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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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»Verstehe es nicht falsch. Du bist manchmal so stur
     und moralisch, das hat mich schon immer genervt. Aber auf der anderen Seite macht es auch Spaß, hier mit dir zusammen die
     Pension zu schmeißen. Wir beide gegen den Rest. Weißt du, wenn man davon absieht, dass du manchmal blöde bist, habe ich dich
     lieb. Und nach dieser Geschichte hier habe ich sogar die Hoffnung, dass du dich ein bisschen veränderst. So, ich gehe jetzt
     gucken, was man noch alles aus Huhn herstellen kann. Bis gleich.«
    Während meine Schwester über den Rasen zum Haus lief, sprang die Katze wieder auf meinen Schoß und rollte sich zusammen. Ich
     lehnte den Kopf an die Rückwand und schloss die Augen.
     
    Bei den Vorbereitungen für das Abendessen bemühte ich mich, nichts und niemanden zu kommentieren. Mein Vaterund Kalli waren immer noch nicht aufgetaucht, angeblich hatten sie eine Wanderung zum Golfplatz gemacht. Dafür war Jurek da,
     und zum ersten Mal fiel mir auf, dass er tatsächlich jeden Abend vor Ort gewesen war. Ich hatte es auf seine Verknalltheit
     geschoben, jetzt stand er aber neben Hans-Jörg und redete leise auf ihn ein. Zu leise, um es verstehen zu können, langsam
     hatte ich diese Geheimnisse satt.
    Als ich die letzten Besteckteile im Gastraum auslegte, stand meine Mutter plötzlich hinter mir.
    »Habt ihr euch gestritten?«
    »Wer?«
    Bei der Frage fiel mir auf, dass sie wirklich jeden meinen könnte: meinen Vater, Johann, Jurek, Ines, Gisbert. Ich war im
     Moment anscheinend ziemlich streitsüchtig.
    »Deine Schwester und du?«
    »Nein. Wieso?«
    Meine Mutter verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich an. »Weil du überhaupt nicht redest.«
    »Ich bin nur müde.«
    »Wovon bist
du
denn müde?«
    Genervt ließ ich das Besteck sinken. »Mama, tu nicht immer so, als würde niemand außer dir arbeiten. Ich stehe hier jeden
     Tag um halb sieben auf und mache den Frühstücksdienst. Und die Zimmer. Und die Rezeption. Und, ach, ist ja auch egal.«
    »Du hast vielleicht eine Laune.« Meine Mutter zog sich einen Stuhl an den Tisch. »Willst du darüber reden?«
    »Nein.« Mit Schwung verteilte ich die restlichen Löffel und griff nach dem leeren Besteckkorb. »Will ich nicht. Ich habe mich
     nicht gestritten, und auch sonst ist alles schön. Seid ihr fertig in der Küche?«
    »Es ist wegen Johann, oder? Und wegen Tom. Und weil du dich nicht entscheiden kannst. Du musst das aber lernen, Kind. Du kannst
     nicht immer darauf warten, dass es dir jemand abnimmt.«
    Resigniert sah ich sie an und überlegte, ob meine Entscheidungsunfähigkeit heute Thema im großen Plenum gewesen war. Es war
     ja nicht auszuhalten.
    »Mama, alles ist gut und hat nichts mit Johann zu tun. Und schon gar nichts mit Tom.«
    »Das sieht Papa aber anders. Hanna und ich übrigens auch.«
    »Ja, gut.« Es hatte keinen Zweck. »Hier fehlen noch Gläser.«
    Ich ließ sie sitzen, wo sie war, und floh in die Küche. An Jurek vorbei ging ich zu Ines und küsste sie auf die Wange.
    »Du hast was gut bei mir, wenn du Mama ablenkst und dir einen Grund ausdenkst, warum ich ganz plötzlich wegmusste.«
    »Okay.« Sie griff nach zwei Salatschüsseln und nickte. »Wir sehen uns um halb neun. Du musst noch etwas zu trinken für David
     Bruhn und uns mitnehmen, wir haben oben nichts mehr.«
    »Alles nach Wunsch«, gelobte ich und küsste sie auf die andere Wange. Dann ging ich durch die Hintertür nach draußen. Hans-Jörg
     und Jurek blieben irritiert zurück.

Um Punkt halb neun klingelte es an Marleens Haustür. Im Flur warf ich einen kurzen Blick in den Spiegel, alles war in Ordnung.
     Mit einem Lächeln öffnete ich die Tür und stand vor meiner Schwester.
    »Ich habe den Schlüssel vergessen«, sagte sie und ging an mir vorbei. »Wieso hast du dich denn so aufgedonnert?«
    »Das ist doch nicht aufgedonnert.« Ich sah noch einmal in den Spiegel. »Meine Jeans war nur fleckig.«
    »Klar, du trägst jeden Tag Kleider. Jetzt, wo du es sagst   …« Ines musterte grinsend mein schwarzes Kleid. »Aber es sieht gut aus. Du hast für dein Alter wirklich noch gute Beine.«
    Ich warf einen Turnschuh in ihre Richtung, sie duckte sich weg, und es klingelte erneut. Dieses Mal war es David Bruhn.
    Später saß er in gespannter Haltung auf dem Sessel und hörte zu, was Ines und ich bislang erfahren und erlebt hatten. Wir
     hatten beim Wein beschlossen, uns zu duzen, da wir so etwas wie eine Schicksalsgemeinschaft bildeten. David hatte vorgeschlagen,
     dass wir uns

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