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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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doch nur die Glasur ein bisschen angekratzt. Das muss man wirklich nicht gleich inden Müll werfen. Wo bleibt eigentlich Kalli? Er wollte sofort losfahren. Ach, da ist er ja.«
    Kalli fuhr sehr langsam mit seinem Fahrrad auf den Hof. Langsam, weil er einen voll beladenen Fahrradanhänger hinter sich
     herzog. Er stieg ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Meine Güte, ist der schwer zu ziehen. Guten Morgen, Christine, kannst du mir beim Abladen helfen?«
    Entsetzt zählte ich die Isoliertüten, die sich auf dem Hänger stapelten. Es waren mindestens dreißig.
    »Jetzt sagt bitte nicht, dass das alles Huhn ist.«
    Ich griff nach der obersten und schaute hinein. Es war Huhn.
    »Unten liegen zweimal Pommes.« Meine Mutter winkte Adelheid zu, die gerade aus der Tür trat. »Und eine Tüte Brokkoli. Hallo,
     Adelheid, wir haben alles mitgebracht, wir können gleich loslegen.«
    »Ines hat sich jetzt auch noch geschnitten. Sie hat zwei Tischdecken eingesaut.« Vorwurfsvoll sah Adelheid mich an und wandte
     sich an meine Mutter. »Deine Töchter haben den Hängeschrank dermaßen überladen, dass er von der Wand gefallen ist. Das ganze
     Geschirr ist zerdeppert und alles voller Scherben. Nach wie vor.«
    »Ach so.« Meine Mutter guckte auch noch einmal in die Mülltonne. »So schön war das aber wirklich nicht. Guck mal, Hanna, der
     Teller hier ist noch gut. Und die Tasse hier, ach nein, die hat keinen Henkel. Ist der Schrank einfach so runtergefallen?
     Wer hängt den denn jetzt wieder auf? Schade, dass Papa nicht hier ist, der könnte sich sonst gleich nützlich machen. Oder,
     Christine?«
    Ich gab keine Antwort und wartete auch Adelheids nächsten Kommentar nicht ab, sondern ging zurück in die Küche, wo Gesa meiner
     Schwester gerade den Zeigefinger verpflasterte.
    »Die Kochtruppe ist soeben eingetroffen«, teilte ich mit und goss mir einen Kaffee aus der Thermoskanne ein. »Zusammen mit
     Kalli und drei Zentnern Huhn.«
    »Schön.« Ines betrachtete ihren Finger und stand auf. »Danke, Gesa. Wir müssen schon wieder durchfegen, hier liegen immer
     noch Scherben rum.«
    »Dann sagt Hans-Jörg, er soll beim Kochen die Schuhe anlassen. Barfuß ist es zu gefährlich.« Ich schwenkte die Tasse, um die
     Milch zu verteilen. »Da ist er ja. Morgen, Hans-Jörg.«
    Er stand im Türrahmen, sah verwirrt erst auf uns und dann auf die leere Wand.
    »Wo ist denn der Schrank? Und wieso soll ich barfuß kochen?«
    »Das war ein Scherz.«
    Ich fühlte mich plötzlich sehr müde. Es machte die Sache nicht besser, dass meine Mutter, gefolgt von Adelheid, Hanna, Kalli
     und den Tüten voller Huhn in die Küche kam und sagte: »Ines, Kind, hast du dich geschnitten? Lass mal sehen.«
    Ich verkniff mir den Satz, dass ich mich viermal geschnitten hatte. Schließlich war ich die Ältere.
     
    Später saß ich in einem der bequemen Sessel in der »Milch bar «, trank einen Kaffee und starrte aufs Meer. Ich hatte die Flucht ergriffen, als Kalli mit sorgenvollem Blick die Wand inspizierte
     und mit dem Finger über die ausgerissenen Löcher fuhr.
    »Da muss ich aber größere Dübel nehmen. Habt ihr eine Bohrmaschine hier, oder soll ich mein eigenes Werkzeug schnell holen?«
    »Du willst ja wohl hier nicht bohren, während wir kochen?« Hanna warf ihrem Mann nur einen kurzen Blick zu, während sie die
     Hühnerteile sortierte. »Das kommt gar nicht infrage, das kannst du nachher machen. Frag doch Christine, ob du was anderes
     helfen kannst.«
    »Hanna, ich muss ganz dringend zur Bank und ein paar Besorgungen machen. Ihr beschäftigt Kalli schon, bis später.«
    Zum Glück kommentierte niemand meinen Abgang.
    »Störe ich dich?« Toms Stimme riss mich aus meinen Gedanken, ich fuhr herum.
    »Oh, hallo, nein, du störst mich nicht. Setz dich doch.«
    Er blieb stehen. »Dann hole ich mir auch einen Kaffee. Soll ich dir noch einen mitbringen?«
    »Ja, gern.«
    Es war egal, ich würde jetzt länger bleiben als ich ursprünglich gedacht hatte. Ines und Gesa waren ja da.
    Am Abend vorher war es nicht mehr zu einem ausführlichen Gespräch zwischen Tom und mir gekommen. Nachdem Gisbert von Meyer
     endlich mit Guntram Bernd verschwunden war, tauchte das nette Ehepaar aus Bremen auf. Der Mann hatte einen Hexenschuss, also
     musste ich in Marleens Zettelkasten die Nummer eines Arztes suchen, ein Taxi bestellen und warten, bis die beiden wieder da
     waren. In der Zwischenzeit war Tom nach oben gegangen, und ich wollte nicht mehr an seiner

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