sich auch der Torso der Frau nur wenig. Das fliederfarbene Sommerkleid war an mehreren Stellen zerrissen.

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