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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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Wanderungen und Landschaften gewesen. Dieser Meinung war offenbar auch die Reporterin, Anna Sobothy oder so ähnlich. Sie führte aus, wie wichtig es sei, den gestressten Alltag einmal hinter sich, die Seele einfach baumeln zu lassen. Als ob man sich das immer aussuchen konnte. Als ob die Gedanken einen nicht immer einholen würden, so weit man auch vor ihnen weglaufen mochte.
    Nanette Bonitzer wechselte wieder zurück zur Musik, trabte den letzten Kilometer bis zu ihrem Elternhaus und dachte an ihn, an sich und an ihre Zukunft.

10
    Trier; Samstag 11.   Juni
    In den Dienststellen gehörte dieser Samstagmorgen den Führungsebenen von Polizei und Justiz in Rheinland-Pfalz und im Großherzogtum Luxemburg. Die Leiche einer gebürtigen Luxemburgerin mit Wohnsitz in Deutschland, vielleicht auf deutscher Seite des Grenzflusses ermordet und am luxemburgischen Ufer aufgefunden: Das bedurfte intensiver Prüfungen und Abstimmungen auf höchster administrativer und politischer Ebene in den beiden Nachbarstaaten.
    Nachdem alle Institutionen mehrmals ihren Willen zur guten Zusammenarbeit und schnellen Aufklärung des Falles kundgetan hatten, führte ein abschließendes Gespräch zwischen den obersten Repräsentanten der Polizeiorgane und den leitenden Staatsanwältinnen zu einer einvernehmlichen Regelung. Da der mutmaßliche Tatort auf deutscher Seite lag und in Anbetracht der weiteren Todesfälle in der Familie, sollte die Trierer Kripo die Ermittlungen federführend leiten. Um die Mittagszeit wurde der erste Kriminalhauptkommissar Christian Buhle zum Leiter der Soko Sauer bestimmt. Sein luxemburgischer Kollege Henri Ducard würde die Funktion des Verbindungsbeamten für das Großherzogtum ausfüllen und ständiges gleichberechtigtes Mitglied der Sonderkommission sein. Buhle und Ducard hatten diesen Entschluss für sich bereits morgens um Viertel nach acht getroffen. Zehn Minuten, nachdem sie bei Kaffee und Tee die Ermittlungen in dem Todesfall wieder aufgenommen hatten.
    Die erste Sitzung der Soko Sauer fand in der Zentralen Kriminalinspektion in Trier statt. Der Sitzungsraum war fast zu klein für die vielen Polizisten in unterschiedlichsten Funktionen, die sich dort am frühen Nachmittag eingefunden hatten. Nachdem Großmann die Sitzung eröffnet hatte, übernahm Buhle die Gesprächsleitung. Zunächst stellte er den luxemburgischen Kollegen sein Team vor.
    Paul Gerhardts und Nikolas Steffen hatten ihre Wochenendaktivitäten zurückgestellt, Michael Reuter hatte seinen Kurzurlaub sofort unterbrochen. »Dann können die anderen eben die Reste meiner Geburtstagsfeier entsorgen und aufräumen«, hatte er Buhle grinsend erklärt. Max Kienzig, der Leiter des KDD , hatte die Ermittlungen auf deutscher Seite bislang geführt und war genauso zugegen wie Lutz Grehler, der nur darauf zu warten schien, die kriminaltechnischen Untersuchungen von den Luxemburgern übernehmen zu können. Neu im Fall war Nicole Huth-Balzer, die noch als Kriminalanwärterin erfolgreich im vorigen Mordfall mitgearbeitet hatte. Nach bestandener Abschlussprüfung war sie jetzt bei der Bereitschaftspolizei in Wittlich-Wengerohr im Einsatz. Buhle hatte sie dort angefordert, und sie war sichtlich froh, wieder in Trier tätig sein zu können.
    Die Luxemburger waren mit Henri Ducard, seinem Mitarbeiter Frank Cloos, dem grauhaarigen Kriminaltechniker Jacques Jeunesse und dem Gerichtsmediziner der Laboratoire National de Santé vertreten.
    Obwohl die Polizei in beiden Ländern schon zwei Tage an dem Fall gearbeitet hatte, waren die bisherigen Ermittlungsergebnisse schnell zusammengefasst. Das meiste hatte Gerichtsmediziner Emil Cornet zu berichten. Er bestätigte, dass der Tod durch unmittelbares Ertrinken eingetreten sei. Es habe Abwehrreaktionen gegeben, und eine beträchtliche Menge an Wasser sei in die Lunge eingetreten. Auch andere klassische Hinweise auf Ertrinken wie das Svechnikov-Zeichen waren bei dem Opfer deutlich erkennbar.
    »Die Frage aber, warum sie ertrunken ist, ist nicht so einfach zu erklären. Er gibt kaum Hinweise.« Der Mediziner schien nicht zu den Menschen zu gehören, die sich schnell auf eine These festlegen. Hinweise auf Gewalteinwirkung mit stumpfen oder scharfkantigen Gegenständen gebe es nicht, schon gar nicht Anzeichen, die auf Waffeneinwirkung schließen ließen. Die meisten Hautverletzungen seien nach dem Eintritt des Todes durch das Treiben der Leiche über der flachen Gewässersohle entstanden. Auch seien keine Wirkstoffe im

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