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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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brechen.
    »Nichts. Wenn er kommt, dann sag ihm   … Ach, ist egal, ich gucke mal im Garten.«
    Sie hatte sich schon wieder umgedreht und starrte auf den großen gelben Berg im Backofen.
     
    Bis auf die Nachbarskatze, die sich in der Herbstsonne auf dem Rasen wälzte, war niemand zu sehen. Als ich langsam zum Strandkorb
     ging, sprang sie auf und folgte mir. Ich schob den Strandkorb in die Sonne und setzte mich hinein, die Katze sprang mir auf
     den Schoß und schnurrte.
    »Na, du dickes Vieh.« Langsam kraulte ich sie, sie gähnte und warf sich auf den Rücken. »Du bekommst nachher Hühnerpastete.
     Freu dich.«
    Das gleichmäßige Schnurren wirkte beruhigend, ich sollte mir dieses Tier vor den Bauch binden, gerade wenn mein Vater in die
     Nähe kam. Die Sonne schien mir ins Gesicht, die Katze räkelte sich auf meinem Schoß, meine Augen fielen zu. Bis mich eine
     Stimme aus dieser Idylle riss.
    »Hast du ihn schon erschlagen?«
    Ich öffnete nur ein Auge und sah zu meiner Schwester hoch.
    »Er hat einen eingebauten Warnmelder. Immer wenn es für ihn brenzlig wird, ist er unauffindbar.«
    »Rutsch mal ein Stück.«
    Sie quetschte sich neben mich, die Katze maunzte, dehnte sich und legte sich anschließend über uns beide. Während Ines vorn
     und ich hinten streichelten, dachte ich über die E-Mail nach. Wann hatte mein Vater eigentlich mit Frau Hansen gesprochen? Und was meinte er mit »Jureks Geheimnis«?
    Ines streckte ihre Beine aus und unterdrückte ein Stöhnen, weil die Katze sich mit den Krallen festhielt.
    »Hast du Johann schon angerufen?«
    Ich lachte freudlos. »Nein. Ich wüsste auch gar nicht, was ich ihm sagen sollte. Vermutlich nimmt er die Mail sowieso nicht
     ernst, er kennt doch Papa.«
    »Und wenn er kommt?«
    »Wieso sollte er kommen?«
    Meine Schwester fuhr fort, die Katze hinter den Ohren zu kraulen. »Weil er die Beziehung retten will?«
    »Welche Beziehung?« Ich war selbst erschrocken, wie bitter ich klang.
    »Ach, Christine!« Die Katze hob den Kopf und sah meine Schwester an. Etwas leiser redete Ines weiter. »Deine Fähigkeit, Dinge
     auszusitzen, ist wirklich beeindruckend. Wenn du das Ganze nicht mehr willst, dann beende es. Und wenn du es noch willst,
     dann mach etwas dafür. Aber warte nicht ewig, dass jemand anderes Entscheidungen für dich trifft. Das ist furchtbar.«
    »Wieso kritisierst du eigentlich dauernd an mir herum?« Ich warf einen Seitenblick auf Ines, die unverwandt die Katze betrachtete.
     »Seit wir hier sind, kommentierst du alles. Meine Beziehungen haben dich doch früher nicht interessiert. Und jetzt mischst
     du dich plötzlich ein. Du wirst Papa immer ähnlicher.«
    »Das stimmt nicht.« Ines blieb gelassen. »Ich mische mich nicht in alles ein, ich sage dir nur, was ich denke. Das durfte
     ich früher ja nie, da war ich für so was entweder zu jung, oder ich hatte angeblich keine Ahnung. Aber jetzt sind wir beide
     erwachsen, da könntest du dir vielleicht auch mal dieses Große-Schwester-Verhalten abgewöhnen.«
    »Das habe ich gar nicht.«
    »Doch.« Ines sah mich an. »Das hast du. Nicht immer, aber immer wieder mal. Du darfst alles zu mir sagen, ich aber nichts
     zu dir. Was hast du mich angezickt, als ich dir von Gregor Morell erzählt habe. Das hätte ich mal dir gegenüber wagen sollen.«
    »Aber das ist doch wirklich das Letzte. Ausgerechnet mit dem. Und   …«
    »Siehst du.« Ines lächelte und strich sich ein Büschel Katzenhaarevon den Fingern. »Du regst dich schon wieder auf. Es stimmt übrigens nicht. Ich habe ihn nie geküsst. Er hat versucht, mich
     auszufragen. Ich weiß nicht, was er ahnt, aber er hat wohl mitbekommen, dass Marleen schon lange wieder hier sein sollte.
     Ich vermute, er hat mit Gisbert geredet. Jedenfalls hat er mich angebaggert, und so unattraktiv fand ich ihn auch nicht. Ich
     hatte nur überhaupt keine Lust, darauf einzugehen, aber ich wollte mal testen, ob du ruhig bleiben würdest. Und mich mal meine
     Dinge einfach machen lässt. Tust du aber nicht.«
    Ich klappte den Mund wieder zu.
    Meine Schwester zog ihre Beine an, die Katze verlor das Gleichgewicht und sprang mit einem bösen Blick auf den Boden. Ich
     musterte die Katzenhaare auf meiner Jeans.
    »Du hast das nur so gesagt? Um mich zu provozieren?«
    »Ja.« Ines stand auf und streckte sich. »Wobei du früher auch noch gepetzt hättest. Von daher gibt es ja immerhin eine Entwicklung.«
     Sie stützte sich mit einer Hand am Strandkorb ab und neigte sich zu mir.

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