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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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zunächst gegenseitig auf denselben Wissensstand bringen sollten. Wir fingen an. Ich neige dazu, unsortiert zu
     erzählen, weshalb meine Schwester mich ab und zu unterbrechen musste, um Zusammenhänge herzustellen oder diese als nicht gegeben
     zu korrigieren. Als wir fertig waren, lehnte David Bruhn sich nachdenklich zurück. »Also, noch mal: Eure Eltern denken, dass
     Marleen einfach ihren Urlaub verlängert hat und dass du, Christine, hier einen Artikel für die ›Femmes‹ schreibst, den es
     aber gar nicht geben wird. Richtig?«
    Ich nickte.
    »Und sie helfen euch hier, zusammen mit Hanna und Kalli, weil sie nett sind?«
    »Und sich sonst langweilen«, ergänzte Ines.
    Er dachte kurz nach. »Ist euer Vater, wie soll ich sagen, ein bisschen   … zerstreut? Oder durcheinander?«
    Wir sahen erst ihn, dann einander an. Meine Schwester schüttelte den Kopf.
    »Eigentlich nicht. Wie meinst du das?«
    »Na ja«, David Bruhn rieb sich das Kinn. »Als ich heute Mittag zum Hotel zurückging, kam er mir entgegen. Ich habe ihn gegrüßt,
     daraufhin blieb er stehen und sagte: ›Übrigens, von diesen Internetsachen kann man Computerwürmer kriegen. Die hauen einem
     das ganze System kaputt. Ich wäre da vorsichtig. Schönen Tag noch.‹ Ich habe ihn nicht ganz verstanden.«
    »Ach, das.« Ines verkniff sich ein Grinsen. »Mein Vater ist nicht durcheinander, jedenfalls nicht so. Das ist bei ihm etwas
     anderes. Das hatte er schon immer. Momentan erforscht er leidenschaftlich, welche Gefahren aus dem Internet auf seine Töchter
     lauern.«
    Die Türklingel verhinderte weitere Ausführungen über den Geisteszustand meines Vaters. Ich ließ Pierre herein, der David neugierig
     ansah und ihm die Hand gab.
    »Ich bin Pierre. Da bin ich aber sehr gespannt, was jetzt in Wirklichkeit los ist.«
    »David Bruhn.«
    Wir warteten ab, bis Pierre sich ebenfalls gesetzt und Ines ihm ein Glas Rotwein eingeschenkt hatte. Dann machte David den
     Anfang.
    »Mein Bruder Björn hat sich im letzten Herbst von seiner Frau getrennt. Silvester ist er allein nach Norderney gefahren und
     hat Marleen kennengelernt. Ich bin der Einzige, der von ihr weiß. Björns Scheidung verläuft nicht gerade einvernehmlich,also, eigentlich ist es die reinste Schlammschlacht. Meine Schwägerin Eva will sich nämlich nicht scheiden lassen, sie haben
     einen Ehevertrag, und durch die Trennung muss sie ihren Lebensstil erheblich ändern. Damit es nicht noch schmutziger wird,
     haben Marleen und Björn beschlossen, ihre Beziehung zunächst geheim zu halten. Sie sind zusammen im Urlaub, was, wie gesagt,
     niemand wissen soll.«
    »Das heißt, dein Bruder hat die Kohle?« Pierre duzte jeden, den er sympathisch fand.
    David zuckte ein bisschen zusammen, vielleicht auch wegen der Formulierung. Er zögerte einen kleinen Moment mit der Antwort.
    »Wir haben ein Verlagshaus. Also, mein Bruder und ich. Printmedien und so.«
    »Bruhn? David und Björn Bruhn?« Pierre musterte David, plötzlich erhellte sich sein Gesicht. »›Nordmagazin‹. Ihr seid die
     berühmten Bruhn-Brüder. Hey, euch gehören die meisten Zeitungen und Zeitschriften, die ich so lese. Das ist ja stark. Und
     unsere Marleen hat sich einen von euch geangelt. Herrlich.« Begeistert schlug er mir auf den Rücken. »Hast du das gewusst,
     Christine? Wir sitzen hier mit einer echten Berühmtheit. Hach, ich kenne mindestens zwanzig Leute, die mich beneiden werden.
     Erzähl doch mal, wie ist das so als Verleger. Kennst du die ganze Prominenz, über die bei euch Artikel erscheinen?«
    »Pierre, krieg dich mal wieder ein.« Ich schüttelte seine Hand ab, die immer noch auf meiner Schulter lag. »Darum geht es
     hier nicht. Es geht um Marleen und Björn. Sie sitzen in Dubai im Knast.«
    Pierres Kinnlade fiel runter, seine Gesichtsfarbe wechselte von blass zu rot und wieder zurück. Langsam drehte er seinen Kopf
     zu mir.
    »Das ist doch ein Scherz, oder?«
    »Nein.« Ines schob ihm sein Glas zu. »Leider nicht.«
    »Aber was ist denn das für ein Typ, dieser Björn? Ich habe ihn ja nur einmal gesehen. Ich kenne Marleen wirklich gut, sie
     würde niemals eine kriminelle Tat begehen, es sei denn, jemand zwingt sie. Und selbst dann   … Nein, auch dann nicht. Da muss sie ja dein Bruder in etwas verwickelt haben und wir   …«
    »Der Vorwurf ist, dass die beiden am Strand betrunken Sex hatten.«
    Wir zuckten bei Ines’ direkter Antwort alle drei zusammen. David machte zumindest den Versuch, es

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