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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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sie es kaufen würde. Sie fand
     ja auch den jugendlichen Liebhaber passend. Erst in diesem Moment fiel mir auf, dass mir jemand aus dem Laden zuwinkte: Gregor
     Morell stand an der Seite und hatte mich anscheinend schon die ganze Zeit beobachtet. Ich hob betont lässig die Hand und drehte
     mich weg. Wahrscheinlich hatte er jeden meiner Gedanken von meinem Gesichtsausdruck ablesen können. Ich steuerte die Strandpromenade
     an, zum Shoppen hatte ich weder Zeit noch Geld. Diese Probleme kannte Eleonore Stehler anscheinend nicht.
     
    Hanna und meine Mutter saßen mit Kaffeetassen in der Hand auf der Bank im Hof und steckten ihre Köpfe zusammen. Als sie mich
     bemerkten, fuhren sie auseinander und schauten mich an.
    »Ist irgendetwas?«
    Ich blieb vor ihnen stehen. Sie trugen beide weiße Kittel, ich fragte mich, wo sie die herhatten. Meine Mutter hatte immer
     einen ausgesprochen guten Geschmack bei ihrer Kleidung. Was sie jetzt dazu brachte, in diesem Kittel zu kochen, war mir schleierhaft.
    »Wie seht ihr überhaupt aus?«
    »Wie die Profis.« Hanna blickte an sich hinunter. »Hans- Jörg hat gesagt, er kann nicht arbeiten, wenn so viele Leute in bunten Blusen in der Küche stehen. Ihm wird ganz schwindelig.
     Deshalb hat er die Kittel besorgt. Das ist doch praktisch. Und die Gäste wissen, dass wir zum Personal gehören.«
    »Ach so.« Ich betrachtete meine Mutter, die sehr zufrieden und gut gelaunt wirkte. »Und sonst?«
    »Kind, alles fein. Wir sind so weit fertig und machen jetzt Kaffeepause.« Meine Mutter strahlte mich an. »Wir haben Ines übrigens
     ins ›Badehaus‹ geschickt. Sie geht ja gern in die Sauna. Wir haben hier alles im Griff, da muss sie doch nicht so viel arbeiten.
     Sie hat Urlaub.«
    Ich schluckte eine Antwort runter. Typisch Ines, sie hätte mich auch fragen können, ob ich mitwollte. Auf der anderen Seite
     hatte ich hier aber einen Auftrag. Wenn Marleen wüsste, was in ihrer Küche los war, würde sie sowieso ohnmächtig werden. Ich
     verdrängte die aufkommenden Gedanken und sagte: »Ich gehe mal gucken, was Hans-Jörg so macht.«
    Die Küche sah weniger chaotisch aus, als ich befürchtet hatte. Hans-Jörg stand am Herd und schmeckte ab. Als er mich bemerkte,
     zuckte er zusammen.
    »Ich   … ähm, ich probiere nur, ich mach gar nichts.«
    »Du
sollst
was machen.«
    Ich öffnete die Backofentür und betrachtete das Blech voller Hähnchenschenkel.
    Hans-Jörg folgte meinem Blick. »Das soll ›Toskanisches Olivenhähnchen‹ sein.«
    »Wo sind denn da die Oliven? Das sind doch nur gegrillte Hühnerbeine.«
    »Charlotte mag keine Oliven. Und Hanna hatte so viele Hähnchenschenkel. Salbei und Majoran mochten die Damen nicht riechen,
     deshalb haben sie die anderen Kräuter aus dem Rezept ebenfalls weggelassen. Von Paprika kriegt dein Vater ja immer Sodbrennen,
     also fehlt er auch.«
    »Mein Vater ist doch gar nicht da.« Ich ließ die Backofentür wieder zufallen und wandte mich den anderen Töpfen zu. »Na ja.
     Aber der Rest sieht gut aus. Hast du das abgeschmeckt?«
    Hans-Jörg nickte. »Deine Mutter nimmt nur Salz und Maggi. Und Hanna kann nicht schmecken, wenn es zu heiß ist. Aber ansonsten
     sind sie sehr nett.«
    Ich tippte mit dem Zeigefinger auf seine Brust. »Hans-Jörg, ich appelliere an deine Kochehre. Es geht nichts raus, was du
     nicht abgeschmeckt hast, ja? Versprich es mir, bitte. Ich habe keine Lust, mich endlos bei den Gästen entschuldigen zu müssen.«
     Sofort fiel mir Eleonore Stehler ein und gleich danach noch etwas anderes. Suchend sah ich mich um. »Sag mal, was gibt es
     denn für die Vegetarier?«
    Meine Mutter kam mit Hanna wieder zurück und hatte meine Frage gehört.
    »Wieso Vegetarier?«
    »Mama, wir haben auch Gäste, die kein Fleisch essen. Frau Stehler zum Beispiel, die sowieso dauernd meckert. Was bekommen
     die denn?«
    »Kein Fleisch.« Kopfschüttelnd verschränkte Hanna die Arme vor der Brust. »Das ist auch so eine neumodische Marotte. Aber
     sie können die Suppe essen, das ist ja nur Huhn, und wir haben es ganz klein geschnitten. Das schmeckt man gar nicht.«
    Ich lächelte sie angestrengt an. »Hans-Jörg, machst du bitte noch Pasta mit Gemüse dazu? Mama, du musst jetztnichts sagen. Ihr könnt ja eigentlich Schluss für heute machen. Oder?«
    »Das wollten wir auch.« Meine Mutter zog den Kittel aus und hängte ihn an den Haken hinter der Tür. »Wir machen jetzt nämlich
     einen schönen Spaziergang und gehen heute Abend zu einer Lesung.

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