Kein Tod wie der andere
Organismus gefunden worden, die auf Medikamenten-, Alkohol- oder Drogenkonsum hindeuteten.
Als die meisten Anwesenden schon nicht mehr mit weiteren Ergebnissen rechneten, führten Cornets Ausführungen doch noch zu einer abschließenden Vermutung: »Zwei Indizien gibt es, die ein Tötungsdelikt wahrscheinlicher machen als einen Unfall. Zunächst eine Schürfwunde auf der Rückseite des Kopfes. Als ob der Kopf über einen harten Gegenstand geschoben oder gezogen wurde. Es sind auch leichte Hämatome vorhanden. Diese Verletzungen könnten allerdings auch von einem Sturz stammen. Auf der Stirn und im Gesicht sind auffallende runde Druckstellen und weitere Abschürfungen. Diese unterscheiden sich auch von den postmortalen Verletzungen im Gesichtsbereich und deuten nicht auf einen Sturz hin. Vielmehr weisen sie darauf hin, dass jemand das Gesicht eine Zeit lang auf abgerundete harte Gegenstände gedrückt haben könnte.«
»Flusskiesel. Sie meinen also, jemand hat den Kopf des Opfers unter Wasser gedrückt.« Michael Reuter war stets etwas ungeduldiger als seine Kollegen und ein großer Freund klarer Worte.
»So könnte es vielleicht gewesen sein.« Cornet schien sich Reuters Stil nicht unterordnen zu wollen. »Ich halte es für angemessen, dass weitergehende gerichtsmedizinische Untersuchungen an der Leiche durchgeführt werden. Wie sie wissen, ist das LNS , unser staatliches Gesundheitslabor, im Bemühen, eine gerichtsmedizinische Abteilung aufzubauen. Aber ich befürchte, das dauert noch einige Jahre, und so lange sollten wir kaum warten, nicht wahr. Da der Fall ohnehin in die Hände der rheinland-pfälzischen Polizei gelegt wurde, wäre es richtig, den Leichnam so bald möglich in die Gerichtsmedizin nach Mainz zu überführen.«
»Gut, merci , Emil«, kam Ducard weiteren Diskussionen zuvor. »Ich denke auch, die haben da im Moment noch die besseren Möglichkeiten. Jacques, würdest du uns jetzt die Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchungen mitteilen?«
Henri Ducard schien mit den Ausführungen des Gerichtsmediziners entweder zufrieden zu sein, oder er erwartete keine weitergehenden Aussagen von ihm. Buhle hätte Cornet gern ein verbindlicheres Urteil abverlangt und zumindest den Todeszeitpunkt abgefragt, wollte sich aber noch nicht in die Gesprächsführung seines luxemburgischen Kollegen einmischen.
Jacques Jeunesses Ausführungen waren noch übersichtlicher: In der Umgebung der Fundstelle gebe es keine Spuren irgendwelcher Auseinandersetzungen. Somit könne es als wahrscheinlich angesehen werden, dass die Tote lediglich an das Ufer angetrieben sei. Die Kleidung der Toten sei gesichert und ins Labor gebracht worden. Sie werde direkt ab Montagmorgen untersucht werden.
Buhle merkte, wie Grehler neben ihm gerade dazwischenreden wollte und bedeutete ihm, sich zurückhalten. Der deutsche Kriminaltechniker rang noch ein paar Sekunden mit sich. Dann ließ er sich aber mit mürrischem Blick und vor der Brust gekreuzten Armen gegen die Rückenlehne des Stuhls fallen.
Jeunesse schien dies bemerkt zu haben. »Nennenswerte Spuren an der Leiche selbst haben wir nur unter den Fingernägeln der rechten Hand gefunden. Es sind kleinste Textilfasern, die nach unserer ersten Begutachtung nicht von den Kleidern der Toten stammen, die sie trug. Wir würden gerne der deutschen Polizei die Spuren übergeben. Vielleicht findet sie die dazugehörige Kleidung im Haus des Opfers, und wir können dann ausschließen, dass sie vom Täter stammen.«
Grehler starrte seinen luxemburgischen Kollegen einen Moment mit offenem Mund an. »Sie meinen, wir sollen die Kleiderschränke einer vierköpfigen Familie daraufhin untersuchen, obwohl auf der Hand liegt, dass die Fasern vom Täter stammen?«
»Ich bin überzeugt davon, dass ihr die entsprechende Qualität habt und wahrscheinlich auch das nötige Personal. Und es ist sicherlich nicht auszuschließen, dass eine Frau auch zu Hause an Kleidung kratzen kann. Vielleicht hilft es ja, wenn wir euch sagen, dass es Textilfasern in den Farben Rot und Blau sind und, soweit wir es mit unseren bescheidenen Möglichkeiten feststellen konnten, wahrscheinlich von einem Flanellhemd stammen.«
»Ein blau-rot kariertes Holzfällerhemd ist sicher in vielen Haushalten in der Eifel zu finden. Wir werden danach suchen und prüfen, ob es Übereinstimmungen mit den Spuren am Opfer gibt. Haben Sie sonst noch etwas?«, fragte Buhle betont freundlich.
»Nein, ich bin aber sicher, die deutschen Kollegen haben
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