Kein Tod wie der andere
Bundesstraße auf den Radweg und einen Feldweg. Hier ist unser Unbekannter von seinem Auto aus zu Fuß gestartet. Interessant ist aber, dass das Auto an zwei Stellen abgestellt war: Zum einen direkt in der Zufahrt, also am Rand der Bundesstraße, und zum anderen weiter unten am Rand des Schotterweges, etwas versteckt unter dem Ufergehölz. Dort beginnen auch die Fußspuren. Aber schon vorher oder nachher ist er ausgestiegen: an einer Stelle, von der man recht gute Sicht auf das Auto des Opfers hatte.«
»Das ist wirklich interessant. Du meinst also, dass Suzanne Altmüller von dem Mann zunächst beobachtet wurde und er dann zu der Stelle am Ufer gegangen ist, wo er sie vermutete.«
»So ist es«, bestätigte Grehler äußerst zufrieden.
Buhle schaute Ducard an. »Dass die Altmüllers beobachtet wurden, konnten wir ja bereits aufgrund der niedergetretenen Fläche hinter deren Haus vermuten. Das passt zu dem Einbruch und vielleicht auch zu den Unterlagen und Computern, die aus Alexander Altmüllers Büro verschwunden sind.« Er wandte sich wieder Grehler zu. »Habt ihr dort beim Haus auch Fußabdrücke sichern können und die schon verglichen?«
»Nein, in dem Gras konnten wir keine Spuren sicherstellen.«
»Ja, da passt einiges zusammen«, sagte auch Ducard. »Wir müssen unbedingt herausfinden, was den Mord an Suzanne John-Altmüller – ich denke, von Mord können wir jetzt ausgehen – was den Mord mit der Arbeit ihres Mannes verbindet; vielleicht auch mit seinem Tod. Und was wir noch nicht sagen können, ist, ob der Mord von der Frau oder dem Mann verübt wurde, oder gibt es dafür Anhaltspunkte?« Die letzte Frage richtete Ducard an Grehler.
»Nein, gibt es nicht. Außer vielleicht, dass es einem Mann leichter als einer Frau fallen dürfte, jemanden zu ertränken. Aber das ist sicher nur ein schwaches Indiz.«
»Gut gemacht, Lutz. Das ist schon eine ganze Menge.« Buhle gab Ducard ein Zeichen, dass er aufbrechen wollte. »Lass uns jetzt noch nach Merteskaul fahren und schauen, ob es da auch weitere Ergebnisse gibt. Du meldest dich, wenn es noch was Neues gibt, Lutz.«
Buhle hatte sich bereits umgedreht, als er Grehlers Stimme hinter sich hörte.
»Blut.«
»Waaas?«
»Wir haben Blut gefunden. Unweit der Uferkante auf einem kleinen Stein. Später dann auch noch etwas diffuser verteilt auf Bodenpartikeln.«
»Und das sagst du jetzt erst?«
»Nun das Spannendste kommt doch immer zum Schluss. Beschwer dich nicht. Immerhin habe ich es euch ungeduldigen jungen Leuten noch gesagt, So, tschüss, jetzt könnt ihr gehen.«
»Euer Kriminaltechniker ist ja eine Kanone.« Ducard saß wieder neben Buhle im Wagen. Sie fuhren die enge Kreisstraße hinauf nach Merteskaul.
»Allerdings. Er kann einen manchmal regelrecht zur Weißglut treiben. Napoleon-Komplex: Diesen Hang zur Selbstdarstellung haben ja bekanntlich viele kleine Männer. Aber Lutz ist auch verdammt gut in seinem Job. Da gibt es nichts. Ich habe mich mittlerweile mit seiner Art arrangiert.«
Das Wohnhaus der Altmüllers war immer noch nicht abschließend untersucht. Die Spurensicherung hatte es nicht leicht gehabt, die Existenz eines Einbrechers nachzuweisen. Und doch verstärkten sich die Indizien dafür immer mehr. Es waren nicht nur die verschwundenen Unterlagen und Computer, die sich sonst kaum erklären ließen. Vielmehr gab es Anzeichen, dass insbesondere das Büro von Alexander Altmüller von zwei verschiedenen Personen durchsucht worden war: einmal sorgfältig und bedächtig, einmal eher achtlos und hektisch.
Möglicherweise hatte Suzanne Altmüller sich einen Überblick über die Arbeit ihres Mannes verschaffen wollen und deshalb seine Unterlagen geordnet und wahrscheinlich auch intensiv durchgeschaut. Möglicherweise hatte sie dadurch Erkenntnisse gewonnen, die sie zu ihrem Mörder oder ihrer Mörderin geführt hatten. Der Einbrecher hatte hingegen offensichtlich das Ziel gehabt, gewisse Unterlagen verschwinden zu lassen. Mit ihrer Vorarbeit dürfte Suzanne Altmüller ihm dies unfreiwillig erheblich erleichtert haben. Buhle und Ducard waren sich einig, dass sie schnellstmöglich herausfinden mussten, was verschwunden war. Zudem war auch Suzanne Altmüllers Arbeitszimmer oberflächlich durchsucht worden.
»Wir müssen Altmüllers Auftraggeber fragen, vielleicht auch Kollegen oder Bekannte. Ich glaube zwar nicht, dass freie Journalisten mit ihren Recherchen hausieren gehen, aber vielleicht hat er ja doch jemandem von brisanten Storys
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