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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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des Verwirrspiels: Es gibt in dieser Ecke viele Fußspuren von Anne, offenbar hat sie dort vor dem Regal auch gesucht. Dazu gibt es eine kleine Stelle, wo jemand etwas weggewischt haben dürfte. Fällt nur auf, wenn man wirklich genau hinschaut. Kann aber auch sein, dass jemand nur über eine feuchte Stelle hinweggeschlurft ist. Das Dach ist an einigen Stellen undicht, allerdings weniger über dieser. Außerdem sind dort Spuren von Männerschuhen, und zwar von Alexander Altmüller. Wir haben die entsprechenden Schuhe im Haus gefunden. So, jetzt alles klar?«
    »Nein. Woher auch?« Buhle hatte irgendwie mehr erwartet als diese Spuren-Odyssee im Staub. Offenbar hörte man das auch seiner Stimme an.
    »Gut. Du fragst dich natürlich nicht, wie wir dies alles aus dem Staub ablesen konnten. Okay, ist ja auch normal, dass wir das können.« Grehler gab Buhle ein paar Sekunden Zeit, darauf zu reagieren. Als nichts weiter kam, fuhr er grätzig fort: »Du wolltest die Kiste. Wir haben sie gefunden. Frag deine Psychologin, was sie meint, was das nun bedeutet. Ich kann nur Spuren lesen und sichern. Das werden wir hier noch eine Weile machen, und ihr könnt euch überlegen, was ihr damit anfangt. Tschö.«
    Bevor Buhle etwas erwidern konnte, hatte Grehler das Gespräch beendet. »Oh Mann, diese narzisstische, eingeschnappte Leberwurst«, grummelte er vor sich hin.
    »Ich hoffe, du meinst nicht mich.« Großmann war durch die offen stehende Tür eingetreten, ohne dass Buhle es gemerkt hatte. »Aber das kannst du mir gleich erzählen. Wir müssen jetzt zu Monz, und dann habt ihr euren Termin mit der Presse. Komm.«
    Die Pressekonferenz verlief ruhig, sachlich und in beidseitigem Bemühen um eine konstruktive Zusammenarbeit. Durch die zahlreichen bisherigen Ermittlungsergebnisse wurde das Informationsbedürfnis der Medienvertreter vollständig befriedigt; die fehlende heiße Spur ließ ausreichend Freiraum für spekulative Ansätze der Journalisten und versprach eine länger währende Story. Erwartungsgemäß bestand aufgrund des Mordfalls am Grenzfluss ein besonderes Interesse seitens der luxemburgischen Zeitungen und des Fernsehsenders RTL . Luc Todoux, Redakteur der Wochenzeitung »LëtzTalk«, hatte offensichtlich seit der Verleumdungskampagne im letzten Mordfall Buhles gelernt und stellte seine Fragen fast demonstrativ seriös. Anders war es bei Robin Flieger von der deutschen »Mosella-Zeitung«, der erneut durch provokante Fragen und bissige Kommentare auffiel. Buhle ahnte schon, welche Schlagzeilen die MoZ in ihrer morgigen Ausgabe bringen würde.
    Insgesamt führte Klara Haupt gewohnt souverän durch die Veranstaltung, und Buhle war überrascht, wie professionell sie dabei wirkte. Von dem ausgelassenen Verhalten am Mittagstisch war nichts mehr zu spüren – bis auf ein kurzes Zuzwinkern, als sie Buhle begrüßte. Monz hielt sich zurück und überließ seinem Soko-Leiter die Präsentation der Fakten.
    Buhle mochte Pressekonferenzen nicht sonderlich. Für gewöhnlich akzeptierte er aber ihre Notwendigkeit und versuchte, für die laufenden Ermittlungen und die Repräsentation der Polizei das Beste daraus zu machen. Das war an diesem Tag nicht anders. Buhle bat die Medien um Hilfe bei der Suche nach Zeugen, die zur mutmaßlichen Tatzeit am vergangenen Donnerstag parkende Autos in dem Bereich zwischen Ralinger Mühle und Elektrizitätswerk Rosport, insbesondere auf dem Parkplatz an der B 418, gesehen hatten. Als sofort Fragen nach näheren Informationen aufkamen, verteilte Buhle den vorbereiteten Fahndungsaufruf.
    Die anschließende Pause nutzte der Kommissar. Er fragte in die Runde der Pressevertreter, ob man Alexander Altmüller gekannt hatte oder wusste, für welche Zeitung er tätig gewesen war. Die Resonanz war enttäuschend. Keiner der Anwesenden meldete sich, auch nicht Hannah Sobothy. Die Mitarbeiter vom »Trierischen Volksfreund« und dem »Luxemburger Wort« gaben immerhin an, dass Altmüller für sie gelegentlich freiberuflich gearbeitet hatte, und Buhle bat um die Kontaktdaten der jeweils zuständigen Redakteure.
    Hannah Sobothy saß in einem schlichten dunkelbraunen Kleid ungewohnt teilnahmslos in der letzten Reihe. Sie sagte während der ganzen Veranstaltung kein Wort. Buhle beschlich ein ungutes Gefühl, als er sie so untypisch verschlossen wahrnahm. Er wusste, dass sie sich nach Abschluss der Pressekonferenz mit der Staatsanwältin auf ein kurzes Interview für die Aufnahme von O-Tönen treffen wollte. Als

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