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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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auskannte. Der ein Meister der Recherche war. Und jetzt zufällig hier ein Zimmer hatte. Das war doch etwas komisch.
    Gregor Morell kam mir auf einmal ebenfalls verdächtig vor. Er war Fotograf. Was hatte Kühlke gesagt? »Es gibt eine Menge Menschen,
     die Informationen oder Fotos für große Summen verkaufen.« Was wollte ein junger, gut aussehender Typ, wenn auch arrogant und
     unsympathisch, mit einer so viel älteren Geliebten in einer Pension auf Norderney? Vielleichtbefeuerten ihn ganz andere Gründe, sich hier umzusehen. Vermutlich hatten die Blicke, die er Ines zugeworfen hatte, auch etwas
     mit seiner Mission zu tun. Er brauchte Informationen. Ich musste Ines fragen, irgendetwas musste er gestern Abend im Schilde
     geführt haben. Und das war jetzt keine Privatsache mehr.
    Ich ließ das polierte Messer in die Schublade fallen und holte tief Luft. Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder gab es eine
     Verschwörung, oder ich befand mich am Beginn einer Paranoia. Auf jeden Fall war es höchste Zeit, mit Ines und Gesa zu sprechen.
     Diese Geschichte konnte ich wirklich nicht mehr allein stemmen.
     
    Auf dem Weg in die Küche kam mir Tom entgegen. Er blieb sofort stehen und sah mir entgegen.
    »Ich habe dich schon gesucht. Du warst gestern Abend so plötzlich verschwunden, ich habe mir Sorgen gemacht. Ist alles in
     Ordnung?«
    Mit größter Anstrengung lächelte ich ihn an. »Hallo, Tom. Du, ich war nur müde und hatte ein bisschen zu viel getrunken.«
    Ob alles in Ordnung war? Hätte ich so laut schreien können, wie ich wollte, hätte er seine Frage bereut. Aber ich schrie nicht,
     ich lächelte weiter und sagte: »Im Moment ist es schlecht, wir haben gerade viel zu tun. Aber wir sehen uns später, ja?«
    Meine Mundwinkel taten schon weh, er hielt mich am Ärmel fest. »Christine, können wir, ähm, also, hättest du Lust, heute Abend
     mit mir essen zu gehen? Ich habe da einen guten Italiener entdeckt, ›Sergio‹, in der Strandstraße. Wie wär’s? Wir reden über
     alte Zeiten und was damals alles schiefgegangen ist. Und über Fehler, die man nie mehr machen würde. Ja?«
    Warum können solche Dinge nicht passieren, wenn sie zu den Umständen passen? Warum ausgerechnet an einem derschwärzesten Tage meines Lebens? Ich hatte im Moment überhaupt keine Zeit für Herzgedanken und Sentimentalitäten. Keine einzige
     Minute. So schön es gewesen wäre. Also sah ich zu Tom hoch und legte ihm kurz und entschuldigend die Hand auf die Brust.
    »Heute geht’s nicht, aber wir machen das die nächsten Tage. Okay?«
    Ich ignorierte sein enttäuschtes Gesicht und schob mich an ihm vorbei in die Küche. Im Moment war ich nicht in der Lage, mich
     so zu verhalten, wie ich es gerne gewollt hätte. Meine Mutter drehte sich zu mir um.
    »Warst du noch nicht einkaufen? Wir suchen überall das Suppengrün.«
    Ich hatte es vergessen. Die letzte Aktion, bevor Kühlke den Tag zum Einstürzen gebracht hatte, war die Suche nach Hannas Einkaufszettel
     gewesen. Es schien mir Jahre her.
    »Entschuldigung, dazu bin ich noch gar nicht gekommen.«
    »Christine.« Meine Mutter sah mich tadelnd an. »Was ist denn mit dir los? Du warst immer so zuverlässig. Seit Johann in Schweden
     ist, hängst du durch und vergisst alles. Langsam solltest du dich mal zusammenreißen. Wo kriegen wir jetzt so schnell Suppengrün
     her? Und wir brauchen auch noch Rosinen. Es gibt heute schwedische Hühnersuppe.« Sie lachte und klopfte Hanna auf den Rücken.
     »Vielleicht vergeht bei Christine die Sehnsucht, wenn sie die nachher isst.«
    Vermutlich wäre mir nicht nur die Sehnsucht vergangen, wenn ich sie denn im Moment gehabt hätte. Aber ich hatte andere Probleme
     als die grauenhafte Kombination von Huhn mit Rosinen. Und sonstigen Schwedenhappen.
    »Wo sind Gesa und Ines?«
    »Was ist jetzt mit Suppengrün?« Hanna fand ihr Problem wichtiger. Sie hatte ja keine Ahnung. »Eine von euch muss jetzt schnell
     los. Hans-Jörg brauchen wir hier. Und das Suppengrün auch. Also, bitte.«
    »Was ist denn das für ein Ton?« Mein Vater stand auf einmal neben mir. »Gibt es hier Streit? Christine, du bist ganz blass.
     Das ist mir heute Morgen schon aufgefallen. Du siehst nicht gut aus. Was hast du?«
    »Papa, ich   …«
    »Deine Tochter soll nur einkaufen fahren. Ich weiß nicht, wo das Problem ist.« Hanna wurde sichtlich ungeduldig. »Hans- Jörg , stell mal die Flamme kleiner, das kocht ja gleich über. Also, ihr seht doch, dass wir hier nicht

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