Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
Vom Netzwerk:
Marleens neue Liebe genau
der
Björn war, das hatte ich doch nicht wissen können.
    Während ich diese Nachricht noch verdaute, fuhr Ralf Kühlke fort: »Ich habe auch Kontakt mit David Bruhn, dem Bruder. Er hat
     mir erlaubt, mit Ihnen offen zu sprechen, weil wir wirklich alle aufpassen müssen. Die eine Sache ist die Presseberichterstattung.
     Gerade die Konkurrenz wird sich die Finger danach lecken, aus diesem Vorfall sofort eine Sex-and-crime-Story zu machen. Mit
     allen möglichen schmutzigen Verdachtsmomenten und intimen Details. Egal was wirklich passiert ist, Ihrer Freundin und Herrn
     Bruhn wird die Geschichte für die nächsten Jahre anhaften. Ich muss Ihnen nicht sagen, was das bedeutet. Die andere Gefahr
     ist Erpressung. Es geht hier um viel Geld, und es gibt eine Menge Menschen, die Informationen oder Fotos für große Summen
     verkaufen.«
    Mich durchzuckte die Erkenntnis, dass auch Gernegroß-Journalisten wie Gisbert von Meyer äußerst unangenehm werden könnten.
     Er war sensationslüstern und würde, um anerkannt zu werden, über manche Leiche gehen.
    »Herr Kühlke, mir ist schlecht. Sagen Sie mir, was ich machen soll. Ich habe nämlich im Moment überhaupt keine Ahnung.«
    Er behielt nach wie vor die Fassung, was mich beruhigte, aber es war ja auch nicht seine Freundin, die mit einem millionenschweren,
     sehr bekannten, erpressbaren und in Scheidung lebenden Zeitungsmogul im Knast saß, weil sie angeblich betrunken übereinander
     hergefallen waren. Im Sand. Und vor Publikum.
    »Das Einzige, was Sie im Moment machen müssen: absolutes Stillschweigen bewahren. Kein Wort zu Dritten.«
    »Aber meine Schwester und eine von Marleens Mitarbeiterinnen wissen doch schon einiges. Die beiden muss ich auf dem Laufenden
     halten.«
    »Da kann man nichts mehr machen. Weihen Sie darüber hinaus niemanden mehr ein. Alle, die bisher informiert sind, müssen verschwiegen
     sein. Absolut. Das ist sehr wichtig. Ansonsten wimmeln Sie alle Fragen ab, sagen Sie, dass Sie nichts wüssten, bauen Sie Ihre
     gute Geschichte für die Abwesenheit von Frau de Vries weiter aus.«
    Vor lauter Entsetzen schossen mir die Tränen in die Augen. Es war ein einziger Alptraum.
    »Wie soll ich denn fünfzehn Jahre Abwesenheit gut erklären?« Jetzt brach auch noch meine Stimme.
    Ralf Kühlke hatte ein Lächeln in der Stimme. »So weit wird es wohl nicht kommen. Aber wenn die Anklage aufrechterhalten wird,
     muss Ihre Freundin eine Gerichtsverhandlung über sich ergehen lassen. Und bis zum Prozessbeginn kann es unter Umständen sogar
     Monate dauern. Na ja, das sehen wir dann. In den meisten Fällen erfolgt durch die diplomatischen Verhandlungen einfach eine
     Ausweisung. Früher oder später.«
    Früher oder später? Der hatte wohl die Ruhe weg. Ich wischte die Tränen mit dem Ärmel ab.
    »Kopf hoch, Frau Schmidt.« Kühlkes Stimme war immer noch abgeklärt. »Das wird schon. Sie haben das doch bislang auch gut hingekriegt.
     Ich melde mich wieder. Also, alles Gute und wirklich: Kein Wort zu irgendjemandem. Bis bald.«
    Ich krächzte ein verheultes »Danke« in den Hörer, legte auf und vergrub mein Gesicht in den Händen.
    Ausgerechnet in dem Moment hörte ich Gisbert von Meyers Motorroller auf dem Hof.
    Und die Stimme meines Vaters: »Mensch, Gisbert, du alter Reporter, schon wieder auf der Jagd nach Skandalen?«

Wie betäubt und nur unter Aufwendung aller Kräfte schaffte ich es, meine Mutter und Hanna zu begrüßen. Ich stand vor ihnen,
     sah ihre Münder auf- und zugehen, ohne wirklich zu verstehen, was sie mir alles erzählten. Als Adelheid auch noch dazukam
     und fragte: »War was?«, antwortete ich lässig: »Nö.« Ich floh in den Gastraum. Hektisch riss ich die Schublade der Anrichte
     auf und fing an, Bestecke zu polieren, in der Hoffnung, die monotone Arbeit würde meine Nerven beruhigen.
    Sie tat es nicht, stattdessen kamen mir immer mehr beunruhigende Gedanken: War Tom nicht Journalist? Bei welcher Zeitung eigentlich?
     Hatte vielleicht schon irgendjemand einen Verdacht und ihn deshalb hierher geschickt? War er so abgebrüht, dass er seine Mutter
     zur Tarnung mitbrachte? Ich wischte die Vorstellung weg. Tom hatte gesagt, dass er die Reise seiner Mutter zum Geburtstag
     im Juli geschenkt hatte. Da war Marleen doch noch gar nicht in Dubai gewesen. Aber was war mit Guntram Bernd? Wieso schleppte
     Gisbert von Meyer ihn hier plötzlich an? Ein versierter Kriminalist, der sich besonders gut mit Erpressung und Entführung
    

Weitere Kostenlose Bücher