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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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und den Kräuterlikör bestellt hatte, wiederholte sie noch mehrmals: »Los sein, nur los sein. Das ist gut. Nichts mehr laufen und nur los sein.«
    Buhle fragte sich ernsthaft, ob heute irgendetwas in der Luft lag, das Frauen in seiner Anwesenheit zu völlig verdrehten Verhaltensweisen zwang. Marie hatte den Anfang gemacht, wobei ihre Kehrtwendung ihm sicher guttat. Die völlig aufgedrehte Staatsanwältin hingegen verblüffte ihn zusehends.
    »Mein lieber Buhle, ich muss mich entschuldigen. Ich benehme mich ja unmöglich und blamiere Sie vor den anderen Gästen.« Sie hatte sich weit über den Tisch zu ihm hinübergebeugt, und er sah in ihren Augen, dass sie auch das in keinster Weise ernst nahm. »Es ist die Liebe, Herr Kriminalhauptkommissar.«
    Buhle hatte schon Gerüchte gehört, dass Klara Haupt sich einen gut fünfzehn Jahre jüngeren Mitarbeiter der juristischen Fakultät an der Uni geangelt hatte. Offenbar schien sein Gesichtsausdruck diese aufkommende Erkenntnis eins zu eins widerzuspiegeln, denn ihre verschwörerische Mimik ging in ein breites Grinsen über.
    »Aber nicht, was Sie denken. Es ist die Liebe, die ich wieder los bin. Mein Gott, was ist das schön, wieder frei zu sein.« Sie ließ sich mit dem letzten Satz nach hinten in die Rückenlehne fallen, legte ihren Kopf in den Nacken und lachte noch einmal, diesmal allerdings deutlich leiser. Das völlig entgeisterte Gesicht von Buhle sah sie so nicht mehr.
    Auf dem Weg zu den Autos erklärte sie ihrem Begleiter, dass es am Anfang ganz nett war mit dem jüngeren Geliebten, was einer Frau in ihrem Alter ja auch das Gefühl gab, noch nicht ganz zum alten Eisen zu gehören. Aber dann wollte der Junge doch tatsächlich auf feste Beziehung machen und fing an, sich bei ihr einzunisten. Da hatte sie kurzerhand die Reißleine gezogen und ihm mitgeteilt, dass ab jetzt nichts mehr zwischen ihnen laufen würde. Das war vor vier Tagen gewesen, und seitdem hätte sie sich nur noch gut gefühlt. Klara Haupt verabschiedete sich von Buhle bis zur Pressekonferenz und legte beschwingt die restlichen fünfzig Meter bis zu ihrem Wagen zurück.
    In der Kriminalinspektion wartete Großmann schon auf Buhle. Sein Vorgesetzter schien mit den bisherigen Ergebnissen durchaus zufrieden und teilte mit, dass der Polizeipräsident sie eine halbe Stunde vor dem Termin mit den Medienvertretern zu einer Vorbesprechung gebeten hatte. Somit blieb Buhle kaum noch Zeit. Er ging dennoch in sein Büro, um zu prüfen, ob zwischenzeitlich eine Nachricht von den Kollegen eingetroffen war. Tatsächlich blinkte die Kontrollleuchte des Anrufbeantworters. Grehler hatte seine Mitteilung wohl erst auf den  AB gesprochen, nachdem er es mehrmals vergeblich auf Buhles Handy versucht hatte. Buhle fluchte leise vor sich hin, als er feststellte, dass der Akku seines Mobiltelefons leer war. Beim zweiten Abhören verstand er dann auch, was der Kriminaltechniker ihm mitteilen wollte: Sie würden den Schatz jetzt heben. Wenn es ihn noch irgendwie interessierte, solle er seine Beine in die Hand nehmen und schleunigst nach Merteskaul kommen.
    Weil er sich so darauf konzentrieren musste, die Worte überhaupt zu identifizieren, dauerte es einen Moment, bis Buhle ihre Bedeutung verstand. Er griff sofort zum Telefon und wählte Grehlers Mobilnummer. Eine Stimme sagte ihm, dass der Teilnehmer momentan nicht zu erreichen sei. Er versuchte es bei der Festnetznummer der Altmüllers. Nachdem er dreimal hatte durchklingeln lassen, hob Grehler endlich am anderen Ende ab.
    »Ach, meldest du dich auch noch? Wo treibst du dich denn rum, während deine Kollegen sich den Feiertag in der tiefsten und schwülsten Pampa vertreiben? Ich dachte, du wolltest unbedingt wissen, ob es hier eine Schatzkiste gibt. Dann finden wir eine, und du bist nicht zu erreichen. Bist du ins Klo gefallen, oder was?«
    Buhle wusste, dass er dazwischenreden musste, wenn er Grehlers Wortschwall irgendwie unterbinden wollte. »Unsere Staatsanwältin hat mich zum Mittagessen entführt.« Buhle konnte bildlich vor sich sehen, wie Grehler jetzt mit offenem Mund und aufgerissenen Augen aufs Telefon starrte. »Und du weißt, dass man das einer Frau in ihrem Alter nicht ohne Folgen abschlagen kann. Also, falls du dich noch an diese Zeit zurückerinnern kannst.«
    Buhle war selbst über den Anflug von Witz erstaunt, der ihm da einfach so über die Lippen gegangen war. Grehler schien es nicht anders zu gehen. Er murmelte noch etwas wie, dass die Hitze in Trier

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