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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Wichtigtuer aufs Glatteis führen ließ. Aber er konnte eigentlich
     nichts ahnen, so klug war er nicht.
     
    Erst als sich Adelheid mit dem Satz: »Den Rest schafft ihr ja wohl allein«, um kurz vor halb acht auf den Weg zum »Con versationshaus « machte, in dem die Lesung stattfand, entlud sich bei Gesa und Ines der Lachkrampf. Ich betrachtete die beiden, die sich
     an der Fensterbank krümmten, und fragte mich, ob sie jetzt vollends den Verstand verloren hätten. Ichhatte den Küchendienst übernommen und war gar nicht im Gastraum gewesen. Gesa wischte sich stöhnend die Tränen weg und drehte
     sich zu mir um.
    »Sie hat Guntram Bernd eine Topfblume auf den Tisch gestellt. Und sie hat mit Kreidestimme zu ihm gesagt, welch eine Ehre
     es für sie wäre, ihn bedienen zu dürfen.«
    »Wer? Adelheid?« Gesa musste sich verhört haben. Aber sie fuhr fort.
    »Und wenn er irgendwelche Wünsche habe, das Essen betreffend – das hat sie wortwörtlich gesagt: das Essen betreffend   –, dann könne er sich jederzeit an sie wenden, sie sei eine gute Köchin, das habe auch ihr verstorbener Mann immer gesagt.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Er hat sich bedankt und gesagt, dass diese Suppe sehr originell sei, aber er sei pflegeleicht beim Thema Essen. Hauptsache
     warm.«
    Gesa prustete wieder los, mittlerweile war Ines wieder zu Atem gekommen.
    »Sie hatte Lippenstift am Zahn, und ihr Gesicht war knallrot. Christine, du kannst es dir gar nicht vorstellen, dieser Dragoner
     war dermaßen weichgespült. Nur als Gisbert von Meyer sich dazusetzen wollte, da hat sie ihren Schraubgriff angewandt. ›Mein
     Lieber‹, hat sie gesagt, ›das Essen ist nur für die Hausgäste, warte du doch an der Rezeption.‹ Er dackelte sofort ab.«
    »Und dann?«
    Gesa tauschte einen Blick mit Ines und fing an zu kichern. »Sie ist dann noch mal zu Herrn Bernd hingegangen und hat gesäuselt,
     dass sie eine große Verehrerin seiner Bücher sei. Er hat sie daraufhin zu seiner Lesung eingeladen. Sie hat geantwortet, dass
     sie selbstverständlich schon eine Karte habe. Aber wenn er ihr das Buch signieren könne, dann würde er sie glücklich machen.«
    »Ihr übertreibt doch.« Ich konnte mir Adelheid nicht als Groupie vorstellen.
    »Nein«, widersprach Ines immer noch lachend, »es war genau so. Sie haben auch noch irgendetwas von ›später ein Glas Wein trinken‹
     geredet, aber da musste ich weg, sonst wäre ich förmlich geplatzt. Und die ganze Zeit der Lippenstift am Zahn   …« Ihre Selbstbeherrschung war schon wieder dahin.
    Um das Ganze in geordnete Bahnen zu lenken, ließ ich Spülwasser einlaufen und sagte: »Sobald ihr wieder normal seid, könntet
     ihr bitte das restliche Geschirr aus dem Gastraum holen. Ich würde auch ganz gern mal Feierabend haben.«
    Die arbeitsame Ruhe wurde nur noch ab und zu von leisem Gekicher unterbrochen und erst als die Küchentür geöffnet wurde, hielten
     wir inne.
    »Hier wird ja noch richtig gearbeitet.« Jurek blieb an der Tür stehen und schaute sich um. »Ich wollte fragen, ob ihr Lust
     auf ein Feierabendbier habt. Ich habe heute meinen freien Tag. Vielleicht in der ›Milchbar‹?«
    Er hatte zwar »ihr« gesagt, sah aber nur Gesa an. Die lächelte vor sich hin und rieb kräftig mit einem Lappen an der Spüle
     herum. Ines folgte seinem Blick, grinste und antwortete: »Ach, das ist Pech, aber Christine und ich wollten heute Fußball
     gucken. Werder Bremen. Geht ihr doch allein. Wir sind gleich fertig.«
    »Ihr wollt ernsthaft Fußball schauen? Das ist ein Witz, oder?«
    Meine Schwester und ich verstanden Gesas Frage überhaupt nicht. Wir sahen uns Fußballspiele an, seit wir Kinder waren. Frühkindliche
     Prägung, die Sportschau war die einzige Sendung, die am Samstagabend während des Abendessens laufen durfte. Damit waren wir
     groß geworden. Wir blickten Gesa nur schweigend an.
    »Wie auch immer«, Gesa warf uns einen unsicheren Blickzu, dann legte sie die nassen Geschirrhandtücher in einen Korb. »Na gut. Also, ich hätte schon Lust, noch etwas zu trinken.«
    Jurek strahlte sie an. »Schön. Gehen wir dann?«
    Die beiden zogen ab, und meine Schwester sagte: »Jurek ist in Gesa verknallt. Süß.«
    »Sag ich doch. Sonst würde er ja nicht dauernd in der Küche herumhängen.«
    »Da bin ich mal gespannt, ob was daraus wird. Und jetzt komm, in zehn Minuten ist Anpfiff.«
    Ich schloss das Fenster und griff nach dem Korb mit den schmutzigen Handtüchern.
    »Also los. Und vergiss deine

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