Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa
abzumildern.
»Das hat jedenfalls jemand behauptet. Der Rechtsanwalt geht aber auch davon aus, dass man es beweisen muss. Sie sind wenigstens
nicht inflagranti erwischt worden.«
»Wow!« Pierres Augen leuchteten. »Sieh mal an, unsere Marleen. Am Strand …«
Ines versetzte ihm einen kleinen Klaps. »Du begreifst es wohl nicht. Das ist nicht scharf, sondern eine Straftat. Sie sind
in Dubai, nicht am Ballermann.«
Irritiert schüttelte Pierre den Kopf. »Und jetzt sitzen sie in Untersuchungshaft?« Er wartete unser Nicken ab und fragte:
»Wie soll das weitergehen?«
David berichtete über die bisherigen Bemühungen von Ralf Kühlke. Während er die verschiedenen Telefongespräche schilderte
und die wiederkehrenden Mahnungen, nichts an die Öffentlichkeit geraten zu lassen, fiel ihm eine Haarsträhne ins Gesicht.
Er hatte eine melodiöse Stimme und einen schönen Mund, ich betrachtete ihn versonnen und gestand mir ein, dass ich einen solchen
Mann unter normalen Umständen nie kennengelernt hätte. Mit einem Blick auf Pierre stellte ich fest, dass er anscheinend dasselbe
dachte. Ich räusperte mich und sah ihn strafend an.
Er guckte beleidigt zurück.
»Wir haben natürlich jede Menge Konkurrenz, die sich mit Begeisterung auf die Sache stürzen würde.« Anscheinendhatte David nichts von unseren unsachlichen Gedanken mitbekommen, so nüchtern, wie er blieb. »Wir befürchten, dass es schon
ein paar Gerüchte und Recherchen gibt, woher auch immer sie kommen. Hast du eine Ahnung, was zum Beispiel Guntram Bernd hier
genau macht? Hast du etwas mitbekommen? Könnte der für eine Zeitung ermitteln?«
Pierre dachte kurz nach. »Guntram Bernd hat mich einmal gefragt, ob ich wüsste, was Frau Stehler trinkt. Und ob ich sie näher
kenne. Ich habe gedacht, wenn ich die Wahl zwischen Adelheid und Eleonore Stehler hätte, würde ich auch lieber mit der Stehler
trinken als mit Adelheid … Na gut, das geht zu weit. Aber der Freund von der Stehler, dieser Morell, der ist nicht ganz koscher. Jetzt, wo du es sagst.
Er hat sich nach Marleen erkundigt. Und nach dem Rest der Belegschaft.«
David beugte sich ein Stück vor. »Wie heißt Morell denn mit Vornamen?«
»Gregor.« Ines antwortete sofort. Ich fuhr mit der Hand in meine Tasche und zog das Foto hervor. »Das ist er.«
David nahm das Bild in die Hand und nickte. »Ich kenne ihn, freier Fotograf, für ein gutes Bild verkauft der seine Mutter,
falls er sie noch hat. Und seit wann ist er hier?«
Ines betrachtete das Bild, suchte meinen Blick und grinste.
»Hat Gisbert das gemacht? Morell ist einen Tag nach uns gekommen. Ein unangenehmer Typ, er hat mich vom ersten Tag an ausgefragt.«
Entsetzt starrte ich sie an. »Wie? Vom ersten Tag an? Warum hast du das denn nicht erzählt? Du bist so unvorsichtig.«
Ungerührt schlug meine Schwester ihre Beine übereinander. »Du hattest ja schon deine Paranoia, die wollte ich nicht noch verstärken.
Und außerdem werde ich mit so einem Spinner auch allein fertig, ich bin schließlich keine zwölf mehr, nicht wahr, Christine?
Ich habe ihm erzählt, dass Marleen im Urlaub krank geworden ist und unter Quarantäne steht. Und dass wir deshalb eingesprungen
sind.«
»Das hat er geglaubt?« Pierre sah sie bewundernd an.
»Nein. Aber er hat genauso wenig etwas anderes herausbekommen. Auch wenn er dauernd wieder ankam. Der hat mich richtig angeflirtet,
ich fand das ganz witzig, zumal seine arrogante Freundin immer unwirscher wurde. Zu schön war das.«
Meine kleine Schwester wurde berechnend. Ich glaubte es kaum.
»Wie geht es denn jetzt hier weiter?« Pierre hatte mittlerweile die Flut von Neuigkeiten sacken lassen und kam auf das Wesentliche.
»Mit der Pension? Und was erzählen wir den Leuten?«
Ich legte ihm beruhigend eine Hand aufs Bein. »Wir werden Adelheid einweihen müssen. Sie soll den Betrieb übernehmen, zumindest
so lange, bis Theda kommen kann.«
»Im Leben nicht.« Erschrocken winkte Pierre ab. »Das halte ich nicht aus. Ich kann mir nicht jeden Tag ihre Bemerkungen anhören
und dabei friedlich bleiben. Sonst müsst ihr die Verantwortung dafür übernehmen, dass sie nach zwei Wochen erwürgt vor der
Waschmaschine liegt. Dann nehme ich lieber unbezahlten Urlaub.«
»Das ist doch albern.« Ich rückte ein Stück von ihm ab. »Was ist bloß zwischen euch? Dieser Kindergarten ist ja furchtbar.«
»Ich will nicht darüber reden.« Abrupt stand er auf. »Und jetzt muss ich
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