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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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ich sage
     es nur so zur Information.«
    Er stellte mehrere Gläser auf ein Tablett, ging mit Hüftschwung um den Tresen herum und bediente eine Gruppe seiner fremden
     Gäste. Ines beobachtete ihn dabei und schüttelte den Kopf.
    »Ich verstehe gar nicht, dass er die fremd findet. Er redet doch ohne Punkt und Komma mit ihnen.«
    Gut gelaunt kehrte er zurück. »Die wohnen in der ›Strand distel ‹ und kommen aus Düsseldorf. Zwei Brüder mit ihren Frauen. Die Brüder sind schnuckelig. Da könnt ihr euch doch dazusetzen.«
    Er kicherte über seinen eigenen nicht besonders guten Witz. Ich schlürfte die Reste aus dem Glas und schob es Pierre entgegen.
    »Ich möchte genau das Gleiche noch einmal.«
    »Sehr gerne.« Während er nach den Zutaten griff, blickte er über meine Schulter hinweg zur Tür. Plötzlich senkte er seine
     Stimme.
    »Oh, da kommt der smarte Typ wieder. Nicht umdrehen, du siehst ihn gleich. Er war gestern schon mal hier, der gefällt mir
     gut. Ich weiß nur noch nicht, wo er wohnt.«
    Ines drehte sich trotzdem kurz um. »Bei uns«, sagte sie, »machst du mir bitte noch ein Bier?«
    Pierres Mund stand noch immer offen, als Tom schon neben mir am Tresen ankam.
    »Das ist ja eine nette Überraschung. Hallo, Christine.«
    Ich war nur leicht zusammengezuckt. »Ach, hallo. Tom, das ist meine Schwester Ines, aber ihr kennt euch ja schon, und Pierre.«
    Tom lächelte Ines an und nickte Pierre zu. »Hi. Ich hätte gern ein Bier. Ich gehe mir nur schnell die Hände waschen. Bis gleich.«
    Ich sah ihm hinterher und bemerkte, dass er schon wieder diesen dunkelblauen Pullover unter dem Jackett trug. Wobei das Jackett
     sehr chic war.
    »Pierre, der Herr möchte ein Bier.«
    Ines zog die einzelnen Silben lang, um den verblüfften Barkeeper wieder auf die Erde zu holen. Er schloss den Mund und schob
     ein Glas unter den Zapfhahn.
    »Der sieht ein bisschen aus wie George Clooney, oder?«
    »Höchstens die Frisur«, entgegnete Ines und nahm ihm das erste Bier ab.
    In seiner Begeisterung ignorierte Pierre ihren Kommentar. »Aber sag mal, Christine, da hast du ja eine ganz schnelle Eroberung
     gemacht. Ich denke, du bist mit einem Schweden zusammen?«
    »Johann arbeitet im Moment nur in Schweden«, erklärte ich und wartete auf meinen zweiten Cocktail. »Und Tom Hansen kenne ich
     noch von früher, wir waren auf derselben Schule, und jetzt macht er hier Urlaub mit seiner Mutter.«
    »Wie süß.« Pierre schnitt verzückt Orangenschnitze. »Und er sieht wirklich gut aus. Nur diesen Pullover sollte man ihm mal
     ausziehen. Auch wenn es im September kalt ist auf Norderney. Also, Chrissi, für dich ist er nichts?«
    Ines schüttelte den Kopf und stöhnte leise. Pierre drehte sich zu ihr um.
    »Was gibt es denn da zu stöhnen? Ich kann doch malfragen. Wahrscheinlich ist er sowieso nicht schwul, ich habe da immer so ein Pech. Was ist eigentlich mit dir, meine Liebe?
     Hast du Interesse?«
    Ich blickte erstaunt von Pierre zu Ines. Die schüttelte nur gelassen den Kopf.
    »Nein, der ist mir zu alt. Und ich hatte noch nie denselben Männergeschmack wie meine Schwester.«
    »Wie angenehm.« Pierre grinste und zapfte Toms Bier zu Ende. »Dann gab es da wenigstens nie Streit. Aber willst du nicht auch
     mal wieder was fürs Herz?«
    Ines winkte ab. »Lass mir mal mein entspanntes Leben als Solistin. Ich finde das ganz wunderbar so. Nicht wahr, Christine?«
    Tom hatte die letzten Worte anscheinend mitbekommen. Er griff dankend zu seinem Bier und rückte einen Hocker näher zu meinem.
    »Ach, du bist Solistin? Ist das dasselbe wie Single?«
    Er sah mich mit einem sehr intensiven Blick an, ich bekam einen trockenen Hals und musste mich räuspern.
    Pierre schob ein Schälchen Nüsse zwischen uns und krähte munter: »Unsere Christine doch nicht! Solche Frauen bleiben nicht
     übrig. Bist du   … Ich darf doch einfach ›du‹ sagen, oder? Wir duzen uns hier immer alle. Also, bist du allein mit deiner Mutter hier?«
    Tom wandte langsam seinen Blick von mir und antwortete: »Ja. Mein Vater ist seit zehn Jahren tot, und meine Frau hat mich
     sitzenlassen.«
    »Oh«, Pierre beugte sich vor, »das tut mir leid, also, dass dein Vater tot ist. Furchtbar. Christine, hier bitte: ›Sex on
     the beach‹.«
    Es war völlig bescheuert, dass ich wegen eines albernen Getränkenamens rot anlief. Noch bescheuerter war, dass sich Pierre
     vor Vergnügen fast über den Tresen schmiss und Ines sich an ihrem Bier so sehr verschluckte, dass sie

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