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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Liebe meines Lebens? Ich hatte schon öfter gedacht, dass ich sie gefunden hätte. Beim ersten Mal war mir das in den Armen
     von Tom passiert. Genützt hatte es aber nichts.
    Und im Moment wusste ich sowieso nicht mehr, was ich eigentlich dachte oder wollte. Es war ja nicht nur Johann, der mich zum
     Grübeln brachte. Es war auch meine Wohnungin Hamburg, aus der ich ausziehen wollte, es war meine Jobsituation, die sich ändern musste, und jetzt kamen auch noch Norderney
     und Marleen hinzu. Wie sollte ich denn da einen klaren Gedanken fassen?
    »Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich einfach keinen Mut, etwas zu verändern. In drei Jahren werde ich fünfzig. Irgendwann
     ist die Chance, noch einen Partner zu finden, vorbei.«
    Ines griff zur Fernbedienung, doch anstatt lauter zu machen, stellte sie das Gerät aus.
    »Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, dass du in einer unglücklichen Beziehung bleibst, weil du Angst hast, allein zu leben?
     Und denkst, dass du bis zu deinem Lebensende nie wieder jemanden kennenlernst? Christine, das ist krank. Und lächerlich. Und
     total falsch.«
    Ich war selbst erschrocken, ich hatte es für mich noch nie so klar formuliert. Aber schon irgendwie gefühlt. Ines legte die
     Fernbedienung auf den Tisch und stand mit Schwung auf.
    »Du guckst ganz unglücklich. Und das Spiel ist sowieso langweilig, wir können uns das Ergebnis genauso gut nachher im Bildschirmtext
     ansehen. Jetzt gehen wir in die Bar, trinken mit Pierre noch einen bunten Cocktail und reden über alberne Dinge. Dann rüttelt
     sich dein Hirn vielleicht zurecht. Es ist ja nicht auszuhalten, dass du so einen Blödsinn denkst. Vergiss mal deine Sorgen.«
    »Du machst dir alles immer so einfach.«
    »Nein.« Ines stand schon und warf mir meinen Pullover zu. »Im Moment mache ich es
dir
einfach. Jetzt komm.«
     
    Bereits als wir die Bar betraten, hatte ich mir vorgenommen, es mir auch einfach zu machen. Pierre, in weißen Jeans und schwarzem,
     tailliertem Hemd, winkte uns ekstatisch zu. Das ging doch schon mal gut los.
    »Endlich bekannte Gesichter«, stöhnte er übertrieben. »Den ganzen Abend kommen fremde Gäste. Okay, ich kennedrei oder vier vom Sehen, aber die anderen? Ich kann mich mit niemandem unterhalten, es ist furchtbar. Ihr Süßen, was wollt
     ihr trinken?«
    »Alles außer Weißwein«, antwortete meine Schwester sofort. »Am liebsten hätte ich ein Bier. Wieso hast du Probleme mit fremden
     Leuten?«
    »Ich habe keine Probleme, nur redet niemand mit mir. Und dann ist es sooo langweilig. Chrissi, soll ich dir was Schönes mixen?«
    »Unbedingt«, antwortete Ines an meiner Stelle, »mix ihr etwas, was die Stimmung hebt.«
    Pierre nickte zufrieden. »Barkeeper sind wie Friseure, ihr Frauen sollt uns einfach vertrauen, wir wissen am besten, was gut
     für euch ist.«
    Er drehte sich zum Regal um, griff nach mehreren Flaschen, jonglierte mit einem Shaker und hatte in rasender Geschwindigkeit
     eine schöne orangerote Flüssigkeit in ein Glas gegossen, das er mir, verziert mit Obst und Papierschirmchen, hinstellte.
    »Zum Wohl. Und ein Bierchen. Ihr Lieben, wie schön, dass ihr hier seid.« Er hob sein Glas mit Apfelsaftschorle und strahlte
     uns an. »Auf die Friseure und Barkeeper dieser Welt und dass sie nie danebenliegen mögen.«
    Vorsichtig nippte ich an dem Cocktail, er schmeckte großartig.
    »Und?« Pierre sah mich erwartungsvoll an.
    »Du kennst mich mindestens so genau wie mein Friseur. Wunderbar.«
    »Ich wusste es doch.« Er zapfte ein weiteres Bier und ließ dabei seinen Blick durch die Bar schweifen. Dann beugte er sich
     wieder zu uns. »Eure Mutter ist ja so was von zauberhaft. Wir haben uns heute Mittag total nett unterhalten. Also, dass sie
     auf Sylt alles stehen und liegen lässt, um ihren Töchtern zu helfen, das finde ich ja ganz süß. Auf die Idee käme meine Mutter
     nie im Leben.«
    »Manchmal wünschte ich, meine käme auch nicht drauf.« Ich saugte voller Hingabe am Strohhalm. »Wenigstens ist sie allein gekommen.
     Sie ist ja wirklich pflegeleicht, mein Vater ist da ein ganz anderes Kaliber.«
    Ines klopfte dreimal auf den Tresen. »Er ist ja nicht mitgekommen. Wir haben einfach Glück, dass Walter und Inge jetzt auf
     Sylt wohnen. Inge ist die Schwester meines Vaters, die kann sich um ihn kümmern, ohne Mama ist der gute Heinz nämlich völlig
     aufgeschmissen.«
    Pierre legte seine Hand auf Ines’ Finger. »Der Tresen ist nicht aus Holz. Denkt nicht, dass ich an so etwas glaube,

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