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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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dritten Todesfall innerhalb kürzester Zeit gibt. Glaubst du an einen Zufall?«
    »Und Selbstmord?«
    »Würdest du dich in einem Fluss umbringen, in dem du fast überall stehen kannst? Nein, ich würde Selbstmord ausschließen. Oder hast du klare Anhaltspunkte?«
    Buhle dachte an die Aussagen von Marie und Silvia Lenz zur Person Suzanne John-Altmüller. »Nein, es spricht eigentlich nichts dafür.«
    In der Abenddämmerung legte sich die Dunkelheit zunehmend über das Sauertal. Nachdem der Leichnam aus dem Wasser geholt und ans Ufer gelegt worden war, bestand für die Polizisten kein Zweifel mehr an ihrer Identität. Ducard veranlasste, dass der Fundort abgesperrt und eine Polizeistreife zur Sicherung abgestellt wurde. Die Leiche von Suzanne John-Altmüller wurde in die provisorische Gerichtsmedizin nach Luxemburg-Stadt überführt. Der Mediziner mutmaßte, dass sie Wasser in der Lunge haben könnte, verschob aber jede weitere Aussage auf den Zeitpunkt nach der Obduktion.
    »Gut, ich glaub, für heute können wir unsere Arbeit hier beenden. Ich werde dich morgen früh direkt informieren, wenn wir neue Informationen haben.« Ducard hatte sich an Buhle gewandt, der fragend zu Frohwein blickte.
    »Ist schon okay, Christian.« Es waren die ersten Worte, die Frohwein seit Langem sagte. »Ich hatte ja gesagt, dass dies dein Fall werden würde. Spätestens morgen Mittag werden wir vom KDD auch offiziell draußen sein. Aber glaub mir, ich beneide dich nicht.«
    Nach und nach fuhren die Kriminalbeamten in ihre Gedanken vertieft in den nächtlichen Feierabend. Viel schlafen würde heute Nacht keiner von ihnen.

9
    Merzig; Samstag, 11.   Juni
    Nanette Bonitzer war frühmorgens um sechs Uhr laufen gegangen. Sie hatte ohnehin schon wach gelegen und so die Frische des beginnenden Tages genutzt. Ihre Hausstrecke führte sie vom Zedernweg direkt in den Wald Richtung Merchingen.
    Sie liebte die wechselnden Gerüche von Laub- und Nadelwald und das leuchtend grüne Licht, das durch die transparenten Blätter der Buchen bis zum Waldboden drang. Nachdem sie oberhalb des Naturschutzgebietes Geißenfels den Wald verlassen hatte, lief sie lange den Waldrand entlang, querte erneut einen Forst, anschließend die Feldflur und wieder ein kleines Waldstück. Den Blick, der sich jetzt auf die Hänge Richtung Brotdorf auftat, genoss sie jedes Mal. Alle paar Meter wechselten Äcker mit Wiesen, Obstbäume mit Hecken. Wenn sie Zeit hatte, lief sie bisweilen gern querfeldein. Heute hatte sie Zeit, doch wollte sie sich lieber auspowern. Sie rannte den Schotterweg runter ins Tal, ein Stück entlang der Landstraße, dann wieder den Wirtschaftsweg hoch, zurück zum Wald auf der Hochfläche. Als sie oben angekommen war, hatte sie Seitenstiche. Sie hob die Arme über ihren Kopf und ging tief atmend den Waldweg entlang.
    Für ein paar Kilometer hatte sie ihren Kopf frei bekommen. Nicht mehr an ihn gedacht, nicht mehr an die Arbeit, nicht mehr an ihre Zukunft. Doch jetzt, als der Schmerz nachließ, waren alle Gedanken der letzten Tage wieder da. Sie hatte versucht, es zu ignorieren, sich abzulenken, aber es hatte nicht geholfen. Sie ärgerte sich über sich selbst. Dabei hatte er sich letztendlich als Arsch erwiesen, hatte sie fallen gelassen, war entgegen allen Versprechungen zu seiner Frau zurückgegangen. Und doch hatte sie nicht gewusst, was sie ohne ihn machen sollte. Ohne ihn und ohne die Hoffnung, ihn wiederzusehen.
    Sie hatte sich in ihre Arbeit gestürzt, hatte Stunden um Stunden, Tage um Tage im Institut verbracht und doch nichts wirklich auf die Reihe bekommen. Sie wusste nicht, wie viel die anderen ahnten. Sie wusste nicht, was ihr Anteil an dem gewesen war, was passierte. Sie wusste nicht, was das noch für Konsequenzen für sie haben würde. Noch ahnte der Professor wenigstens nichts davon, hoffte sie jedenfalls. Sie hatte sogar die leise Ahnung, er habe sie wahrgenommen mit ihrem Anwesenheitsfleiß, das erste Mal seit Beginn ihrer Promotion. Dabei hatte er sie doch ermuntert, ihm nach Luxemburg zu folgen – und dann nicht mehr beachtet.
    Sie wollte auf andere Gedanken kommen und wechselte im MP 3-Player von ihren Musikalben zum Radio. Es lief eine Reportage über den Naturpark und über die steigende Anzahl der Traumschleifen entlang des Saar-Hunsrück-Steigs. Sie kannte schon einige davon und war sehr angetan gewesen. Auch ohne Karte hatte sie sich nie verlaufen. Egal welchen Weg sie gegangen war, immer waren es schöne, erlebnisreiche

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